Der Landkreis will´s wissen
Landkreis Görlitz. Das Amt für Kreisentwicklung will im Nachgang der Kreisgebietsreform eine Strategie erarbeiten um aufzuzeigen, in welche Richtung sich der Landkreis entwickeln soll. "Die zukunftsorientierte Ausrichtung des Landkreises Görlitz ist von grundlegender Bedeutung", hat man dort erkannt. Diese Strategieentwicklung stütze sich, so heißt es, auf fachlich fundierte, wissenschaftlich begründbare und strategisch ermittelte Grundlagen. Über Befragungen, Workshops, theoretische Arbeiten und eine wissenschaftliche Begleitung sollen alle relevanten Personengruppen eingebunden werden.
Bürgerbefragung noch bis Ende Februar 2011
Die Bürgerbefragung wird vom 19. Januar bis zum 28. Februar 2011 durchgeführt. Der Fragebogen dazu ist in der Ausgabe 26 des Landkreisjournals vom 19. Januar 2011 - das allerdings nicht alle Haushalte erreicht - erschienen.
Teilnehmen an der Befragung kann man auch online unter http://www.strategiebefragung.de.
Damit möglichst viele Bürger teilnehmen, wird stimuliert: Als Dank kann an einem Preisausschreiben teilgenommen werden, bei dem Gewinne von Unternehmen aus der Region verlost werden. Die Verlosung der Hauptpreise soll im Anschluss an die Befragung stattfinden, aber auch während der Befragung wird es immer wieder kleinere Teilverlosungen geben. Insgesamt stehen mehr als 110 Einzelpreise im Gesamtwert von etwa 1.800 Euro zur Verfügung.
Die Landkreisverwaltung erhofft sich viele Antworten auf offene Fragen wie beispielsweise: Wie hoch ist der Grad der Identifikation mit dem Landkreis Görlitz? Wo werden aus der Perspektive der Bewohner Probleme gesehen und welchen Einsatz sind die Befragten bereit zu leisten, um zukünftig auftretende Problemstellungen zu lösen?
Nach der Auswertung der Befragungen, die von der Hochschule Zittau/Görlitz als wissenschaftlichem und neutralem Partner durchgeführt wird, sollen die Ergebnisse in die Arbeit der Strategieentwicklung einfließen und "umfangreich publiziert und ausgewertet" werden.
Die Kreisentwickler rufen auf, sich bei der Bürgerbefragung einzubringen: "Diskutieren Sie mit Ihrer Familie, mit Freunden und Bekannten. Ihre Meinung ist uns wichtig. Neue Wege kann man am Besten gemeinsam gehen - kommen Sie mit!"
Kommentar:
Da darf man wirklich gespannt das Ergebnis der Befragung erwarten. Wir hoch wird die Beteiligung sein? Spiegeln die Befragungsteilnehmer wirklich die soziale Struktur des Landkreises wieder?
Manche der Fragen, wie die nach der Zustimmung zur Kürzung öffentlicher Förderungen oder nach der Eignung des Internets als Kommunikationsplattform dürften allerdings eher nur ein müdes Lächeln - wer dazu in diesem Landkreis noch fähig ist - hervorrufen.
Die Fragestellungen direkt an den Befragungsteilnehmer zu richten könnte dazu führen, dass viele Fragen eher im Sinne eines Wunschdenkens beantwortet werden. Professionelle Meinungsforscher bevorzugen eher Formulierungen wie "Was glauben Sie, welche Meinung haben die meisten Bürger zu ...?, um ein objektiveres Bild zu erhalten. Der recht hohe Anteil offener Fragen, die in Textform beantwortet werden sollen, könnte einen Datenwust erzeugen, an dessen Auswertung man sich schön lange aufhalten kann.
Ob die Bürgermeinungen grundlegend in eine "Landkreis-Strategie" einfließen, darf bezweifelt werden, denn Strategie ist vorallem eine Frage von Regierungskompetenz. Was soll´s, schließlich hat man ja erst die Landkreise umgeformt und macht erst jetzt auf Basis der neuen Tatsachen die Strategie.
Fazit: Bürgerbeteiligung ist gut und richtig, allerdings gehören strategische Entscheidungen in die Hände von Experten, alles andere ergibt Quatsch mit Soße - Gift für einen Landkreis, der vom deutschen Wirtschaftsaufschwung abgekoppelt ist. Das betrifft allerdings alle ostdeutschen Bundesländer, diese werden nur als Absatz- und allenfalls Zuliefergebiet definiert (allein die Tatsache, dass sich das Handwerk als Wirtschaftsmacht definiert, treibt dem Volkswirt das Grausen in den Nacken). An der polnischen Grenze jedenfalls kommt der Wirtschaftsaufschwung nur als Zeitungsnachricht an - ein Ergebnis bisheriger wirtschaftspolitischer "Strategien".
Der wirtschaftlich-sozial-kulturelle Niedergang des zusammengeflickten Gebildes Landkreis Görlitz (ein Niedergang allerdings auf hohem Niveau!) ist kurzfristig nicht mehr zu stoppen. Richtig ist aber auch, dass neben allen strategischen Ansätzen kurz- und mittelfristige Ergebnisse gefragt sind - sonst wird die Landkreisentwicklung zur Glaubensfrage mit Erlösung am Sankt-Nimmerleins-Tag.
Wer mich jetzt einen Nestbeschmutzer nennt, darf ruhig weiter auf den Wirtschaftsaufschwung im Tourismus mit seinen Minijobs im Dienstleistungsbereich setzen, auf Übernachtungszahlen durch Fahrradtouristen und die wenigen leistungsfähigen Unternehmen (Hut ab!) im Landkreis.
Ihr alter Stratege Fritz R. Stänker
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- Quelle: red | Fritz Rudolph Stänker
- Erstellt am 17.02.2011 - 09:20Uhr | Zuletzt geändert am 17.02.2011 - 10:30Uhr
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