Görlitzer Gedenkveranstaltung 75 Jahre Novemberpogrom

Görlitz, 29. Oktober 2013. Gemeinsam mit christlichen Organisationen - der Evangelischen Innenstadtgemeinde und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen - lädt die Stadt Görlitz zu einer Ökumenischen Andacht aus Anlass des 75. Jahrestages der Novemberpogrome in die Frauenkirche ein.

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Stänker: Sich im Umgang mit jüdischer Kultur und Religion üben

Nach der Andacht findet eine Kerzenprozession zur früheren Synagoge statt. Dort will der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege einen Kranz für die Opfer niederlegen.

Zum Abschluss des Gedenkens hat der Förderkreis Görlitzer Synagoge e.V. eine Lesung mit musikalischer Begleitung organisiert.

Die ökumenische Andacht findet am Sonnabend, dem 9. November 2013, um 18 Uhr in der Frauenkirche Görlitz statt.

Kommentar:

Wissen sie, was sie tun? Die Stadtverwaltung Görlitz lädt gemeinsam mit den Kirchen zur christlichen Gedenkveranstaltung für verfolgte und ermordete Juden.

Was bezweckt die weltliche Verwaltung einer Stadt, deren Bürger mehrheitlich konfessionslos sind, mit einer christlich geprägten Veranstaltung - die also Juden wie Moslems ausschließt? Wäre ein Gedenken an die organisierte Judenverfolgung, bei der allzu viele bereitwillig mittaten oder wegschauten, unter Teilnahme des betroffenen Volkes zu unangenehm?

An der Gründung der Stadt Görlitz waren höchstwahrscheinlich Juden beteiligt - doch ihr jüdisches Erbe - solange es nicht unvermeidbar ins Auge springt wie die beiden ehemaligen Synagogen und der Jüdische Friedhof - wird übersehen. "Nicht einmal bescheidene Täfelchen erinnern an den Dichter Paul Mühsam (Bismarckstraße 4) oder an den Kommerzienrat und Stifter Lesser Ephraim (Jakobstraße 5)", schreibt Dr. Ernst Kretschmar im Beitrag "Görlitzer Juden - ihre vergessenen und verfallenen Spuren", veröffentlicht am 28. Oktober 2012 in Hermann Schwieberts DeichSPIEGEL.

Wenn der deutschen Pogromnacht - bekannt auch unter dem nicht mehr gebräulichen, weil verharmlosenden Namen Kristallnacht - gedacht wird, dann geht das nicht, ohne den deutschen Antisemitismus von Martin Luther über das Naziregime und bis in die Gegenwart zu geißeln. Und sich im Umgang mit jüdischer Kultur und Religion - wie mit anderen auch - zu üben.

Die Handvoll Juden, die heute in Görlitz leben, sind nämlich viel zu wenige,

meint Ihr Fritz R. Stänker


Literaturtipp:
WAS IST KOSCHER?
Jüdischer Glaube - jüdisches Leben
von Paul Spiegel.
Ullstein Verlag,
ISBN 3-550-07575-8

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  • Quelle: red | Fotos: BeierMedia.de
  • Erstellt am 29.10.2013 - 11:01Uhr | Zuletzt geändert am 29.10.2013 - 12:36Uhr
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