Kein Sponsor gefunden: Theaterfinanzierung auf dem Prüfstand

Kein Sponsor gefunden: Theaterfinanzierung auf dem Prüfstand

Görlitz, 10. Januar 2025. Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau beendet zum Ende des Monats seine Bemühungen, die Namensrechte des Hauses zu verkaufen. Wie das Theater mitteilt, blieb die Suche nach einem geeigneten Sponsor erfolglos. Zwar habe es Interessenten gegeben, doch die gebotenen Summen lagen weit unter dem angestrebten sechsstelligen Betrag.

Intendant Daniel Morgenroth auf dem Balkon des Theaters in Görlitz

Foto: (c) Pawel Sosnowski

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Intendant Daniel Morgenroth sieht die öffentliche Hand in der Pflicht

Thema: Theater Görlitz-Zittau

Theater Görlitz-Zittau

Wenn man über die Theaterlandschaft der Oberlausitz spricht, führt kein Weg am Gerhart-Hauptmann-Theater (GHT) vorbei. 

„Theater lassen sich nicht über privatrechtliche Sponsoren finanzieren“, betont Intendant Daniel Morgenroth. Er appelliert an die öffentliche Hand und insbesondere die sächsische Landesregierung, eine langfristige Absicherung der Theaterlandschaft durch die Novellierung des Kulturraumgesetzes zu gewährleisten. Sachsenweit sind neben Görlitz-Zittau weitere Häuser wie Bautzen, Plauen-Zwickau und die Sächsische Bläserphilharmonie betroffen. Morgenroth verweist auf Thüringen, wo die Theaterfinanzierung laut seiner Aussage solide geregelt ist.


Diskussion um Kulturförderung


Die Entscheidung, die Namensrechte nicht zu verkaufen, habe eine breite Debatte über den Stellenwert von Kunst und Kultur ausgelöst, so Morgenroth. Er sieht darin eine Chance, die grundsätzliche Bedeutung solcher Einrichtungen für die Gesellschaft zu hinterfragen. „Kultur, wie wir sie betreiben, braucht öffentliche Förderung. Privates Sponsoring kann das nicht ersetzen.“ Der Intendant betonte dabei die Rolle der Theater als Bildungsträger, soziale Begegnungsorte und integralen Bestandteil der Stadtgesellschaft.


Die wirtschaftlichen Herausforderungen der Kulturinstitutionen betreffen nicht nur Görlitz-Zittau. Viele kleinere Häuser und Orchester jenseits der großen Zentren Leipzig und Dresden stehen vor ähnlichen Schwierigkeiten. „Wir müssen entscheiden, welche Institutionen wir als Gesellschaft wirklich wollen – und diese dann konsequent finanzieren“, so Morgenroth.


Alternative Wege gefragt


Die Absage an den Verkauf der Namensrechte verdeutlicht, dass andere Finanzierungsmodelle notwendig sind.  „Wir müssen als Gesellschaft überlegen, welche Institutionen und welche kommunale Infrastruktur wir brauchen und haben wollen. Dann müssen diese Einrichtungen konsequent finanziert werden“, erläutert Daniel Morgenroth. Ob eine stärkere Einbindung regionaler Partner oder eine umfassendere Förderung durch das Land – eine Lösung, die sowohl die künstlerische Freiheit als auch die wirtschaftliche Stabilität gewährleistet, bleibt weiter ausstehend.


Die Novellierung des Kulturraumgesetzes, das zuletzt 1994 verabschiedet wurde, könnte hierbei eine entscheidende Rolle spielen. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Politik auf die Forderungen der Theaterlandschaft reagiert.


Kommentar: Theater ist kein Stadion – und das ist gut so


Die Entscheidung des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau, die Suche nach einem Käufer für die Namensrechte zu beenden, ist ein deutlicher Beleg dafür, wie unterschiedlich Kultur und kommerzielle Unterhaltung funktionieren. Während im Sport das Modell längst etabliert ist – etwa mit der Allianz Arena in München – stößt es in der Kultur an seine Grenzen. Und das aus gutem Grund.


Theater ist kein Stadion. Die Mechanismen des Marketings und der Sponsorenakquise, die im Fußball hervorragend funktionieren, lassen sich nicht ohne Weiteres auf Kunst und Kultur übertragen. Fußballvereine erreichen Millionen, ihre Popularität generiert eine hohe Werbewirkung, die Unternehmen zu lukrativen Investitionen animiert. Ein Theater hingegen hat ein anderes Publikum, eine andere Zielsetzung und vor allem eine andere Aufgabe: Es geht um Bildung, Reflexion, um die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft. Das lässt sich nicht mit Trikotwerbung oder Stadionnamen vergleichen.


Doch die Debatte, die der gescheiterte Verkauf ausgelöst hat, war wertvoll. Sie hat ein wichtiges Thema in den Fokus gerückt: Wie viel ist uns Kultur wirklich wert? Und wer trägt die Verantwortung, sie zu finanzieren? Theater, wie das in Görlitz-Zittau, erfüllen eine unverzichtbare gesellschaftliche Funktion, die sich nicht rein ökonomisch bewerten lässt. Diese Diskussion muss weitergeführt werden – und zwar nicht nur unter Politikern und Kulturschaffenden, sondern auch in der Bevölkerung. Denn letztlich ist es auch das Publikum, das entscheiden muss, welchen Stellenwert Kultur in unserer Gesellschaft einnimmt.


Ein Theater braucht keine Sponsorennamen, um seine Bedeutung zu unterstreichen. Es braucht verlässliche Unterstützung – von der Politik, der Gesellschaft und vor allem von jenen, die Kultur nicht nur konsumieren, sondern aktiv mitgestalten möchten.

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  • Quelle: red / PM Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau GmbH
  • Erstellt am 10.01.2025 - 11:56Uhr | Zuletzt geändert am 10.01.2025 - 12:26Uhr
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