Zum Bachfest in Görlitz

Görlitz. Die Neue Bachgesellschaft e.V. mit Sitz in Leizig richtet ihr Bachfest 2012, laufende Nummer 87, in Görlitz aus. Die heute durch den Neißefluss zweigeteilte deutsch-polnische Europastadt Görlitz-Zgorzelec gibt dem Motto des Bachfests einen schönen doppeldeutigen Sinn: Unser Bach verbindet. Darüber hinaus, wie Bürgermeister Dr. Michael Wieler in seiner Eigenheit als Kulturservicegesellschaftsgeschäftsführer in seinem Grußwort schreibt, auch Jung und alt sowie Menschen unterschiedlicher Interessen.

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Ausführliche Informationen im Programmbuch zusammengefasst

Das Grußwort ist einem aufwendig und handwerklich schön gestalteten Büchlein zum Bachfest in Görlitz - genannt Programmbuch - zu entnehmen, das von der Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH, einem Unternehmen der Stadt Görlitz, herausgegeben und komplett in Görlitz produziert wurde. Die 79 Seiten können zum Bachfest für 3,80 Euro u.a. in der Brüderstraße 9 erworben werden.

Neben fünf Grußworten und einer Vorstellung der Neuen Bachgesellschaft ist auch das opulente Programm enthalten, das sich nicht allein auf den berühmtesten Spross der Bachfamilie, den Johann Sebastian, beschränkt. Am Vorabend des Festes erklingen in der Krypta der Peterskriche Stücke aus dem Glogauer Liederbuch, das auf um 1480 datiert wird. Auch eine Ausstellungseröffnung, Vorträge, eine Tagung und Andachten bis hin zur Jam Session haben sich unter die Konzerte geschmuggelt.

Ausführlich vorgestellt werden die Künstler, die Aufführungsorte - ein Stadtplan ist ebenfalls integriert - und die Projektpartner. Amüsant auch die Reflexionen zu Johann Sebastian Bach.

Ein Verzeichnis von Serviceadressen rundet die Broschüre ab.


Als der Bach über mich kam

Als der Bach über mich kam, war ich 13 Jahre alt. Er hatte einen Umweg genommen über die holländischen Rocker von Ekseption, die ihn mit einer hauchfeinen Prise Jazz versehen in die Gegenwart katapultierten, und über den Slowaken Marián Varga mit seiner Hommage á J. S. Bach auf der Hammond-Orgel.

In Folge wunderte sich der Kantor meiner Heimatstadt über einen Spätstarter zum Klavierunterricht. Beim hochverehrten heutigen Kirchenmusikdirektor im Ruhestand Rolf Rademann aus Schwarzenberg im Erzgebirge erlebte ich sechs Jahre lang, wie viel Mühe der Umgang mit einem unbegabten Schüler macht. Der Schüler war ich.

Aber ich begann zugleich ein Gespür für die Facetten dieses Johann Sebastian Bach (1865 bis 1750) zu entwickeln. In der Tat findet sich - und das macht Bach für mich aus - im Bachwerkeverzeichnis so ziemlich alles, was man in der Musik anstellen kann: Von Kitsch des Notenbüchleins für seine Anna Magdalena - vielleicht stammt nicht alles aus seiner Feder - über den Pop der Toccata und Fuge in d-Moll hin zur Klarheit der Inventionen und zur Erhabenheit der Passionen, ach was, dieser Bach ist viel breiter, als sich beschreiben ließe.

Nach seinem Tode wurden die Werke des JSB für Jahrzehnte in die Schublade verbannt - gar zu sehr hatte er den Generalbass diktiert. Es sollte bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts dauern, dass Bachs Werke - dank Felix Mendelssohn - begannen, die Welt zu erobern.

Thomas Beier



Ein anderer Zugang zu Bach:
Ekseption: Toccata Live
Ekseption: Air
Marián Varga: Hommage a J. S. Bach

Bach in Görlitz:

http://www.bach-fest-goerlitz.de

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: BeierMedia.de
  • Erstellt am 06.09.2012 - 10:12Uhr | Zuletzt geändert am 06.09.2012 - 12:21Uhr
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