Schwarz, schwärzer, am schwärzesten

Görlitz | Hoyerswerda / Wojerecy, 12. November 2013. Darüber lacht die Welt: Der Zoo Hoyerswerda beugt sich dem "Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien" und benennt das Kubakrokodil Fidel in Fidelio um. Hintergrund: Zuletzt in einem vom ZDF am 29. Oktober 2013 ausgestrahlten Fernsehinterview hat der Vorsitzende des Kulturbeirats Thomas Pilz seine Sicht unterstrichen, dass sich der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien in seinen Gremien mit der Frage der Förderfähigkeit des Zoos Hoyerswerda befassen werde, sollte dieser weiterhin auf dem Namen "Fidel" für sein Kubakrokodil bestehen.

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Schon mal vom Krokodil in den Allerwertesten gebissen worden?

Vorsitzender des Kulturkonvents ist der Görlitzer CDU-Landrat Bernd Lange, gelernter Meliorationstechniker und Diplom-Ingenieur. In einer persönlichen Mittteilung an den Zoo Hoyerswerda gibt er kund: "Bei der Diskussion auf der Sitzung des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien ging es darum, künftig Sensibilität bei Namensgebungen anzumahnen. Der Zoo Hoyerswerda hat auch in Zukunft, wie alle anderen Einrichtungen, die Möglichkeit, Förderanträge an den Kulturraum zu stellen. Die Anträge werden entsprechend der Regularien des Kulturraumes geprüft und nach Empfehlung des Kulturbeirates dem Gremium zur Entscheidung vorgelegt." In dieser Mitteilung unterstreicht der Landrat des Landkreises Görlitz die wichtige Bedeutung des Kulturbeirates bei der Frage der künftigen Förderung des Zoos.

Für den Zoo Hoyerswerda sind diese Worte die eiserne Faust im Samthandschuh, denn weil gerade der Vorsitzende dieses Kulturbeirates nicht von seiner Forderung abrückt, entschied sich der Zoo nun dafür, das freche Reptil umzutaufen. In Anlehnung an Ludwig van Beethovens einzige Oper, die Freiheits-Oper "Fidelio", soll Schnappies neuer Name nun "Fidelio" sein. Immerhin sah van Beethoven in seiner Oper die Möglichkeit, die gegen jegliche Tyrannei gerichteten Prinzipien der politischen Freiheit, der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit oder einfach die Rettung eines unschuldigen Helden aus höchster Not zum Ausdruck zu bringen. Passt.

Seinen neuen Namen und damit hoffentlich auch das Ende des Konflikts verdankt das Kubakrokodil dem Verein der Zoofreunde Hoyerswerda, dem Förderverein des Zoos. Der hatte nämlich beschlossen, die Patenschaft für das fidele - sorry, fideliose - Krokodil zu übernehmen und den neuen Namen ausgesucht. "Von dem neuen Namen 'Fidelio', den Brigitte Trunte, die Schatzmeisterin des Fördervereins, vorgeschlagen hat, waren wir sofort begeistert. Wir denken, er beschwichtigt zum einen die Kritiker, welche eine Namensänderung forderten, zum anderen bleibt der Wortstamm erhalten, so dass sicherlich auch die Befürworter des Namens zufrieden sind", zeigt sich Geschäftsführerin Carmen Lötsch froh über den gefundenen Kompromiss. Ein Termin für die Tiertaufe ist allerdings noch nicht bekannt.

Der Zoo Hoyerswerda und sein Förderverein hoffen jetzt, dass es in der kommenden Sitzung des Kulturkonvents am 17. Dezember 2013 in Görlitz nicht zu der befürchteten Fördermittelkürzung kommt und alle Beteiligten langfristig weiter in enger Zusammenarbeit die Kulturlandschaft der Region gestalten können. Sonst könnte es passieren, dass das kleine Krokodil einen gar zu beflissenen Schwarzkittel dahin beißt, worauf er am liebsten sitzt, meint der Görlitzer Anzeiger. Was im Sinne des Artenschutzes nicht gewollt ist.

