Ladenleben für die Jakobstraße

Görlitz, 6. Oktober 2015. Das Görlitzer Wettbewerbsprojekt zur sächsischen City Offensive "Ab in die Mitte!" will sich die Jakobstraße vorknöpfen, hier sollen Läden entstehen. Und die Vorgehensweise hat nicht nur Charme, sondern auch Substanz, weil ein strategischer Ansatz dahintersteckt. Zur Wettbewerbsidee kam es wegen eines neuen Ladens auf der unlängst aufwändig sanierten Straße: Warum handelt jemand auf der Jakobstraße mit veganer Kleidung? Und was passiert eigentlich in den beiden benachbarten Läden?

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Leichtsinn bekommt eine neue Bedeutung

Nach dem Prinzip "Jetzt handeln - später kassieren“ könnten hier neue Ladengeschäfte ohne die üblichen teuren Investitionen entstehen - Läden auf unbestimmte Zeit. Die Ladenbesitzer könnten durchaus aus Städten kommen, in denen hohe Mieten und schickes Interieur zu hohen Umsätzen zwingen. In Görlitz hingegen wärem die Umsätze vielleicht nicht so hoch, dafür aber die Kosten weit niedriger. Selbst wenn so ein Laden nur einen Sommer "mitnimmt", bringt er Leben in die Jakonstraße und bietet, während er da ist, anderen Interessenten ein besseres Umfeld als der Leerstand.

So ein Laden ist "Carlo Eco": Gebürstete Backsteinwände, an denen die Reste früherer Pracht aus anderen Zeiten. Die handgeschweißten Warenträger präsentieren Kleidung, die nicht unter krankmachenden Bedingungen hergestellt wurden und fair gehandelt sind. Möglich wurde das, weil Betreiber und Vermieter zueinander fanden: Der Hauseigentümer bringt die Geduld auf, die das Warten auf den Erfolg des Ladens nötig macht. Bis das Geschäft richtig "läuft", orientieren sich seine Mietforderungen an den Selbstkosten - allemal besser als langjähriger Leerstand.

Vom neuen Leicht-Sinn

Die Chance für neue Shops im Schatten der Berliner Straße, der historischen Einkaufs- und Flaniermeile, beruht auf Leicht-Sinn – der Kombination aus Leichtigkeit und Sinnlichkeit. Hier setzen die Görlitzer an und wollen mit ihrem Projekt STREETLIFE eine Kampagne entwickeln, in deren Rahmen kleine Feste und ungewöhnliche Marketingaktionen die Veränderung der Jakobstraße mitteilen, in der Straße selbst, in der Stadt, im Internet und den Medien.

Die Jakobstraße kann damit Anregung und Vorbild für andere Straßen, so auch die Berliner Straße, werden. Als alternative Geschäftsstraße macht die Jakobstraße den Einkaufsbummel zum Rundgang, der die Berliner Straße einbezieht. Das könnte zudem mehr eigentlich auf die Altstadt fixierte Besucher in die Gründerzeit-Areale ziehen.

Viel Kleinarbeit nötig

Das Görlitzer "Ab in die Mitte!"-team will mit Hausbesitzern und potenziellen Ladenbetreibern reden und beide Gruppen in einem "Shop Speed Dating" zusammenbringen. Wichtig: Es geht nicht nur um bloße Schaufensterdekoration, die den Leerstand kaschiert, sondern um Initialzündungen, die Handel und Dienstleistung zunächst für einen Sommer installieren und dann - das wäre ideal - darüber hinaus.

Entdecke die Jakobstraße!

Konkret soll die Jakobstraße erst einmal von Juni bis September 2016 ihre Reize entfalten und dazu einladen, Jugendstilarchitektur, Gartenhöfe und Remisen zu entdecken. Der Wilhelmsplatz fingiert als angrenzende grüne Oase. Die Überlegungen reichen weiter: Ein Biergarten für alle, eine Spielecke, ein "Camp Jakob" als Forum für die langfristigen Strategien zur Stadtbelebung - was hindert uns eigentlich?

Die Jakobstraße hat genau jetzt ihre historische Chance: An ihrem Nordende ist der Postplatz wieder erwacht, seit sich die Senckenberg Stiftung für Naturkunde mit dem "Südpol", dem Quartier an der Jakob- und der Bahnhofstraße beschäftigt, sprießt die Hoffnung auf nachhaltige Entwicklung. Durch die Jakobstraße, im 19. Jahrhundert als Hauptgeschäftsstraße konzipiert und mit dem Bahnhofsumbau ins Abseits geraten, weht ein Lüftchen, das Zukunft andeutet.

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  • Quelle: red | Grafik: © Stadt Görlitz
  • Erstellt am 06.10.2015 - 02:09Uhr | Zuletzt geändert am 06.10.2015 - 08:25Uhr
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