Frühlingssonne steigert Renovierungsdrang

Frühlingssonne steigert RenovierungsdrangGörlitz, 21. März 2022. Von Thomas Beier. Der Frühling ist da und schon steigt die Lust auf Renovierungsarbeiten in den eigenen vier Wänden. Allerdings nutzt eine ganz bestimmte Erinnerung alljährlich diese Gelegenheit, um sauer aufzustoßen.

Dieser Entwurf zeigt ein Bad mit winterlichem Ausblick. Wo keine störenden Blicke drohen, sorgen große Fenster für ein ganz neue Badeerlebnis
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Das Bad als Lebensbereich in der Wohnung

Die Geschichte wäre schnell erzählt – wenn man nicht ins Abschweifen geraten würde: So um 1986/87 haben wir ein richtiges Bad eingebaut, vorher gab es etwas, das man nur Provisorium nennen konnte. Das Projekt machte viel Mühe: Das meint nicht nur den persönlichen Arbeitsaufwand, sondern die damaligen Umstände der Materialbeschaffung. Fliesen etwa gab es nur über Beziehungen – vor allem gegen "blaue Fliesen", wie man die 100-DM-Scheine nannte – und die gesamte Auswahl bestand dennoch oft nur auf sehr wenigen Sorten.

Materialbeschaffung im Sozialismus

Die meiste Zeit also war man nicht produktiv, sondern unterwegs zur Materialbeschaffung. Viele Görlitzer erinnern sich noch an die tägliche morgendliche Wartegemeinschaft an der Straße "An der weißen Mauer". Dort gab es einen Vorläufer der heutigen Baumärkte, eine Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) – und der Luxus bestand darin, am frühen Morgen nachfragen zu dürfen, ob denn etwa Zement eingetroffen sei. Telefonische Auskunft? Fehlanzeige für die wenigen, die überhaupt über einen Telefonanschluss verfügten.

Das verdeutlichte dem "DDR"-Bürger auf zermürbende Weise, was Sozialismus bedeutete: Ein Kombination aus Mangelwirtschaft und Verantwortungslosigkeit: "Da können wir auch nichts machen, da müssen Sie morgen wieder fragen kommen." Manchmal ging das wochenlang so und wer schaffte es schon, wirklich jeden Tag vor Arbeitsbeginn mindestens eine halbe Stunde vor Geschäftsöffnung anzustehen, meist um zu erfahren, dass es wieder nichts gibt. Das Anstehen hatte einen guten Grund: War Ware eingetroffen, dann nicht viel und wer zu spät zum Fragen kam, den bestrafte das Leben mit den Worten: "Ist leider schon vergriffen."

Nun mag mancher über die Preise in den Baumärkten heutzutage jammern, aber gar nichts kaufen zu können, das ist halt auch keine Option. 1996 vernichtete ein Brand die Reste des an der Straße gegenüberliegenden Teils des längst aufgegebenen Handelsunternehmens, das man wohl besser Verteilungsstützpunkt genannte hätte und 20 Jahre später erinnerte die Ortspresse daran. Längst haben sich andere Unternehmen angesiedelt.

Hinterherhinken um 20 Jahre

Doch zurück zum Bad: Eines Tages war alles fertig, über der Badewanne ein 30-Liter-Elektroboiler – wer damit große geworden ist, weiß noch heute, wir das einzig verfügbare Gerät aussah; ebenso der Fünf-Liter-Boiler unter dem Waschbecken. Na, und der 100-Liter-Badeofen erst: Ein echter Wittigsthaler, wie er noch immer hergestellt wird und zwar im Gegensatz zu heutigen Konkurrenzprodukten auch innen emailliert! Natürlich war die Familie mächtig stolz auf das Bad.

Dieses Gefühl wurde allerdings erschüttert, als Westbesuch – ein aussterbendes Wort – aufkreuzte und das Bad lobte: "Toll, alles im Siebzigerjahre-Stil!" Was das ist, dieser Stil, dafür finden sich Fotos im Web und genau dieses Bild kommt der Realität nahe, wie das damals aussah. Vermutlich würden das heute nicht einmal mehr eingefleischte Nostalgiker aushalten. Aber vielleicht hatte der Besuch nur aus Höflichkeit nicht sogar Sechzigerjahre-Stil gesagt?

Badgestaltung heute

Badgestaltung unterliegt inzwischen längst ganz anderen Anforderungen: Von einem Zweckraum, der nur seinen Funktionen wie eben Körperhygiene, Toilette und vielleicht auch noch zum Wäschewaschen dient, ist heute ein Raum geworden, der Wohnansprüchen genügen muss. Und der Trend geht weiter: Schon haben Freunde eine freistehende Badewanne ins Wohnzimmer integriert, Blick ins Grüne inklusive. Auch so mancher Wintergarten hat sich zur höchst privaten Badeanstalt gemausert.

Längst sind die Zeiten vorbei, als der Schlachtruf "Freitags wird gebadet!" galt und die Familie nacheinander ins Badewasser des Vorbaders stieg – schließlich musste ja gespart werden. Heute wird es zelebriert, ein Bad zu nehmen: Musik, ein Buch, stimmungsvolle Beleuchtung und für manchen ein Gläschen Wein helfen, im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Alltag abzutauchen. Überhaupt müsste man mal den Görlitzer Wein-Krüger befragen, welches Tröpfchen er für den Badewannenrand empfiehlt.

Umfassend informieren und gute Beratung suchen

Ein ganz besonderer Luxus ist freilich eine Badewanne für Zwei, insofern die gleiche Wassertemperatur bevorzugt wird – Klimatisierungszonen wie im Auto sind eine noch ausstehende Badewannen-Innovation. Bevor man von solcherlei Gedanken beflügelt – schon sieht man sich mit tiefen Blicken einander zuprostend in der Wanne lümmeln – an seinem Bad Hand anlegt oder anlegen lässt, sollte man sich über die Gestaltungsmöglichkeiten informieren. Viel zu oft nämlich orientiert man sich an den gewohnten Üblichkeiten und verpasst darüber, welche ganz anderene Möglichkeiten es gibt.

An dieser Stelle helfen Wohnzeitschriften weiter und im Internet bieten zudem Magazine, die moderne Bäder vorstellen, einen guten Überblick. Leider noch viel zu selten gibt es Installateure mit wirklicher Beratungskompetenz im Baddesign. Ganz nach dem Motto: "Nichts ist unmöglich!" musste – der Fall ist verbürgt – vor einiger Zeit eine Dame erleben, wie der Abfluss einer freistehenden Wanne auf dem Fußboden verlegt worden war, damit es nicht zu teuer wird. Geld war in diesem Fall aber nun wirklich nicht der Engpass, der lag eher im Denken und der Beratungskompetenz des Klempners.

Tipp:
Neben technischen Aspekten und dem, was oraktisch und gerade modern ist, muss ein Bad vor allem zur Persönlichkeit der Wohnungs- oder Eigenheimbesitzer passen, damit sie sich auf Dauer in ihrer ganz persönlichen Badewelt wohlfühlen.

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  • Quelle: Thomas Beier | Bildquelle: ID 5460160, Pixabay License
  • Erstellt am 21.03.2022 - 13:32Uhr | Zuletzt geändert am 21.03.2022 - 14:32Uhr
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