Verschuldung in Deutschland nach wie vor hoch

Görlitz, 17. März 2017. In Anbetracht, dass die deutsche Wirtschaft jährlich frohlockend mitteilt, dass das Wachstum wieder angestiegen ist und die Exporte auf einem hohen Niveau liegen, sollte davon ausgegangen werden können, dass es auch den Bürgern Deutschlands gut geht. Geht es sicherlich, je nach Blickwinkel und regionalen Rahmenbedingungen. So steht Ostsachsen mit den Landkreisen Görlitz und Bautzen in der preisbereinigten Armutsquote gar nicht so schlecht da und findet sich eher im deutschlandweiten Mittelfeld. Tatsache ist aber, dass seit 2009 überall die Anzahl der privaten Haushalte mit hohen Schulden zunimmt. Galten im Jahr 2015 noch 6,19 Millionen, waren es ein Jahr später bereits 6,85 Millionen Personen, die als überschuldet galten. Auch die Ursachen sind interessant zu beobachten, gerade in den Zeiten der angeblich sehr niedrigen Arbeitslosigkeit. Rund 18,7 Prozent der verschuldeten Personen bekamen finanzielle Probleme, nachdem sie ihre Arbeit verloren hatten. Zudem sind viele Haushalte schlichtweg nur deshalb verschuldet, weil das Gehalt nicht ausreicht, das Beschäftigungsverhältnis zu den prekären Jobs gehört oder der Arbeitsvertrag wieder nur befristet war. Aber welche Schwierigkeiten bringen Schulden eigentlich mit sich? Gibt es Einschränkungen? Dieser Artikel klärt auf.

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Welche Einschränkungen bringt die Verschuldung mit sich?

Es liegt auf der Hand, welche Probleme aus einer Verschuldung resultieren: Geldsorgen. Häufig ist das Geld ohnehin schon knapp, müssen nun noch Schulden abgetragen werden, bleibt am Ende des Geldes noch viel zu viel Monat übrig. Können die Raten für Kredite, Anschaffungen oder auch Rechnungen aus Versicherungsverträgen, die vielleicht zu teuer oder gar unnütz sind, aus der Werkstatt oder von Versandhäusern nicht mehr bezahlt werden, schließen sich neue Schwierigkeiten an:

  • Mahnverfahren/Vollstreckung - Türmen sich die Schulden und Rechnungen erst einmal auf, kommt es früher oder später nahezu zwangsläufig zu Mahnverfahren und sich hieraus ergebenden Vollstreckungen. Steht nun der Gerichtsvollzieher vor der Tür und versucht, in der Wohnung verpfändbare Gegenstände zu finden, gilt: Alles darf er nicht mitnehmen und gepfändet werden dürfen nur Gegenstände, deren Versteigerung oder Verkauf die beim jeweiligen Gläubiger offenen Schulden teilweise oder sogar ganz decken können. Ist dies nicht möglich, kommt es gleich zur nächsten - viel schlimmeren - Einschränkung:

  • Eidesstattliche Versicherung - Früher war dieses Verfahren als Offenbarungseid bekannt. Gegenüber dem Gerichtsvollzieher oder bei einem Termin vor Gericht gibt der Schuldner sämtliche Einnahmen, Vermögenswerte und Guthaben bekannt. Liegen die Einnahmen oberhalb der jeweiligen Pfändungsfreigrenze, werden aus dem Überschuss Schulden beglichen.

  • Pfändung - Sobald ein Einkommen vorhanden ist, das über der Pfändungsfreigrenze liegt, wird das Einkommen gepfändet. Dieser Fall tritt dann ein, wenn es zu einem Vollstreckungsverfahren oder einem Pfändungs- und Überweisungsbeschluss gekommen ist.

  • SCHUFA-Einträge - Mit jedem aufgelösten Kredit, jedem Vollstreckungsverfahren und natürlich der eidesstattlichen Versicherung kommt es zu einem neuen SCHUFA-Eintrag. Die negativen Einträge verschlechtern den Score, der Händlern, Banken und allgemein Unternehmen auf Anfrage übermittelt wird. Zwar sehen die Anfragenden nicht, um welche Einträge es sich handelt und wie hoch die Außenstände sind, doch können sie aus einem niedrigen Score durchaus Rückschlüsse ziehen.

  • Probleme bei Vertragsabschlüssen - Mit der negativen SCHUFA treten neue Probleme auf. Unternehmen fragen häufig bei der SCHUFA eine Auskunft an und lehnen Verträge ab, wenn der ihnen übermittelte Score zu niedrig ist. Für viele Ratenkredite müssen Verbraucher nun ausführliche Gehalts- und Einkommensnachweise vorweisen und oft hohe Sicherheiten hinterlegen. Gleichfalls machen die Kreditgeber höhere Zinsen geltend, um das höhere Risiko und den Mehraufwand an Arbeit auszugleichen.

