Sparkassenstiftung hilft bei der Museumssanierung

Bautzen / Budyšín. Die Ostdeutsche Sparkassen-Stiftung und die Kreissparkasse Bautzen beteiligen sich an der Restaurierung des Museums Bautzen mit einer bedeutenden Summe. Dies teilten die Vertreter der drei Gremien heute auf einer Pressekonferenz mit. Wie Museumsleiterin Ophelia Rehor sagte, konnten mit dieser finanziellen Unterstützung die originalen Malereien an einer Raumdecke, Scheinkamine und Sockelpostamente, kunsthandwerkliche Behänge sowie originale Holzvertäfelungen in vier Räumen wiederhergestellt werden.

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Einst einer der modernsten Museumsbauten Deutschlands

Friedrich-Wilhelm von Rauch, Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, betonte: „Das Museum Bautzen mit seinem reichen Kunstbesitz knüpft an die besten bürgerschaftlichen und unternehmerischen Traditionen der Stadt an. Das Museum hält für die Besucher kunsthistorische Entdeckungen von höchstem Rang bereit. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung freut sich, dazu beitragen zu können, die Kunstwerke auch über Bautzen hinaus wieder aktiv ins Gespräch zu bringen.“

Die Kreissparkasse unterstütze nicht nur die Restaurierung des denkmalsgeschützten Gebäudes, auch andere Projekte, wie der Bautzener Kunstsalon, würden ganz oben auf der Agenda stehen, sagte die Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Bautzen, Renate Bohot. Das Geldinstitut werde auch weiter zum Begleiter der Kulturinstitution gehören.

Der Bautzner Oberbürgermeister Christian Schramm weiß, wie wichtig die Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Kultur ist: „Kultur wird für Unternehmer ein immer stärkerer Standortfaktor. Wer von guten Arbeitsbedingungen spricht, darf die Lebensbedingungen für seine Angestellten und deren Familien nicht vergessen. In diesem Sinne danke ich der Sparkassenstiftung und der Kreissparkasse auch für ein Stück Wirtschaftsförderung.“

Das Museumsgebäude wird seit August 2004 saniert. Es wurde als musealer Zweckbau von 1910 bis 1912 Dank eines Bautzener Mäzens, dem bekannten Fabrikanten Otto Weigang, erbaut. Seinerzeit zählte das Haus zu den modernsten Museumsbauten Deutschlands. Baugeschichtlich steht es in einer Reihe mit dem Albertinum in Dresden (1844 bis 1891) und dem Leipziger Grassi-Museum (1892 bis 1895). Insgesamt flossen während der vierjährigen Sanierung 4,5 Millionen Euro in das Museum. Die neue Dauerausstellung eröffnet am 8. Mai 2009 im reizvollen Kontrast zwischen historischem Gebäude und moderner Ausstellungskonzeption.

Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung ist ein Gemeinschaftswerk aller Sparkassen Sachsens, Brandenburgs, Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsen-Anhalts. Seit ihrer Errichtung im Jahre 1995 hat die Stiftung gemeinsam mit den Sparkassen vor Ort mehr als 1.190 Projekte mit einer Gesamtfördersumme von rund 33 Millionen Euro unterstützt. Davon wurde allein im Freistaat Sachsen für 470 Projekte eine Gesamtsumme von über 12,8 Millionen Euro bereitgestellt. Die für die Projekte erforderlichen Finanzmittel werden aus Erträgen des Stiftungsvermögens, dem überörtlichen Zweckertrag der Sparkassenlotterie „PS-Lotterie-Sparen" und den projektbezogenen Zusatzspenden der Sparkassen aufgebracht. Die Sparkassenorganisation unterstreicht damit ihre Rolle als größter nicht-staatlicher Kulturförderer in Deutschland.

Fakten zu den restauratorischen Arbeiten

Im Zuge der Sanierung soll an prägnanten Stellen durch Rekonstruktion bzw. Restaurierung der denkmalpflegerischen Details wie Schablonenmalerei, Vertäfelung sowie der Heizungsbehänge und Deckenleuchten eine Annäherung an das ursprüngliche Raumkonzept erreicht werden. Durch die Firma Fuchs+Girke aus Ottendorf-Okrilla wurde die 55,5 Quadratmeter große Kassettendecke im Bürgermeisterzimmer restauriert. Die Decke überzog eine mehrfache Schicht mit grauer und weißer Leimfarbe. Nur rund 20 Prozent der polychromen Erstfassung waren erhalten, deren Reste erhebliche Schäden zeigten. Die Farbigkeit und die Ornamentik der Decke konnte der Betrachter nicht mehr wahrnehmen.
Nach genauen Untersuchungen und der Abnahme von Ornamentik und Farbigkeit wurde die Gestaltung der Decke rekonstruiert. Guterhaltene Befundstücke wurden konserviert und in die Gestaltung einbezogen. Die Decke präsentiert sich in frischer Farbigkeit und bildet den gestalterischen Höhepunkt des Raumes.

