Konkurrenzfähiger deutscher Osten

Dresden | Berlin. "Nun haben wir es schwarz auf weiß: Im Wettbewerb um Investoren müssen ostdeutsche Städte den Vergleich mit Osteuropa nicht scheuen", begrüßte Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk die Studie, die heute von Bundesminister Wolfgang Tiefensee in Berlin vorgestellt wurde. "Die Fakten zu Forschung und Entwicklung, Qualifizierung der Arbeitskräfte, Infrastruktur, Kosten und Lebensqualität werden uns helfen, die Diskussion über den Standort Ostdeutschland vom Kopf auf die Beine zu stellen und deutlich zu machen, dass es keinen Grund gibt, Ostdeutschland schlecht zu reden."

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Studie "Ostdeutschland als Standort für Direktinvestitionen: ein Vergleich mit ausgewählten osteuropäischen Städten" vorgestellt

So sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den untersuchten zehn ostdeutschen Städten, darunter die sächsischen Städte Dresden und Leipzig, im Schnitt 3,5-mal so hoch wie in den osteuropäischen Städten. "Sachsen steht hier besonders gut da. Neben Berlin werden in Leipzig und Dresden die meisten Mittel für Forschung und Entwicklung je Erwerbsperson ausgegeben", schätzt Jurk ein. "Die Studie bestätigt auch, dass wir mit Bildung und Innovation die richtigen Schwerpunkte für die neue EU-Förderperiode gesetzt haben." Während in der Förderperiode 2000-2006 rund 30 % der EFRE-Mittel für Bildung und Innovation eingesetzt werden, wird dieser Anteil auf Initiative Jurks in der neuen Förderperiode 2007-2013 auf 40 % steigen.

"Unsere osteuropäischen Nachbarn sind für uns weniger Konkurrenten als Partner für mehr Wachstum und Wohlstand", erklärte Jurk weiter und setzte hinzu: "Löhne unter dem Existenzminimum bringen mittel- und langfristig dabei nicht weiter." Die osteuropäischen Städte, die in der Studie untersucht werden, setzen nicht ausschließlich auf Lohnkostenunterschiede bei der Standortvermarktung und gehören aufgrund ihrer Bemühungen in vielen Wirtschaftsbereichen zu den stärksten Wettbewerbern.

Hintergrund:


Mit einem Plus von 3,8 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 1. Halbjahr 2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steht Sachsens Wirtschaft an der Spitze aller deutschen Länder. Motor ist nach wie vor das Verarbeitende Gewerbe. Mit 15,7 Prozent ist das Wachstum des Verarbeitenden Gewerbes dreimal so hoch wie im gesamtdeutschen Durchschnitt.
Einem innerdeutschen Vergleich der "Wirtschaftswoche" zu Folge gewinnen die sächsischen Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz zunehmend an Attraktivität. Dresden ist demnach sogar die Stadt mit der größten Dynamik in Deutschland.


Kommentar:

Papier ist bekanntlich geduldig und Studien sind nicht unbedingt farbresistent. Wenn die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in ausgewählten ostdeutschen Städten 3,5-mal so hoch sind wie in osteuropäischen Städten, sollte das nicht zu voreiligen Schlüssen verleiten.

Es darf schon unterstellt werden, dass die Forscher- und Entwicklergehälter um Einiges - wenn nicht Vielfaches - höher liegen als in Osteuropa. Auch andere Ausgaben wie für Mieten oder Medienanschlüsse sind in Ostdeutschland bestimmt nicht sonderlich preiswert. Will sagen: Unterschätzt mir Osteuropa nicht! Not macht erfinderisch und die Möglichkeit, die Lebenssituation deutlich zu verbessern, dürfte gerade in Osteuropa eine starke Motivation sein.

Eins aber ist sicher: Sachsen ist auf dem richtigen Dampfer, wenn es auf alte Stärken und Traditionen setzt. Sächsische Ausbildung und sächsische Ingenieurskunst haben in der ganzen Welt Maßstäbe gesetzt.

Darauf darf man sich nicht ausruhen, aber gelegentlich erinnern. So wie es einem jungen - in seinem Selbstverständnis - Entwicklungshelfer aus den Reihen der viergeringelten Automarke erging, der in Westsachsen erst einmal über die Zwickauer Herkunft seiner Automarke aufgeklärt wurde.

Stillvergnügt grüßt

Ihr Fritz Stänker

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  • Quelle: /SMWA061101
  • Erstellt am 01.11.2006 - 16:35Uhr | Zuletzt geändert am 01.11.2006 - 16:54Uhr
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