Ein nicht zu vernachlässigendes Problem ist die psychische Belastung, die Schulden mit sich bringen. Verbraucher haben die nicht bezahlten Rechnungen stets im Hinterkopf, müssen jede Ausgabe genau überlegen und können am gesellschaftlichen Leben aus finanziellen Gründen oft nicht mehr teilnehmen.

Wie lässt sich das Leben in einer solchen Situation trotzdem schultern?

Zuerst sei gesagt, dass nicht alle Verbindlichkeiten tragisch sind. Sollte die Waschmaschine ihre letzte Runde geschleudert haben, das Auto in die Werkstatt müssen, die Klassenfahrt des Kindes bezahlt werden müssen und ist das Geld für all die Kosten schlichtweg knapp, lässt sich meist eine Lösung finden. Viele Verkäufer und Unternehmen sind durchaus gesprächsbereit und gehen auf Ratenzahlungen ein. Von Schulden oder Überschuldung spricht man erst, wenn die Forderungen nicht mehr bedient werden können oder eine Höhe erreicht haben, deren Begleichung nicht mehr als realistisch erscheint. Bestehen solche Schulden länger und können mit Raten nicht abgetragen werden, wird die finanzielle Situation wirklich problematisch.

Allerdings gibt es einige Möglichkeiten, wieder Licht am Ende des Tunnels zu finden:

  • Schuldnerberatung - Der Weg dorthin fällt vielen schwer, doch hilft eine Beratung durchaus. Es werden zwar nicht direkt Schulden abgetragen, doch hilft es vielen Verbrauchern bereits, wenn eine dritte Person die offenen Rechnungen, monatlichen Ausgaben und die eingehenden Gelder überprüft und das Chaos ordnet. Die Schuldnerberatung kann zu dem Kontakt mit Gläubigern aufnehmen und Ratenzahlungen vereinbaren. Für die Gläubiger ist das zugleich ein Indiz, dass der Schuldner guten Willens ist, seine Geldprobleme zu lösen.

  • Privatinsolvenz - Sind die Schulden so hoch, dass es schier unmöglich ist, sie jemals zu begleichen, könnte eine Privatinsolvenz eine Lösung sein. Während der Insolvenzphase werden alle Einnahmen, die oberhalb der jeweiligen Pfändungsfreigrenze liegen, in die Schuldentilgung gesteckt. Nach der Insolvenz werden dem Schuldner sämtliche Forderungen erlassen, sodass er wieder ein normales Leben führen kann. Wer diesen Weg geht, muss jedoch wissen, dass die Privatinsolvenz immer einen Eintrag in der SCHUFA mit sich bringt.

  • Kredite ohne oder trotz SCHUFA - Eine Kreditaufnahme bei Schulden oder bestehenden SCHUFA-Einträgen? Dieser Weg mag sich zuerst seltsam anhören, ist aber manchmal die beste Lösung. Hintergedanke: Oftmals ist es sinnvoller, durch einen Kredit sämtliche offenstehenden Rechnungen und Forderungen zu begleichen und schließlich nur noch für den einen Kredit Zins und Tilgung zu zahlen. Zudem können sich Verbraucher mit diesem Kredit nötigenfalls eine gewisse Rücklage schaffen.

Was auf jeden Fall beachtet werden sollte

Schuldner fühlen sich meist in die Ecke gedrängt und greifen nach jedem Strohhalm. Das kann gerade bei der Kreditsuche zu ungeahnten Problemen führen. Verbraucher sollten sich den Kreditgeber genau ansehen und ihn auf seine Seriosität prüfen. Tipp: Er sollte Einkommensnachweise verlangen, keine Vorausgebühren erwarten und dem Verbraucher nicht zahlreiche Versicherungen aufbürden.

Fazit - es gibt Lösungen

Letztendlich muss in Deutschland niemand mit seinen Schulden alleine hadern. Es gibt viele Unterstützungsangebote, die für den Schuldenabbau hilfreich sein. Auch ein Kredit kann trotz SCHUFA-Eintrag eine gute Lösung sein, wenn finanzielle Engpässe Notsituationen erzeugen oder man sich mit mehreren Gläubigern auseinandersetzen muss: Mit der Geldaufnahme lassen sich alle Rechnungen und Forderungen begleichen, das Chaos der Forderungen lichtet sich. Anstelle monatlich mehrere Raten an diverse Gläubiger zu zahlen, muss nun nur noch ein einziger Kreditgeber bedient werden. Wer genau kalkuliert und sich passende Strategien überlegt, kann auf diese Weise am Ende seine die Schuldensituation verbessern.

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  • Quelle: red | Foto Portemonnaie: stevepb / Steve Buisinne, Foto Obdachlosenlager: jesemdlaa / José Manuel de Laá, beide pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 17.03.2017 - 09:52Uhr | Zuletzt geändert am 17.03.2017 - 11:03Uhr
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