"Hinter Spitzengardinen"

Görlitz, 23. November 2012. Gewalt an Frauen thematisiert die Ausstellung "Hinter Spitzengardinen“ in der Stadtbibliothek Görlitz, die vom 25. November 2012 bis zum 4. Januar 2013 gezeigt wird.

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Gewalt an Frauen thematisiert / Ansprechpartner für Ratsuchende

"Alle Anderen haben doch alles besser gemacht, besser geschafft als ich. Besser gekocht, besser und schneller geputzt, richtig die Kinder erzogen. Sogar besser geliebt. Ich, die große Niete brachte überhaupt nichts richtig." - Worte einer Frau, die sich schließlich frei gemacht hat von ihrem Mann. Er hatte sie beschimpft und gedemütigt, kontrolliert, beleidigt, geschlagen. Dann nahm sie ihre Kinder, ging ins Frauenschutzhaus und wagte schließlich einen Neuanfang. Ohne ihren Mann. Ein Schicksal, das in dieser Wanderausstellung des Frauenschutzhauses Bautzen gezeigt wird.

Betroffene Frauen wurden, um ihre Anonymität zu wahren, hinter aufgespannten Laken fotografiert. Die Schattenbilder wurden dann am Rechner gemeinsam mit den Fotografierten nachbearbeitet. Entstanden sind Haltungen und Gesten, die sofort zeigen, was passiert ist. Eine Faust, die auf das Gesicht einer Frau zurast - unter dem Bild steht: "du bist zu blöd, ohne Faust verstehst du sowieso nichts...“ Eine Frau kniet am Boden, ein wenig in sich zusammengesackt, darunter steht: "kraftlos, mutlos, am Boden zerstört." Ein anderer Schatten hält ein Messer, auf einem anderen Bild duckt sich eine Gestalt ängstlich weg. Titel: "20:15 Uhr - Krimi im Ersten, 21:45 Uhr - Hölle im Hause".

Die Ausstellung wird bereits seit vier Jahren gezeigt, meist im Landkreis Bautzen. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, wurde sie anlässlich des Internationalen Aktionstages „NEIN zu Gewalt an Frauen“ von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Görlitz, Romy Wiesner, nach Görlitz geholt.

Weitere Informationen, Rat und Hilfe:
Zu Fragen zu häuslicher Gewalt stehen die Gleichstellungsbeauftragten, die Frauenschutzhäuser uhd Beratungsstellen zur Verfügung.

Für Görlitz:
Das Domizil - Frauen- und Kinderschutzhaus der Stiftung Diakonie-Sozialwerk Lausitz

Romy Wiesner, Gleichstellungsbeauftragte Stadt Görlitz
Tel. 03581 - 40 00 25
Tel. 03581 - 67-1370
E-Mail gleichstellung@goerlitz.de


Kommentar:

Nein, ich verstehe es nicht. Ich verstehe nicht, wie man Gewalt gegen Frauen ausüben kann. Ich verstehe nicht, wie Freunde und Nachbarn bei häuslicher Gewalt wegsehen können.

Und ich verstehe nicht, wie man eine solche Ausstellung so einseitig ausrichten kann, dass nur Frauen als Opfer erscheinen, aber die weibliche Gewalt gegen Männer – nicht die körperliche, sondern die hier eher psychische – vollends ausgeblendet wird. Gleichstellung?

So bleibt zu würdigen, dass die Ausstellung für das Thema der häuslichen Gewalt sensibilisiert. Was aber dazu führt, unter welchen Umständen Männer zu Gewalttätern werden, bleibt verborgen.

Schade,

findet ihr Fritz R. Stänker



Update:
Selbermachen fördert das Selbstbewusstsein, ganz unabhängig vom Geschlecht.

Kommentare Lesermeinungen (4)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Unwort des Jahres

Von Meinhardt Grohmann am 15.01.2013 - 23:17Uhr
Es ist Herrn Kachelmann zu verdanken, mit einem "Unwort des Jahres" - Opfer-Abo - eine Wahrheit ausgesprochen zu haben.

Anders gesagt ist eine Schwarz-Weiß-Malerei zwischen den Geschlechtern fehl am Platze!

Das hat überhaupt nichts mit der Verunglimpfung von Opfern zu tun!

Gleichstellung

Von Ernst am 03.01.2013 - 10:55Uhr
Mal abgesehen von der Frage der häuslichen Gewalt:

Ich finde, den Frauen in Ostdeutschland ist das zu DDR-Zeiten gehabte Selbstverständnis der Gleichberechtigung/Gleichstellung verlorengegangen (auch wenn es auch hier in der Praxis Bereiche gab, in denen Frauen benachteiligt waren, dafür waren sie in anderen Bereichen angemessen bevorzugt). Dadurch, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewährleistet war (wenn auch nicht unbedingt auf angenehme Weise), konnten die Frauen über ihr Berufsleben, ihre Qualifikations-Förderung und die schließlich damit verbundene finanzielle Unabhängigkeit ein starkes Selbstbewusstsein entfalten.

Inzwischen habe die Frauen im Osten das westdeutsche Klischee übernommen, ständig gegen irgendwelche realen oder vermeintlichen Benachteiligungen kämpfen zu müssen. Aber dort kannte man es ja auch nie anders.

Häusliche Gewalt

Von Fritz R. Stänker am 02.01.2013 - 08:57Uhr
Hallo Nic, da Sie mich direkt ansprechen:

Wenn sich die Ausstellung allein auf die weiblichen Opfer und ihren Leidensweg konzentriert, impliziert sie geradezu eine Pauschalverurteilung aller Männer als potentielle häusliche Gewalttäter - es entsteht also ein Zerrbild der Realität.

Ich denke, wenn man sich öffentlich dem wichtigen Thema der häuslichen Gewalt widmet, muss man es in seiner Gesamtheit betrachten, wozu eben - neben u.a. sozialen Umständen und den unterschiedlichen Formen der Gewaltausübung - unbedingt die Geschlechterspezifik gehört.

Haben Sie übrigens eine Quelle für Ihre "98%"-Angabe oder ist das Ihre eigene Schätzung?

Ausstellung "Hinter Spitzengardinen"

Von Nic am 30.12.2012 - 21:05Uhr
Und ich verstehe nicht, wieso ein Fritz R. Stänker wirklich zu jeder Aktion seinen Senf abgeben muss...

Häusliche Gewalt wird nun mal in 98% der Fälle an Frauen und Kindern durch Männer ausgeübt. Dass es eben auch anders herum geht ist schon klar, aber nicht Aufgabe der Ausstellung.

Und unter welchen Umständen Männer zu Gewalttätern werden, interessiert hier in dem Falle auch nicht, da die Ausstellung die Opfer und ihren Leidensweg thematisiert und NICHT die Täter...

Initiieren sie doch eine Ausstellung die sich mit den Tätern und ihren Lebenswegen beschäftigt...? Also wirklich...

Freundlichst...

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  • Quelle: red | Fritz Rudolph Stänker
  • Erstellt am 23.11.2012 - 08:12Uhr | Zuletzt geändert am 02.08.2021 - 11:03Uhr
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