Ein Schlauchomat für Görlitz

Ein Schlauchomat für GörlitzGörlitz, 14. April 2021. "Am Görlitzer Bahnhof sollen 35 neue Fahrradabstellanlagen für Pendler entstehen. Auch neue Schließfächer und Lademöglichkeiten für E-Bikes wird die Stadt Görlitz im Bahnhof einrichten. Darüber hinaus steht ein öffentlich bereitgestelltes Werkzeug-Set und ein Schlauchomat für eine schnelle und unkomplizierte Reparatur vor Ort zur Verfügung", meldet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) und meint damit hoffentlich den Bahnhof in Görlitz, nicht etwa den Görlitzer Bahnhof in Berlin, der nur noch als Görlitzer Park – einer der größten Berliner Drogenumschlagplätze – und U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof existiert.

Abb.: Wo es hinführt, wenn dem Radfahrertum freie Fahrt gewährt wird, kann man im westfälischen Münster, gern als Radfahrer-Hauptstadt bezeichnet, studieren. Selbst die kleinste Grünfläche hat keine Chance, zwischen Radweg und herumstehenden Fahrrädern bleibt kaum Platz für Fußgänger, die über achtlos hinterlassene Drahtesel steigen müssen und sich wie auf einem Hindernisparcour vorkommen.
Foto: © BeierMedia.de
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Wer sein Fahrrad liebt, lässt es zu Hause

Konrad Krause führt die Geschäfte des ADFC Sachsen und weiß: "Viele Pendler wollen auf ihrem Weg zur Arbeit das Rad und die Bahn kombinieren. Damit das gelingen kann, müssen sie ihr Fahrrad angstfrei am Bahnhof stehen lassen können. Die Installation von neuen diebstahlsicheren Fahrradabstellanlagen ist daher insbesondere in Zeiten von hochwertigen E-Bikes ein sehr wichtiger Schritt." Aktuell, so informiert der ADFC, bietet der Görlitzer Bahnhof seinen Pendlern nur 80 fahrradgerechte Vorderradhalte, bei denen abgestellte Fahrräder zudem der Witterung ausgesetzt sind. Damit würden aktuell weniger als vier Prozent der Zugnutzer eine diebstahlsichere Abstellanlage vorfinden. Im Gegensatz zu anderen sächsischen Städten wie Bautzen, Radeberg oder Pirna gebe es am Görlitzer Bahnhof keine verschließbaren Fahrradabstellanlagen. Da sich immer mehr Leute ein E-Bike zurücklegen, wachse auch die Bedeutung sicherer Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen. Die Haltepunkte Rauschwalde und Weinhübel böten darüber hinaus gar keine Abstellanlagen. Der ADFC Sachsen sieht hier dringenden Aufholbedarf.

Im Juni 2020 hatte der sächsische ADFC-Ableger eine Studie zum Bike+Ride in Sachsen veröffentlicht. Der Fahrrad-Club bewertete dafür sowohl die Qualität wie auch die Anzahl der Abstellanlagen an allen 521 Bahnhöfen in Sachsen. Um gute Noten zu erreichen, mussten Fahrradabstellmöglichkeiten vor allem so gestaltet sein, dass der Fahrradrahmen sowie Vorder- oder Hinterrad gut angeschlossen werden können. Einfache Vorderradhalter sind am wenigsten diebstahlsicher und können außerdem die Felge schädigen. Der ADFC empfiehlt, dass auf jeden siebenten Eisenbahn-Fahrgast eine diebstahlsichere und überdachte Abstellanlage kommen sollte; idealerweise sollte außerdem bei größeren Bahnhöfe jeder 200. Fahrgast das Fahrrad in einer Fahrradbox, einem Parkhaus oder einer Sammelschließanlage unterbringen können. Die Bahnhöfe in Neukieritzsch, Delitzsch und Oschatz sind die einzigen Bahnhöfe im Freistaat, die diese beiden Kriterien erfüllen. Auch mit den neuen Abstellanlagen am Görlitzer Bahnhof erfüllt die Stadt die Kriterien bei Weitem noch nicht.

Kommentar:

Wenn der Drahtesel nur mit einem Fahrradschloss gesichert werden kann, ist gezielter Diebstahl nicht zu verhindern – Herr Bolzenschneider und Frau Akku-Flex lassen grüßen. Der Radfahrer, der wirklich auf Nummer sicher gehen will, sollte sein Gefährt in der Wohnung anschließen – und möglichst nicht benutzen, jedenfalls nicht in einer Stadt. Das würde zudem die Verkehrssicherheit schlagartig erhöhen, da die Gruppe der undiszipliniertesten Verkehrsteilnehmer damit von der Straße verschwinden würde.

