Zauberei ist kein Geheimnis - oder doch?

Görlitz, 26. Oktober 2017. Von Thomas Beier. Sicher hat jeder schon einmal, und sei es nur im Fernsehen, eine der ganz großen Zaubershows gesehen, in denen sich sogar Eisenbahnwaggons scheinbar in Luft auflösen. Doch jenseits solcher technisch aufwändig inszenierten Spektakel arbeiten Zauberer, die in unmittelbarem Kontakt mit ihrem Publikum stehen und denen bei jedem Kunststück sehr genau auf die Finger gesehen wird. Das scheint weit anspruchsvoller als der ganz "große Bluff".
Abbildung oben: Ob das Kaninchen weiß, dass es im Glauben mancher Leute eng verbunden mit der Welt der Zauberer ist?

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Der Trick ist nur die eine Seite der Medaille

Oft sind es Alleinunterhalter, die sich der Herausforderung stellen, alle Altersgruppen zu begeistern. Neben dem Beherrschen der Tricks gehört dazu unbedingt die Fähigkeit, sofort auf die Gruppendynamik des Publikums zu reagieren und sich auf einzelne Veranstaltungsteilnehmer, die in die Kunststücke einbezogen werden, einzustellen. Immer wieder gilt es, zu überraschen, zu verblüffen und Begeisterung auszulösen.

Für Steffen Unger, ein erfahrener Zauberer in Berlin, der bundesweit und international aktiv ist, gehört all das zum kleinen Einmaleins. Immer wieder ist er auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs, eine "einzigartige Schule", wie er sagt, sind die Erwartungen an die Show des Magiers hier doch vielleicht besonders hoch gespannt. Freilich hat Unger spezielle Zauberprogramme für Kinder im Gepäck und tritt als Profi vor Erwachsenen ganz anders auf. "Doch auch ein bunt gemixtes Publikum will gut unterhalten sein", betont er und hat dabei mit seinem "Zauberhumor" ausgezeichnete Erfahrungen gemacht.

Der feinsinnige Humor, mit dem Unger klassische Tricks wie auch ungewöhnliche Elemente wie die Sprechzauberei seinem Publikum nahebringt, kommt gut an. Mit "Zauberhumor" hebt der Berliner seine Auftritte auf ein besonderes Niveau und begeistert damit auch exklusive Zielgruppen.

Verstand und Psyche bewerten das Erlebte unterschiedlich

Wie sich Auftritte von Zauberern und Magiern gestalten, unterliegt einem ständigen Wandel. Ganz klassisch sind die eigene Show und der Auftritt als Teil eines Unterhaltungsprogramms, an dem auch andere Künstler beteiligt sind. Noch eher jung hingegen sind Auftritte beispielsweise auf Kongressen und Tagungen. Hier geht es eher darum, bei den Teilnehmern den Kopf wieder frei zu machen oder einen Themenwechsel vorzubereiten. So ändert sich der Inhalt der Zauberkunst: Den Trick perfekt zu beherrschen und damit – weil "unerklärlich" – die Illusion echter Zauberei zu erzeugen, ist die Grundlage. Entscheidend für den Erfolg des Magiers ist es aber, wie gut er auf sein Publikum eingehen kann und wie es ihm gelingt, seine Programm in einen thematischen Kontext einzubinden.
Zauberhumorist Unger schmunzelt: "Zauberer bedienen den Drang des Menschen, das Unerklärliche zu verstehen, allerdings nicht mit Erklärungen, sondern mit ihren Kunststücken, die sich der Laie eben nicht erklären kann." Das weckt Neugier, begeistert und beschäftigt die Menschen für einige Zeit – ein Effekt, den Veranstalter mögen, führt er doch dazu, dass über das Erlebte gesprochen wird, es zustimmendes Feedback gibt und Weiterempfehlungen erfolgen.

Voraussetzung ist allerdings, den Trick nicht einfach nur perfekt zu zeigen, sondern – als die andere Seite der Medaille – auch zugeschnitten auf das Publikum und verbunden mit positiven Emotionen. "Stimmt!", sagt Zauberer Steffen Unger, nimmt eine Zeitung und schenkt daraus Wein ein... Die Tricks aus seinem Programm "Wunder-Bar" funktionieren eben auch zu Hause.

Wer aber als vermeintlich aufgeklärter Mensch so gar nicht an Zauberei glauben kann, sollte nicht außer Acht lassen: Auch, wenn die Zauberei nur auf einer Wahrnehmungs-Illusion beruht, die kognitiv erklärbar ist, die Psyche weiß das nicht und reagiert darauf. Aber genau das ist es ja, was Zaubershows so beliebt macht, vor allem, wenn es dabei noch heiter zugeht.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto mit Kaninchen: AdinaVoicu / Adina Voicu, Foto Zauberutensilien: annca, beide pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 26.10.2017 - 13:17Uhr | Zuletzt geändert am 26.10.2017 - 13:28Uhr
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