Görlitzer Prachtbauten und das gewisse Etwas

Görlitzer Prachtbauten und das gewisse EtwasGörlitz, 21. August 2022. Die Basis für den Görlitz-Tourismus wächst: Allein die Zahl der gebotenen Übernachtungsplätze ist binnen eines Jahres um 16 Prozent auf 2.141 (Stand Mai 2022, Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen) gestiegen. Immer mehr Kurz- und Langzeiturlauber entdecken die östlichste Stadt Deutschlands für sich und nutzen sie zudem für Abstecher ins Umland, so auch ins benachbarte Polen.

Abb.: Direkt in der Görlitzer Altstadt gibt es Hotels in historischen Gebäuden
Foto: © BeierMedia.de
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Görlitz – immer eine Reise wert

Görlitz – immer eine Reise wert
Der Postplatz mit der Muschelminna und dem Gerichtsgebäude aus der Zeit der preußischen Provinz Schlesien
Foto: © Görlitzer Anzeiger

Weithin bekannt wurde Görlitz im 15. Jahrhundert als Handelsstadt an der Handelsroute zwischen Breslau und Leipzig, einem Teil der Via Regia. Im Jahrhundert davor entstanden die Grundlagen des kommenden Reichtums der Stadt: 1303 die städtische Unabhängigkeit, 1329 das Münzrecht und schließlich 1339 das Stapelrecht für das Waid, die Färberpflanze. Der Reichtum der Görlitzer Kaufleute spiegelt sich noch heute in den Prachtbauten der seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts planmäßig angelegten Görlitzer Altstadt, deren Stadtbild von den Kaufmannspalästen geprägt wird.

Der Sound of Görlitz

Die Europastadt Görlitz-Zgorzelec ist jedoch auch eine kulturell hochinteressante Stadt, die in Mitteldeutschland und darüber hinaus unter Jugendlichen als Tipp gilt: "Dort geht noch was!" Tatsächlich bietet die organisierte soziokulturelle Szene Probenräume, Möglichkeiten für Soundaufnahmen wie etwa im Tonlabor Görlitz und Auftrittsmöglichkeiten. Klar wird es dabei auch mal laut, wie das Zgorzelecer Soundsystem Streetfestivals erst vor einer Woche wieder einmal zeigte. Für den einen nur Lärm, verzückt den anderen der Klang der krachenden Röhrenverstärker, die selbst über größere Entfernungen nicht zu überhören sind.

Eine Verstärkerlegende und ihre moderne Auslegung

Gitarristen bevorzugen den satten Sound dieser Verstärkerart und nur Insider kennen noch den legendären MV3-Verstärker aus dem VEB Klingenthaler Harmonikawerke – später bekannt als Vermona – mit EL84-Röhren bestückter Gegentakt-Endstufe, der bei nur zwölf Watt Ausgangsleistung dank zugehöriger Bassreflexbox einen bei vielen Bands beliebten satten Sound produzierte. Wird heute ein neuer Röhrenverstärker gesucht oder muss anderes Equipment beschafft werden, so suchen sich erfahrene Musiker gern einen Shop, ob nun vor Ort oder als Online Shop, bei dem sie wissen, dass der Shop von Musikern für Musiker betrieben wird.

Musiker für Musiker

Bei diesen Shops ist es einfach wahrscheinlicher, dass man mit den Betreibern tatsächlich auf einer Wellenlänge liegt; entsprechend sollte man bei der Online Suche nach "Röhrenverstärker Gitarre" darauf achten. Natürlich gibt es in vielen Städten auch stationäre Händler für Band-Equipment, dennoch schätzen Bandmitglieder immer wieder die von Verkäuferinteressen ungestörte Vorauswahl in einem musikerorientierten Shop im Internet, in dem mit nicht weniger Herzblut verkauft wird als in jedem anderen Geschäft. Immer geht es darum, dass jeder Musiker das für ihn ideale Equipment finden und zusammenstellen kann. Auch ist online der Preisvergleich für Instrumente und Technik leichter möglich, ein seriöser Shop wird soundso auf ein angemessenes Preisgefüge achten – einen Kredit muss man je nach Kassenlage also nicht gleich aufnehmen.