In der Gemäldegalerie konnte die Fassung und die Schablonenmalerei des Kamins komplett restauriert werden. Für die Decke im Eingangsfoyer, von der durch mehrfaches Abwaschen in der Vergangenheit nur noch Reste vorhanden waren, wurden die Eierstab-Ornamentik und die orangefarbenen Kassettenrücklagen rekonstruiert. Die beiden Türen im Eingangsfoyer wurden nach der Abnahme der Lack- und Beizschichten entsprechend dem Zustand von 1912 wieder aufgebaut. Die Kaminbehänge im Eingangsfoyer, Treppenaufgang, im Ungerraum und in der Gemäldegalerie wurden mit leicht patiniertem und unlackiertem Messingblechwie die Originale wiederhergestellt.

Noch sechs Monate bis zur Eröffnung

Im Anschluss an die Pressekonferenz brachte Friedrich-Wilhelm von Rauch an der Fassade des Museums Bautzen ein weiteres Motiv an, was auf die verbleibende Zeit bis zur Eröffnung des Hauses nach der Sanierung hinweist. Es handelte sich um das Bild „Arzt und Stifter Dr. Gregorius Mättig (1585-1650)“, das von einem unbekannten Künstler stammt und um 1650 entstanden sein muss. Das Original ist im Besitz des Museums Bautzen.

Gregorius Mättig wurde am 25. September 1585 in Bautzen geboren. Seine Mutter gehörte der Peucerschen Familie an, deren bedeutendstes Mitglied der Schwiegersohn Philipp Melanchthons, der Humanist und Arzt Dr. Caspar Peucer war. Nach dem Besuch der Neuen Evangelischen Ratsschule in Bautzen nahm Mättig 1605 ein Studium der Philosophie an der Universität in Leipzig auf, wechselte jedoch nach einem halben Jahr an die „Akademie“ in Straßburg. 1607 ging er an die Universität in Basel, wo er sich den medizinischen Wissenschaften zuwandte und 1610 promovierte. Danach kehrte Mättig in seine Vaterstadt zurück und richtete sich hier eine Arztpraxis ein. Nachdem er von 1617 bis 1621 dem Stadtrat angehört hatte, praktizierte er nur noch als Arzt und widmete sich medizinwissenschaftlichen Arbeiten.

Dr. Gregorius Mättig investierte sein Vermögen unter anderem in Unterstützungen durch Darlehen, mildtätige Stiftungen und Stipendien. Obgleich die Geschehnisse des Dreißigjährigen Krieges Mättig selbst in Existenznöte brachten, gewährte er der Stadtgemeinde und in Not geratenen Bürgern hohe Vorschüsse und großzügige Spenden, mit denen sie Kriegskosten, Kontributionen und Schulden bezahlen konnten. Nach seinem Tod 1650 floss der größte Teil seines Vermögens in mildtätige Stiftungen zur Unterstützung von Verwandten und zu Gunsten der Neuen Evangelischen Ratsschule, dem späteren Gymnasium, ein. Stiftungsgelder kamen auch den vier Geistlichen der Petrikirche zugute. Durch die Übergabe von Mättigs wissenschaftlicher Sammlung und Bibliothek an den Stadtrat legte er den Grundstock für die heutige Stadtbibliothek.

Zahlen & Fakten zur Sanierung

Das Museum wurde nach 1990 in mehren Teilabschnitten renoviert.
· Fenstererneuerung 1993/94
· Dachrenovierung 1999/2000, Sanierung der Fassade 2000
· Sanierung des Sonderausstellungstrakts 2000/2001
· Sanierung des Innenhofs 2002
· Komplettsanierung der Innenräume seit 2004

Insgesamt belaufen sich die Kosten für alle Teilabschnitte der Gesamtmaßnahme bei 4,5 Millionen Euro.

Im Museum sind sechs Mitarbeiter angestellt, darunter eine Kunsthistorikerin, ein Archäologe, ein Museologe, eine Restauratorin und ein Museumspädagoge. Die Archäologie mit ur- und frühgeschichtlicher Sammlung umfasst ca. 200.000 Positionen. Zur Naturkundlichen Sammlung gehören 4.000 Exponate, der volkskundlichen, stadt- und regional-kulturhistorischen Sammlungen gehören 160.000 Exponate an. Die Münzsammlung zählt 10.000 Exponate, in der Kunstsammlung befinden sich vom Gemälde über Plastiken 18.000 Exponate.

Inhalte der neuen Dauerausstellung:

- Die drei Etagen des Museum sind zugleich die drei thematischen Ebenen.
- Die erste Ausstellungsebene, im Erdgeschoss, zeigt die naturräumliche Ausstattung der Region sowie die archäologische und volkskundliche Sammlung.
- Im ersten Obergeschoss, der zweiten Ausstellungsebene, präsentiert sich die Bautzener Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zum Wendejahr 1989.
- Auf der dritten Ausstellungsebene bekommt der Besucher Einblicke in die Kunst der Münchner, Düsseldorfer, Weimarer und Dresdner Malschule. Das Spektrum der Werke reicht von den alten Meistern, wie Cranach d.Ä., bis zu heutigen Arbeiten von
Künstlern aus der Region und der Stadt.
- In einem Benutzerraum können künftig die Grafiken des Graphischen Kabinetts eingesehen und in der Fachbibliothek recherchiert werde.
- Im Eingangsbereich entstehen Museumsladen und ein kleines Café.

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 12.11.2008 - 00:21Uhr | Zuletzt geändert am 12.11.2008 - 00:40Uhr
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