Landrat Lange gegen "fideles" Krokodil
Landkreis Görlitz, 24. Oktober 2013. Während die erfolgreichen Oppacher Mineralquellen - erst gestern war der Zittauer IHK-Unternehmerstammtisch zu Gast und spendete viel Lob - gar kein Problem damit haben, ihre Cariba Cola ohne Scheu mit dem Konterfei des legendären - durchaus umstrittenen - aus Argentinien stammenden kubanischen Revolutionärs Che Guevara zu versehen, schreckt der Göritzer Landrat Bernd Lange in seiner Funktion als Vorsitzender des Kulturkonvents Oberlausitz-Niederschlesien (Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien) beim Namen "Fidel Castro" für ein zumindest teilweise kulturraumgefördertes kleines Krokodil auf: Der Name "Fidel" für ein - ausgerechnet - Kuba-Krokodil im Zoo Hoyerswerda sei nicht mit den Leitlinien des Kulturraums vereinbar. Der Zoo, der nun nun um die zukünftige Förderung durch den Kulturraum bangt, teilte dies unter Hinweis auf eine Veröffentlichung in der Sächsischen Zeitung vom 24. Oktober 2013 mit. Links im Bild - wo sonst - der Jungterrorist Fidel Castro. Foto: ZooKultur Hoyerswerda.
Zoo Hoyerswerda kommunizierte bisher politisch korrekt
Der Zoo Hoyerswerda hatte im Jahr 2013 eine Förderung durch den Kulturraum, ohne die er in seiner Existenz bedroht wäre, in Höhe von mehr als 400.000 Euro erhalten. Carmen Lötsch als Geschäftsführerin der ZooKultur hatte bereits am 22. Oktober 2013 vom Unmut des Kulturkonventsvorsitzenden Bernd Lange über die Benennung des Tierbabys erfahren und ihn schriftlich um eine Stellungnahme zu dem Eindruck, dass die Benennung eines Tierbabys als Anlass für die Streichung der gesamten Förderung in Erwägung gezogen werde, gebeten.
Weil der Zoo ohne die Kulturraumförderung nicht existieren kann, ist er bereit, das Krokodil "Fidel" umzubenennen, sofern der Kulturraum dies ausdrücklich fordere. Für Lötsch ist das das kleinere Übel: "Der Kulturraum gehört zu unseren wichtigsten Partnern und sichert den Fortbestand des Zoos Hoyerswerda. Wir nehmen den Unmut des Kulturraums über den Namen daher sehr ernst, auch wenn wir ihn in der Sache nicht nachvollziehen können."
Es ist nicht das erste mal, dass Teile des Kulturkonvents die Förderung für die sich auch "Kulturzoo Hoyerswerda" nennende Einrichtung in Frage stellten. Schon im Jahr 2012 erschien die gesamte Belegschaft der ZooKultur ganz in schwarz gekleidet zur Sitzung des Kulturraums in Görlitz.
Dass nicht nur um den Bestand des Zoos, sondern um viele Arbeitsplätze geht, wissen auch die Mitarbeiter und der Betriebsrat. "Sollte die Förderung des Zoos tatsächlich bedroht sein, werden sich unsere Mitarbeiter sicherlich erneut auf den Weg nach Görlitz machen. Viele Mitarbeiter der ZooKultur und der Betriebsrat erklärten erneut ihre Solidarität mit dem Zoo", so Lötsch.
Political correctness in der Kommunikation
Vom deutschlandweit einmaligen Zuchterfolg - Im August 2013 waren im Zoo Hoyerswerda sieben kubanische Rautenkrokodile geschlüpft hatte der Görlitzer Anzeiger am 29. August 2013 unter dem Titel "Fidel Castro in Hoyerswerda" berichtet. Die vom Aussterben bedrohte Art kommt - außer in Zoos - nur auf Kuba vor. Fidel hatte sofort das Kommando über seine Geschwister übernommen.
Politisch korrekt hatte die Zoo Kultur und Bildung Hoyerswerda gemeinnützige GmbH am 18. September 2013 verlautbart "Fidel Castro drangsaliert die Krokobande" und sich gefragt, ob es am Namen liegt, dass sich Fidel als ältestes der sieben jungen Kuba-Krokodile als "ziemlicher Rüpel" erweist und reichlich Bisse, Schwanzschläge und Kopfnüsse an seine jüngeren Brüder und Schwestern verteilt. Die aber würden sich inzwischen wehren und auch Fidel müsse Hiebe einstecken.
Kommentar:
Wer bei Fidel nur an Castro denkt, denkt bei Cello nur an Stalin - oder? Man kann über Fidel Castro trefflich disputieren - Fakt aber ist: Welche Persönlichkeit der Weltgeschichte - in Ost wie West - ist frei von Widersprüchen?
Unter Fidel Castros Führung (der im Gegensatz zum kleinen Krokodil den Namen Fidel Alejandro Castro Ruz trägt) wurde die Batista-Diktatur (verantwortlich für 2.000 bis 20.000 Ermordete, einige tausend Hingerichtete wirft man auch Castro vor) gestürzt und Kuba vom Schicksal als USA-Puff befreit. Bizarr: Batista, der eng mit der Mafia kooperierte und sich durch sein antikommunistisches Vorgehen die Unterstützung der USA sicherte, wurde 1957 mit der Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Seitens der CIA gab es acht Mordversuche gegen Castro.
Zurück zum Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien: Wenn Bernd Lange als oberster Kulturförderer in Bezug auf ein kleines autoritäres Kuba-Krokodil, das auf den Namen Fidel Castro hört, keinen Spaß versteht, dann muss er das lernen. Als Sofortmaßnahmen sind zu empfehlen: "Fidel" wird umgetauft auf "Berndido" und der tieföstliche Kulturraum macht "Ich bin Schnappi, das kleine Krokodil" zur Hymne.
Was als Beitrag zur Kultur zu verstehen ist
von Ihrem Fritz R. Stänker
Verdacht sinnloser Medienpräsenz
Von J. Grossmann am 25.10.2013 - 12:18Uhr
Da kann der Zoo ja froh sein, dass der Nachwuchs ein kubanisches Krokodil ist und sich der Zuchterfolg nicht beim Anophthalmus hitleri (einer ausgestorbenen Käferart) eingestellt hat.
Bei der Namensgebung von Tieren sollte man schon etwas Humor mitbringen, Herr Lange. Sonst gerät man schnell in den Verdacht, sinnlose Medienpräsenz auszuüben zu wollen.
Bernd Lange
Von Jens am 24.10.2013 - 19:05Uhr
Mir fällt da spontan der alte Witz aus der (ehemaligen) DDR ein, "Wie heißt Geigenkasten auf kubanisch? - Fidel Castro!" Damals drohten ein paar Monate oder Jahre Stasi-Knast.
Heut' wird vom großen Vorsitzenden die Förderung (Steuergelder!) gestrichen.
Das ist nicht vergleichbar? Ja, aber der zu Grunde liegende Gedanke ist der gleiche...
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- Quelle: red | Kommentar: Fritz Rudolph Stänker | Fotos: ZooKultur Hoyerswerda
- Erstellt am 24.10.2013 - 09:42Uhr | Zuletzt geändert am 24.10.2013 - 11:07Uhr
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