Während Kraftfahrer und Fußgänger über Radfahrer immer wieder nur den Kopf schüttel können, sind von den Pedalwütigen freche und anmaßende Sprüche zu hören und gestreckte Mittelfinger zu sehen. Es ist höchste Zeit, über einen Fahrrad-Führerschein nachzudenken, der die Kenntnis der Straßenverkehrsordnung und rücksichtsvoller Verhaltensweisen erzwingt. Wenn so ein Radfahrer, der sich wie auf der Schussfahrt nach San Remo fühlt, von hinten kommend dicht an einem harmlosen Fußgänger vorbeischießt, setzt bei dem unter Umständen sogar der Herzschrittmacher aus!

Um realitätsnah zu bleiben: Eine Warnwesten-Tragepflicht für Radfahrer und eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 20 Stundenkilometer wäre ein erster Tritt in die richtige Richtung, meint

Ihr Thomas Beier


Kulturzuschlag:
Schussfahrt nach San Remo

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Radfahrer

Von Jens am 21.04.2021 - 21:17Uhr
Hallo Herr Beier,

volle Zustimmung zu Ihren Aussagen. Es ist täglich zu beobachten und zu erleben, wie rücksichtslos eine Gruppe von Fahrradterroristen (nennen sich selbst Aktivisten???) in der Stadt unterwegs ist.

Es sind nicht die Kinder oder Jugendlichen, die sind höchstens mal übermütig. Es sind Erwachsene (vermutlich Familienväter) zwischen Mitte Zwanzig und Mitte Fünfzig, die sich über alle Regeln hinwegsetzen und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen.

Ihren Vorschlag, einen Führerschein für Fahrräder einzuführen, halte ich für sehr gut, den kann man dann auch einziehen und das Fahrrad gleich mit.

Keine Radfahrer – mehr Verkehrssicherheit

Von Thomas John am 15.04.2021 - 23:40Uhr
Herr Beier, sie machen wohl täglich sehr schlechte Erfahrungen mit Radfahrern. Ich nehme mal an, SIE sind keiner davon, sondern Autofahrer. Denn kein Radfahrer käme auf solche Gedanken ;-).

Den Spieß kann man auch umdrehen: Einfach alle Autos von den Straßen verbannen, schon ist es viel sicherer darauf. Denn ich denke mir, dass Ihnen die Zustände unter Autofahrern auf deutschen Straßen ebenfalls bekannt ist. Da nehme ich genauso wenig Straßenverkehrsordnungskenntnis wahr und die Führerscheinprüfung ist bei den allermeisten schon über 10 Jahre her. Jeder fährt, wie richtig erscheint und hält sich ganz selbstverständlich für den besten und sichersten Fahrer.

Seltsam ist, dass man immer über die Fahrweise der anderen schimpft, während man eigene Fehler oder Rücksichtslosigkeiten meistens gar nicht bemerkt. Dieses Gekämpfe zwischen LKW-, PKW- und Radfahrern ist dümmlich und kontraproduktiv. Gegenseitige Rücksichtnahme steht jedem gut zu Gesicht, nicht nur Radfahrern. Ansonsten verbannen wir lieber ALLE von den Straßen und laufen wieder!

Mag sein, dass Ihr Kommentar überspitzt formuliert ist, mich hat er jedenfalls geärgert.
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Hallo Herr John, da Sie mich persönlich ansprechen, gern auch eine Antwort.

Zunächst sind Sie der lebende Beweis dafür, dass am ehesten eine Reaktion zu erwarten ist, wenn man jemandem auf die Füße tritt – positive Meldungen hingegen finden gewöhnlich keine Bestätigung. Ob ich Radfahrer bin oder nicht, das tut nichts zur Sache, wozu also darüber spekulieren?

Festzuhalten ist, dass Straßen nicht für Radfahrer angelegt wurden, insofern ist Ihr Ansinnen, Autos von den Straßen zu verbannen, obsolet. Für Radfahrer werden in großzügigster Weise Radwege an den Landstraßen gebaut, leider ist dort kaum ein Radfahrer zu sehen.

Wenn Kraftfahrer ebenso wenig Kenntnisse von der Straßenverkehrsordnung hätten oder sich ebenso wenig daran halten würden wie Radfahrer, hätten sie sich längst selbst ausgerottet. Dass sich Radfahrer unbeschadet im Straßenverkehr bewegen können, hat hingegen mit der übergroßen Rücksichtnahme und Toleranz der Kraftfahrer auf die Narrenfreiheit, die sich einige, wenn nicht gar die meisten der Radfahrer nehmen, zu tun.

Wenn Sie eine Möglichkeit finden, Radfahrer durch Schulterklopfen zu einem regelkonformen und rücksichtsvollen Verhalten im Verkehr anzuregen, würde mich das freuen.

Ansonsten gilt: Öfter mal absteigen,

meint Ihr Thomas Beier

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  • Quelle: red | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 14.04.2021 - 18:07Uhr | Zuletzt geändert am 14.04.2021 - 22:37Uhr
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