SPD Görlitz verzichtet auf eigenen Oberbürgermeister-Kandidaten / Kommentar
Görlitz. Es bleibt, wie es ist: Auf der Hauptversammlung des SPD-Ortsvereins Görlitz wurde am 28. Januar 2012 die Führungscrew bestätigt. Gerhild Kreutziger bleibt Vorsitzende, Silivio Minner Stellvertreter. Auf die Ortsvereinskasse wird weiterhin Uwe Weißbach achten. Als Beisitzer wurden Annegret Gäbler, Svenja Wester, Michael Prochnow und Martin Zien gewählt.
Eine Lektion in SPD-Geschichte und warum Fritz R. Stänker an die drei Affen denken muss
Auf der Hauptversammlung haben die Görlitzer Sozialdemokraten beschlossen, keinen eigenen Kandidaten für die Gölitzer Oberbürgermeisterwahlen 2012 aufzustellen.
Ihre aktuelle Wahlperiode wollen die Görlitzer Sozialdemokraten unter das Zeichen des 150-jährigen Parteijubiläums der SPD im Jahr 2013 stellen.
Lektion in Sachen SPD-Geschichte
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ist nach Mitgliederzahlen zweitgrößte und zugleich die älteste parlamentarisch vertretene Partei Deutschlands.
Ob es gerechtfertigt ist, im Jahr 2013 ein 150-jähriges Parteijubiläum zu feiern, kann man diskutieren - auf jeden Fall handelt es sich um das frühestmögliche Datum für die Fete.
Ein Gründungsdatum im eigentlichen Sinne kann für die SPD nicht angegeben werden. Wer nach ihren Wurzeln forscht, landet bei der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) durch Ferdinand Lassalle am 23. Mai 1863 in Leipzig - demnach wäre die SPD eine ursächsische Erfindung.
Eine zweite starke SPD-Wurzel ist allerdings in Thüringen gewachsen. In Eisenach gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht im Jahr 1869 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP).
Der eigentliche SPD-Vorläufer entstand im Jahr 1875 auf dem Gothaer Vereinigungsparteitag, auf dem ADAV und die SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) fusionierten.
Wohl um das Revoluzzer-Makel abzulegen änderte die Partei im Jahr 1890 - nach dem Ende des Sozialistengesetzes - ihren Namen in Sozialdemokratische Partei Deutschlands.
Kommentar:
Wenn das, was der SPD Ortsverein Görlitz über seine diesjährige Hauptversammlung mitteilt, wirklich alles ist - da fallen mir nur noch die drei Affen ein: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Wo ist die stolze Volkspartei, die demokratische Tradition mit messerscharfer sozialer Analyse verbindet? Die die Triebkräfte des Kapitalismus nutzt, um auch breite Schichten der Bevölkerung am Wohlstand teilhaben zu lassen?
Den Beschluss, keinen eigenen Oberbürgermeister-Kandidaten aufzustellen und sich über ein Jahr(!) lang auf das eigene Vereinsjubiläum zu konzentrieren, hätte auch jeder x-beliebige Kleingartenverein fassen können.
Görlitz liefert der Sozialdemokratie die politischen Themen auf dem Silbertablett: Verfestigte Arbeitslosigkeit, demografischer Wandel, ein überforderter Landkreis und - ganz aktuell - die Frage nach der Jugendfreundlichkeit. Warum die Sozialdemokratie ihren ureigensten Acker von der Linkspartei bestellen lässt, lässt mich an meinem Demokratieverständnis zweifeln.
Auch die Frage nach einem Oberbürgermeister-Kandidaten. Wenn eine große und bundesweit bedeutsame Partei auf lokaler Ebene zum Leisetreter wird, wie soll dann Demokratie funktionieren? Nur dann einen Kandidaten aufstellen, wenn er mit einiger Sicherheit auch gewählt wird? Wahlkampf ist doch eine hervorragende Plattform für Kommunikation! Selten hören die Menschen so intensiv auf die politische Argumentation wie in Wahlkampfzeiten.
Oder soll mit einem anderen Verein ein gemeinsamer Kandidat unterstützt werden? Dann sollte der sich langsam mal outen, sonst erlebt Görlitz den langweiligsten Oberbürgermeister-Wahlkampf aller Zeiten,
befürchtet Ihr Fritz R. Stänker
Nachschlag:
Auch die Webseite des Görlitzer SPD-Ortsvereins spiegelt den Niedergang wieder: Anzahl aktueller Termine = Null. Die aktuellste Meldung stammt vom Oktober 2010: Die (stattgefundene) Hauptversammlung wird auf den 28. Januar 2012 verschoben.
Und sonst? "90 Jahre Görlitzer Parteitag", "Wanderausstellung: Das Wirken der Görlitzer Sozialdemokraten seit 1863", Ankündigung für den 20. September 2011: "90 Jahre Görlitzer Programm der SPD", "Mauerbaugedenken" am 13. August 2011...
Vorwärts, Genossen, vorwärts!
empfiehlt Ihr Fritz R. Stänker
Mehr:
http://www.spd-goerlitz.de
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- Quelle: red | Fritz Rudolph Stänker
- Erstellt am 30.01.2012 - 07:02Uhr | Zuletzt geändert am 30.01.2012 - 11:36Uhr
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