Weihnachtszeit ist Gartenzeit
Görlitz, 22. Dezember 2020. Nanu, hat da jemand zu viel Glühwein getrunken? Weihnachtszeit ist Gartenzeit? Aber ja doch! Zum einen zieht es die Menschen im Lockdown in ihre Gärten, um dort die frische Luft zu genießen, am wärmenden Feuer zu sitzen und ein bisschen Winterromantik zu erleben, andererseits ist jetzt die beste Zeit, sich Gedanken um den Baumschnitt und die Frühjahrsbestellung der eigenen Scholle zu machen. Immerhin dauert es nicht mehr lange und die Pflanzzeit beginnt!
Gärten im Wandel
Sowohl die Gärten wie auch deren Bepflanzung befinden sich in einem ständigen Wandel. Während private Kleingärten in der "DDR" fest in die volkswirtschaftliche Planung der Obst- und Gemüseproduktion eingebunden waren, die Kleingartensparten schrieben entsprechende Anbauflächen vor, dienen sie heute mehr denn je der Erholung.
Die wichtigsten Prioritäten, unter denen die Hobbygärtner ihr Grundstück bestellen, sind wohl die folgenden drei:
- Der Ziergarten: Hier geht es vor allem um die ästhetische Gartengestaltung, gern auch mit exotischen Pflanzen.
- Der Nutzgarten: Obst- und Gemüse werden angebaut, weil man sich so sicher ist, dass keine Chemie im Spiel ist und weil’s einfach besser schmeckt.
- Das Refugium: Der Garten als ungestörter Rückzugsort, oft verbunden mit der Idee des lazy gardenings, also selbst möglichst wenig Arbeit damit zu haben.
Dabei ist es heutzutage weit weniger wichtig, ob sich der Garten am Wohnhaus oder in einer Kleingartenanlage befindet oder es sich – für viele die Krönung des Luxus – um ein freiliegendes Wochenendgrundstück handelt, wo man seine Zeit inmitten der Natur völlig ungestört verbringen kann. Gerade in eher abgelegenen Ecken des Landkreises Görlitz stößt man hin und wieder auf solch traumhafte Grundstücke.
Neue Pflanzen auf dem Vormarsch
Doch nicht nur die Nutzung des Gartens ändert sich, sondern auch seine Bepflanzung. Freilich kann man diskutieren, ob man lieber auf einheimische Pflanzen und Gehölze setzen sollte oder sich an exotischen Gewächsen versucht. Hier eröffnet der Klimawandel bereits jetzt neue Möglichkeiten: Eher frostgefährdete Arten sind wegen der milden Winter heute übers ganze Jahr freilandtauglich und erschließen sich sogar ausgehend von den Gärten als Neophyten die freie Natur, was durchaus problematisch sein kann. So haben Kommunen wie etwa Markersdorf bei Görlitz ziemlichen Aufwand, um die Ausbreitung von Neophyten entlang der Wasserläufe zu bekämpfen.Natürlich wandert nicht jede exotisch erscheinende Pflanze in die freie Natur, andere wiederum werden etwa durch Vögel eingetragen. Wohl nur Fachleute wissen, dass etwa der Kalmus aus Asien stammt oder das Löwenmäulchen aus der Mittelmeerregion. Irgendwann gehören viele Neophyten – zu denen übrigens auch die Kartoffel, der Weizen und die Äpfel, wie wir sie heute kennen, zählen – also zur heimischen Flora. Problematisch sind jedoch die invasiven Arten, die heimische Bestände verdrängen. So wird die Robinie durchaus als Gefahr für den natürlichen Trockenrasen gesehen, während das Indische Springkraut heimische Großstauden verbrängt.
Zu den Pflanzen, die man als Gartenbesitzer wegen neuerer Züchtungen und des immer milder beziehungsweise wärmer werdenden Klimas jetzt öfter in Erwägung ziehen kann, gehört ein schöner Kirschlorbeer für den Garten. Zur Hälfte täuscht der Name allerdings: Es ist keine Lorbeerart, sondern die Pflanze ist tatsächlich eher mit der Kirsche verwandt, sie zählt zur Familie der Rosengewächse. Beliebt ist der Kirschlorbeer als Heckenpflanze, immergrün wächst er schön blickdicht und kommt auch mit den immer öfter ausgesprochen trockenen Sommern gut zurecht. Auch an den Boden stellt die Pflanze kaum Ansprüche, solange dieser nicht zu fest oder zu nass ist. Der Pflegeaufwand ist gering; gegen Sommerende kann jedoch eine Düngung mit einem Kalium-Spezialdünger die Frostresistenz der Blätter erhöhen.
Mancher lehnt den Kirschlorbeer als Giftpflanze ab – allerdings müsste man unter diesem Aspekt sehr viele Gartenpflanzen ablehnen. Worum es geht: Der Kirschlorbeer hat einen raffinierten Mechanismus entwickelt , um sich gegen Fressfeinde zu schützen. Seine Pflanzenteile enthalten eine zuckerartige Verbindung und ein Enzym. Wird beides etwa durch Kauen zusammengebracht, entsteht Blausäure und es wird tatsächlich lebensgefährlich. Während die Blätter und das Fruchtfleisch des Kirschlorbeers als eher mäßig giftig gelten, sind die Fruchtkerne richtig gefährlich, schon wenige davon sind tödlich, wenn man sie zerkaut – was zum Glück praktisch kaum möglich ist. Ginster, Goldregen und sogar Bohnen setzen auf ähnliche Mechanismen, weshalb man Bohnen vor dem Verzehr stets kochen sollte, um das Gift zu vermeiden.
Der Garten als ein Stück Natur
Egal, wie man seinen Garten nun anlegt und nutzt, man sollte nicht vergessen, dass man damit ein Stück Natur in seine Pflege genommen hat. Natur lässt sich in kein Korsett zwängen. So praktisch ein Rasenmähroboter sein mag: Der Rasen, den er hinterlässt, geht als Lebensraum weitgehend verloren. Gar zu aufgeräumt wird ein Garten für viele Tiere zu einer Art No-go-Zone: Wie soll ein Igel überwintern, wenn alles Laub bis auf das letzte Blatt entsorgt wurde? Wo soll die Fledermaus wohnen, wenn der alte Schuppen einem Gartenhaus aus dem Baumarkt weichen musste? Und wer den alten Apfelbaum auf der Streuobstwiese kappt, um sich die Mühen der Ernte und der Pflege zu ersparen, nimmt damit vielen Tieren ein Stück Nahrungsgrundlage. Nicht ohne Grund sind Nachhaltigkeit und das Leben im Einklang mit der Natur die großen Stichworte unserer Zeit.-
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- Quelle: red | Foto: © BeierMedia.de
- Erstellt am 22.12.2020 - 15:49Uhr | Zuletzt geändert am 22.12.2020 - 17:18Uhr
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