Menschenrechtszentrum Cottbus erinnert an Hoheneckerinnen

Menschenrechtszentrum Cottbus erinnert an HoheneckerinnenCottbus / Chóśebuz, 7. August 2019. "Hoheneckerin" war bis 1989 das Synonym für aus politischen Gründen inhaftierte Frauen im größten Frauengefängnis der DDR in der knapp 20 Kilometer südlichwestlich von Chemnitz gelegenen Stadt Stollberg. Frauen, die lediglich ihre Menschen- und Freiheitsrechte in Anspruch nahmen, mussten hier in der Zeit der linken Diktatur zusammen mit Gewaltverbrecherinnen und KZ-Aufseherinnen Jahre der Haft unter menschenunwürdigen Bedingungen ertragen.
Abbildung oben: Sylvia Wähling, geschäftsführende Vorsitzende des Menschenrechtszentrums Cottbus e.V., erläutert dem sächsichen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer die Zustände in einer der zweitweise völlig überbelegten Zellen im Zuchthaus Cottbus, wie sie von den politischen Gefangenen Jörg Beier, Holzgestalter und Kunstkneiper, und Gino Kuhn, Kunstmaler, nachgebaut wurde. Der Görlitzer Anzeiger hatte in Wort und Bild berichtet.

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Inhaftierte Frauen in Hoheneck, inhaftierte Männer in Cottbus: ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte

Inhaftierte Frauen in Hoheneck, inhaftierte Männer in Cottbus: ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte
Hoch über dem Stollberger Stadtzentrum liegt das frühere Frauengefängnis Hoheneck

Thema: Menschenrechte

Menschenrechte

Menschenrechte sind weltweit Thema. Die Erinnerung an die "sozialistische Rechtsprechung" und das SED-Unrecht sowie die vorangegangene Nazi-Diktatur mahnen, auch in Deutschland Menschenrechte und Demokratie nicht als selbstverständlich hinzunehmen, sondern immer wieder dafür einzutreten.

Zwischen den Gefängnissen in Hoheneck und in Cottbus, das die Gefangenen nach dem Untergang der "DDR" als Verein selbst gekauft haben, um es als Gedenk- und Bildungsstätte zu erhalten, bestand ein enger Zusammenhang. Während aus politischen Gründen verfolgte Frauen häufig in Hoheneck inhaftiert waren, verbüßten ihre Ehemänner ihre Haftstrafe oftmals im Zuchthaus Cottbus, so beispielsweise Elke und Thomas Schlegel. "Mein Mann und ich wurden verhaftet, nur um wie Frischfleisch verkauft zu werden", erklärte Elke Schlegel, die Initiatorin einer Gedenktafel für die Hoheneckerinnen, die im Menschenrechtszentrum Cottbus angebracht werden soll. Fast ein halbes Jahr war sie inhaftiert, ihr Mann verbrachte sieben Monate im Zuchthaus Cottbus. Hintergrund: Das Paar hatte im Jahr 1984 bereits eine Ausreisegenehmigung und saß buchstäblich auf gepackten Koffern, als die Behörden die Genehmigung zurückzogen und die Staatssicherheit das Ehepaar verhaftete.

Schon lange gibt es Hinweise darauf, dass die DDR Anfang der 1980er Jahre Häftlinge "produzierte", um ihre drohende Zahlungsunfähigkeit auch mit den Devisenerlösen aus dem Verkauf politischer Häftlinge an die Bundesrepublik abzuwenden. Offenbar wurden Elke und Thomas Schlegel wie viele andere nur deshalb verhaftet, um an die dringend benötigten Devisen zu gelangen und dabei auch gleich noch politisch Unbequeme loszuwerden.

Wie alle Häftlinge in der "DDR" mussten die Schlegels als billige Arbeitskräfte in der Haft arbeiten, in Cottbus zweischichtig für PENTACON Dresden und in Hoheneck sogar im Dreischichtsystem. Die Hoheneckerinnen produzierten Strümpfe für ESDA Thalheim und Bettwäsche für Planet Eppendorf, die diese Produkte in die Bundesrepublik exportierten. Für ihre Zwangsarbeit bekamen sie aber nur so viel Geld ausbezahlt, das gerade einmal für Zahnpasta, Seife und andere Toilettenartikel ausreichte. Im Sanitärraum gab es über einem Viehtrog sechs Wasserhähne nur mit kaltem Wasser und zwei Toiletten ohne Sichtschutz für je 24 bis 42 Gefangene. Es wird sogar von einer Wasserzelle berichtet, in der die Häftlinge im kalten Wasser und ihren Fäkalien ausharren mussten.

Herzliche Einladung!
Sonnabend, 7. September 2019, 14 Uhr,
Menschenrechtszentrum Cottbus, Bautzener Straße 140, 03050 Cottbus:
Einweihung einer Gedenktafel an das Frauenzuchthaus Hoheneck im Hof der Gedenkstätte, mit einem Rahmenprogramm.
Es wird gebeten, die Einladung vor allem auch an betroffene Hoheneckerinnen weiterzuleiten.

Nach der Einweihung der Gedenktafel für die Hoheneckerinnen findet ab 15 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Betroffenen und Experten statt. Christel Kurth war 1984 in Hoheneck inhaftiert, ihr Mann Claus in Cottbus. Als Betroffene wird sie von ihren Erlebnissen in der Haft berichten, während Sebastian Lindner, der über das Frauenzuchthaus Hoheneck seine Dissertation schrieb, zur historischen Einordnung beitragen wird. Bianca Eichhorn von der Stadt Stollberg berichtet über den aktuellen Stand des Aufbaus einer "Gedenkstäte Frauenzuchthaus Hoheneck". Die Veranstaltung findet ab 17 Uhr mit der Lesung von Barbara Große aus ihrem Buch "Aus der DDR-Diktatur in die Mainzer Freiheit" ihren Abschluss. Barbara Große war von 1983 bis 1984 wegen "landesverräterischer Agententätigkeit" für zweieinhalb Jahre in Hoheneck inhaftiert, bevor sie im März 1984 von der Bundesrepublik freigekauft wurde.


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  • Quelle: red | Foto in der Zelle: Bildquelle Menschenrechtszentrum Cottbus, Foto Hoheneck: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 07.08.2019 - 14:49Uhr | Zuletzt geändert am 07.08.2019 - 16:11Uhr
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