Radfahrerlobby spricht von düsterer Lage am Görlitzer Bahnhof
Dresden | Görlitz, 26. Juni 2020. Geht es nach dem Radfahrer-Lobbyverein ADFC, die vier Buchstaben stehen für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e.V., dann leben die Görlitzer Radfahrer in einer düsteren Welt. Warum die Lage am Görlitzer Bahnhof noch düsterer ist als an den Bahnhöfen Görlitz-Rauschwalde und Görlitz Weinhübel, soll eine ADFC-Studie belegen.
Schlimmer geht immer: Rauschwalde und Weinhübel fallen durch
Am Görlitzer Hauptbahnhof herrsche ein Mangel an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, behauptet die am vergangenen Donnerstag in Dresden veröffentlichte Studie des ADFC Sachsen. 2.000 Bahnreisenden, die täglich am vom ADFC zum Hauptbahnhof hochstilisierten Görlitzer Bahnhof in einen Zug steigen, werden lediglich 80 Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gegenübergestellt – allerdings bleibt offen, ob überhaupt mehr Bahnnutzer auf dem Drahtesel zum Bahnhof rollen möchten, immerhin haben in Görlitz bereits Bus und Straßenbahn Einzug gehalten und für viele ist die Anfahrt zum Bahnhof per Fahrrad schlichtweg unmöglich.
Dabei ist der Görlitzer Bahnhof in der ADFC-Bewertung mit der Schulnote 4 vergleichsweise noch gut weggekommen, dem Bahnhof Zittau erteilten die Lobbyisten glatt eine 5. Der Sachsendurchschnitt übrigens liegt genau dazwischen bei 4,5.
Sogar eine vollwertige Radstation könnte am Bahnhof Görlitz funktionieren, findet zumindest der ADFC und argumentiert: "Denn witterungsfeste Abstellanlagen, die auch vor Vandalismus und Diebstahl schützen, werden von Pendlern gern genutzt. Sie verhindern auch, dass Fahrräder wild an Geländern, Laternen oder Bäumen angeschlossen werden."
Noch düsterer – obgleich Radfahrer doch immer öfter als Blender auftreten – als am Görlitzer Hauptbahnhof ist nach ADFC-Einschätzung die Lage am Haltepunkt Görlitz-Rauschwalde und am Bahnhof Görlitz-Weinhübel: "Sie verfügen trotz hohem Fahrgastaufkommen über keine Fahrradabstellanlagen. Diese Haltepunkte erhielten damit Note 6."
ADFC-Sachsen-Vorstandsmitglied Janek Mücksch sieht großes Verbesserungspotential in der Neißestadt: "Fahrradständer kosten wenig Geld, sind platzsparend und erhöhen den Einzugsradius von Bahnhöfen enorm. Es besorgt mich sehr, dass die wichtigen Bahnhöfe Rauschwalde und Weinhübel über gar keine Abstellmöglichkeiten verfügen." Was – zumindest in Bezug auf die "wichtigen Bahnhöfe" – ein wenig übertrieben erscheint: Der Haltepunkt in Rauschwalde ist nach der Schließung fast aller in der Nähe gelegenen Bahneinrichtungen kaum noch von Bedeutung, der Bahnhof in Weinhübel hat gute Aussicht darauf, geschlossen zu werden, sobald der Haltepunkt am Berzdorfer See fertig ist. Lediglich der Haltepunkt in Hagenwerder verfügt mit 16 Bügeln nach ADFC-Einschätzung in Relation zum zum Fahrgastaufkommen über eine angemessene Ausstattung und erhielt die Note 2.
"Viele Pendler wollen das Rad mit der Bahn kombinieren", behauptet Mücksch und fordert: "Die Stadtverwaltung und der Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien müssen schnell handeln und die Görlitzer Bahnhöfe mit hochwertigen Fahrradabstellanlagen ausstatten." Das Fahrgastaufkommen der Bahn steige, wenn es gute Fahrradständer gibt, so seine Prophezeiung.
Ungenutzte Fördermittel
Bis 2022 will das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gemeinsam mit den Kommunen und der Bahn mit einer "Bike+Ride-Offensive" deutschlandweit 100.000 zusätzliche Bike+Ride-Plätze errichten. Nach ADFC-Angaben beteiligt sich in Sachsen bisher keine einzige Kommune daran.Der ADFC empfiehlt, für jeden siebten Fahrgast oder besser für dessen Fahrrad eine diebstahlsichere und überdachte Abstellanlage vorzuhalten, außerdem außerdem soll bei größeren Bahnhöfen jeder 200. Fahrgast sein Fahrrad in einer Fahrradbox, einem Parkhaus oder einer Sammelschließanlage abstellen können.
Die Daten für seine Studie hat der ADFC in der ersten Jahreshälfte 2019 erhoben.
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- Quelle: red | Fotos: © BeierMedia.de
- Erstellt am 26.06.2020 - 07:06Uhr | Zuletzt geändert am 15.09.2022 - 15:40Uhr
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