Kommentar:

"Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!", flehten wir, wenn die DDR-Apparatschiks in vorauseilendem Gehorsam wieder einmal blödsinnige Beschlüsse verkündeten.

Wer seinen Arsch über den Untergang der DDR hinweg in die Verwaltungsstrukturen gerettet hat, ist dem neuen System besonders verpflichtet. Ein Schnappitier namens Fidel ist da nicht tolerabel. Kein Wunder, dass die verstaubten Linken noch immer Stimmen gewinnen.

Und keine Ahnung, woher Kulturbeirat und Kulturkonvent ihre Bienchen bekommen - schwarz-gelb sind sie allemal.

Wer der schlimmere Diktator war, Fulgencio Batista oder Fidel Castro, hat die Geschichte längst entschieden. Auch linientreue Schwarzröcke sollten das zur Kenntnis nehmen,

meint Ihr Fritz R. Stänker


Erfahren Sie die ganze Wahrheit:
25. Oktober 2013: Das kleine Krokodil Fidel heißt gar nicht Castro
24. Oktober 2013: Landrat Lange gegen "fideles" Krokodil
29. August 2013: Fidel Castro in Hoyerswerda

Kommentare Lesermeinungen (3)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Kulturraumängste

Von Jens am 13.11.2013 - 14:08Uhr
Ja Mensch, hat denn der Landrat Lange (CDU) keine anderen Sorgen im ärmsten Landkreis der Republik?

Mir fällt da einiges ein, wie Hartz 4, Jugendarbeitslosigkeit, Altersarmut, Drogen, maroder Haushalt usw. usw.

Und außerdem, muss jetzt auch die Kreisstadt Görlitz um die üppigen Geldzuwendungen des Kulturkonvents fürchten, wenn rauskommt, dass der derzeitige Oberbürgermeister einst (...) SED-Parteisekretär und (...) Kampfgruppenkämpfer war?

Hoffentlich sagt es keiner dem Lange Bernd, sonst gibt es im Görlitzer Theater auch keinen Fidlio mehr, befürchtet

Jens

Ist "Cuba libre" politisch korrekt?

Von Fritz R. Stänker am 13.11.2013 - 10:31Uhr
Müssen kulturelle Institutionen im Einzugsgebiet des Kulturraums Oberlausitz-Niederschlesien um ihre Fördermittel bangen, wenn sie "Cuba libre" (Freies Kuba) ausschenken?

Der Name des Longdrinks entstand zwar nach der Befreiung von der spanischen Kolonialherrschaft, aufrechte Exil-Kubaner beziehen ihn aber auf das sozialistische Kuba Fidel Castros und nennen den Cuba libre daher "Mentirita" (Kleine Lüge).

Castro-Kuba als frei zu bezeichnen wäre doch eine Verherrlichung der Diktatur und sicherlich nicht mit den Leitlinien des Kulturraums vereinbar.

Fidelio und Rocco, der Gefängnisaufseher

Von B. Oertel am 13.11.2013 - 07:12Uhr
Ein Krokodil auf dem Wege vom ehemaligen Revolutionär und Freiheitskämpfer Fidel zur Befreiungsoper Fidelio?

Klingt bissel verrückt und doch ganz logisch für den, der die Oper nicht kennt. Doch blickt man genauer ins Libretto, da steht groß und mächtig Rocco, der Gefängnisaufseher, als Schatten im Mittel- und Hintergrund des Fidelio, ein grasser Opportunist und stets getreuer Mitläufer des alten Systems.

Bestehende Ähnlichkeiten zu heute lebenden Personen ausgeschlossen oder doch nicht? Ein Schelm, der Arges dabei denkt!

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  • Quelle: red | Fritz R. Stänker | Foto: Zoo Hoyerswerda
  • Erstellt am 12.11.2013 - 21:32Uhr | Zuletzt geändert am 10.01.2014 - 00:42Uhr
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