Wahlkampfplakate in Görlitz
Görlitz, 22. August 2017. Schaut man sich an, wie die etablierten Wahlkampfparteien – ob sie nun Gesicht zeigen oder nur Sprüche – plakatieren, gelangt man schnell zum ganz kleinen Marketingeinmaleins: Wer alle erreichen will, erreicht niemanden. Manchen gelingt sogar eine Steigerung, indem sie alle verschrecken – vor allem mit diesem erbschleicherartigen Schwiegersohngrinsen... Da gehen neue Parteien in Görlitz ganz anders ran, wie angeblich in Görlitz aufgetauchte Wahlplakate beweisen.
Abbildung: Wer hätte das gedacht: Eine U.D.O.-Partei ganz ohne Panik und Orchester, dafür mit klarer Aussage, die an die Herzen der in Ostsachsen insgesamt gut integrierten Schlesier rührt: Schlesien zuerst! Dass es sich dabei nicht um einen der bei Parteien verbreiteten plakativen Sprüche handelt, beweist ein kleiner Zusatz, der die Zahlung von Abgaben von dieser Forderung ausdrücklich ausschließt.
Fünf-Parteien-Konglomerat
Thema: Theater Görlitz-Zittau
Die Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau GmbH (GHT) verfügt über feste Häuser in Görlitz und Zittau und bespielt die Waldbühne Jonsdorf. Als Vierspartenhaus vereint das GHT Musiktheater (Oper, Operette, Musical), Tanz, Schauspiel und die Konzerte der Neuen Lausitzer Philharmonie. Es ist ein wichtiger Teil Kulturraums Oberlausitz-Niederschlesien. Beliebt sind auch die Aufführungen an besonderen Spielstätten. Das Theater engagiert sich in der Theaterpädagogik für Kinder und Jugendliche sowie im interkulturellen Austausch mit Polen und Tschechien.
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Tatsächlich sind dem Görlitzer Anzeiger gestern Bilder zugespielt worden, die Großformat-Wahlplakate von fünf bislang unbekannten Parteien zeigen. Angeblich sollen diese in Görlitz aufgestellt worden sein, was bei einem Locationcheck allerdings nicht bestätigt werden konnte. Die Rückfrage bei einem gewöhnlich schlecht informierten Informanten ergab, dass es sich wohl um ein sogenanntes Guerilla-Marketing handele: Die Plakaten werden immer nur für kurze Zeit an einem Standort gezeigt und dann zum nächsten verfrachtet. So könne man die Plakatierungsgebühren, die von der Stadt Görlitz erhoben werden, sparen. Zudem würden die Bedienstetendes des Ordnungsamts auf Trab gehalten, was Haltungsschäden durch übermäßige Schreibtischarbeit oder einarmiges Kaffeetassenreißen vorbeugt.
Die Plakatierungsaktion soll die Görlitzerinnen und Görlitzer auf den Endspurt im Wahlkampf vorbereiten: Dann will ein Fünf-Parteien-Konglomerat unter kulturellem Deckmäntelchen im Görlitzer Theater in letzter Sekunde Einfluss auf das Abstimmungsverhalten nehmen und sich für künftige Zeiten eine gute Ausgangsposition sichern. Das lässt man sich was kosten, wofür die Besucher der Wahlkampfveranstaltung im Görlitzer Haus des Gerhart-Hauptmann-Theaters am 23. September 2017 zur Kasse gebeten werden. Das Theater mit seinem ewigen Geldbedarf macht sich dabei zum Erfüllungsgehilfen, indem es die Tickets eifrig verklickert.
Anders als beim dilettantisch moderierten "Überzeugt uns!"-Politikercheck der ARD (21. August 2017, 23 Uhr) kann man sich im Görlitzer Theater darauf verlassen, dass jede der zur Veranstaltung zugelassenen Parteien auch gebührlich zu Wort kommt. "Weitere Parteien, die nun vielleicht Morgenluft für eine ausführliche und äußerst öffentlichkeitswirksame Selbstbeweihräucherung wittern, werden in die Runde nicht aufgenommen – Anfragen sind zwecklos", teilten die Organisatoren, die zum Informantennetzwerk des Görlitzer Anzeigers gehören, auf Anfrage mit.
Kommentar:
In der Tat kann die Wahlkampfveranstaltung im Theater Görlitz – ob nun unter kulturellem Deckmäntelchen oder nicht – Einfluss auf den lokalen Ausgang der Bundestagswahl nehmen.
Da sind einerseits die noch und immer wieder schwankenden Wähler, wie sie oftmals spätabends in den Görlitzer Gassen anzutreffen sind. Sie könnten durchaus empfänglich sein für erfrischende Wahlversprechen wie "Wir bringen Ihre Familie an die Macht!" (DUP). Aber auch Gewohnheitsabstimmer könnten aus ihrem Altersstarrsinn gerissen werden und sich vielleicht stärker auf schlesische Werte, die schlesische Heimat und schlesischen Senf ganz im Sinne der U.D.O. besinnen.
Ein spannender Wahlkampf, bei dem etablierte Parteien kontroversen Themen nicht mit lachgasgefüllten Sprechblasen begegnen und sich der Diskussion auch bei ungewissem Ausgang stellen, kann der Demokratie nur dienlich sein. Bedenklich nur, dass man das erst auf der Bühne vormachen muss,
meint Ihr Fritz R. Stänker
Tickets sichern und dann aber auch wirklich hingehen!
Sonnabend, 23. September 2017, 19.30 Uhr,
Theater Görlitz, Demianiplatz 2, 02826 Görlitz.
Tickets kosten ab zwölf Euro und können online gekauft werden. Analog-Fans, die den persönlichen Dialog mit den freundlichen Kassendamen genießen möchten, nutzen die Theaterkassen in Görlitz und Zittau dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und sonnabends von 10 bis 12.30 Uhr.
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- Quelle: TEB | Bildquelle: n.n.
- Erstellt am 22.08.2017 - 07:37Uhr | Zuletzt geändert am 22.08.2017 - 09:14Uhr
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