Der Görlitzer Bahnhof

Der Görlitzer Bahnhof ist nicht nur eine Anlaufstelle für jene, die einen kurzen Tapetenwechsel benötigen, sondern bietet mit dem KulTourPunkt einen der vielen besonderen Görlitzer Veranstaltungsorte, zu denen unter anderem das Wichernhaus, das Kulturforum Synagoge Görlitz, der Stadthallengarten und irgendwann auch wieder die Stadthalle selbst gehören. Selbstverständlich ist der Bahnhof zugleich Ausgangsort für Rundgänge durch die schöne Stadt an der Lausitzer Neiße. Ein Tipp ist die imposante Empfangshalle des im Jahr 1907 errichteten Bahnhofs, der einen Vorgängerbau ablöste. Besonders die großen Deckenleuchter und die Rundbogenfenster erzeugen in der Halle eine Atmosphäre, wie sie nur in berühmteren Bahnhofsgebäuden wie etwa dem 1889 in Amsterdam erbauten anzutreffen ist.

Eine Zeitreise in die Kaiserzeit: der Postplatz

Wer aus dem Bahnhof kommend schnurstracks geradeaus geht oder die Staßenbahn nimmt, gelangt auf den Postplatz, einen der vielen großzügig angelegten Plätze der Stadt. Heute ist der von 2014 bis 2019 umfassend sanierte und in seinen Urspungszustand zurückversetzte Platz einer der beliebtesten in Görlitz. Ein wahrer Eyecatcher ist die "Muschelminna" auf dem Toberentz-Brunnen, rund um den Sitzbänke zum Verweilen einladen.

Die Frauenkirche

In Sichtweite des an eine Festung erinnernden Postgebäudes auf dem Postplatz liegt die mit wenigen Schritten erreichbare Frauenkirche, ein Zeugnis der Spätgotik aus dem Jahr 1473 – nur ihr Turm kann zugleich noch barocke Elemente vorweisen. Betritt man das Gotteshaus, so wird der schlichte Stil auffallen, in welchem das Gebäude gestaltet wurde.

Marienplatz und Warenhaus

Gleich an die Frauenkirche schließen sich das historische Kaufhaus und der Marienplatz an. Neben dem Postplatz, dem Ober- und dem Untermarkt ist der Marienplatz einer der bekanntesten Plätze der Stadt Görlitz. Sehr schnell ist der Marienplatz von der Frauenkirche kommend zu Fuß zu erreichen. Dabei passiert man die Arkaden des historischen Warenhauses, das vom Marienplatz gesehen einen Eindruck seiner Größe vermittelt. Das 1913 erbaute Kaufhaus gehört heute nicht nur zu den ältesten Warenhäusern in Deutschland, sondern ist auch innen im Original erhalten. Vorbild der Architekten war übrigens das Berliner Kaufhaus Wertheim. Leider kann man derzeit das Kaufhaus nicht besuchen, da es 2009 geschlossen wurde. Alle Görlitzer hoffen – ein Investor arbeitet daran – auf eine baldige Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs.

Über den Dächern von Görlitz: der Reichenbacher Turm

Görlitz verfügt über eine reiche und bedeutende Museumslandschaft. Dazu zählt der Reichenbacher Turm, der neben dem Barockhaus Neißstraße und dem Kaisertrutz zum Kulturhistorischen Museum der Stadt gehört. Vom Marienplatz ist er ebenfalls binnen weniger Gehminuten erreichbar. Als eines der fast 4.000 Görlitzer Baudenkmäler in der Stadt ist er eine Sehenswürdigkeit, die entdeckt werden will. Der Reichenbacher Turm ist ein früherer Wehrturm und kann eine Höhe von 51 Metern vorweisen. Hat man den Turm und nach einem Aufstieg die Stadt von oben bestaunt, so sollte man den Kaisertrutz besuchen, der gleich gegenüber liegt. Die Bastion der Stadtbefestigung hat ihre militärischen Zwecke längst hinter sich gelassen, beherbergt aber bemerkenswerte Ausstellungen, so die "Galerie der Moderne". Auch andere historische Türme der Stadt sind gelegentlich zugänglich.

Tipp:
Alles, was man in Görlitz gesehen haben muss, aufzuzählen, das würde jeden Rahmen sprengen. Einen guten Überblick bieten die Stadtrundfahrten, die es vielleicht etwas leichter machen, konkrete Besuchsziele auszuwählen. Wer den Trubel liebt, verbindet seinen Görlitz-Besuch mit dem Görlitzer Altstadtfest, das vom 26. bis zum 28. August 2022 stattfindet, oder etwa mit dem Schlesischen Christkindelmarkt, einem der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands.

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  • Quelle: red | Foto Hotel: © BeierMedia.de; Foto Postplatz: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 21.08.2022 - 09:53Uhr | Zuletzt geändert am 22.08.2022 - 05:46Uhr
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