VEB Klinikum Görlitz?

Görlitz, 23. Januar 2011 Mit einem offenen Brief haben sich der Vorsitzende der Stadtratsfraktion der Linken, Thorsten Ahrens, und der Vorsitzende des Ortsverbandes der Linken, Mirko Schultze, an den Geschäftsführer des Görlitzer Klinikums gewandt. Der Görlitzer Anzeiger veröffentlicht das Schreiben im Wortlaut einer Pressemitteilung vom 13. Januar 2011, allerdings nicht unkommentiert.

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Experten melden sich zu Wort - und Stänker kommentiert das

Wenn die Linken für etwas Experten sind, dann zweifelsohne dafür, für Agitation und Propaganda geeignete Themen zu erkennen und auszuschlachten. Dass sie dies auch in Bezug auf den größten Görlitzer Gesundheitsdienstleister, die Städtisches Klinikum Görlitz gGmbH, tun, scheint allerdings besonders tollkühn - zumindest für jene, die sich noch an das real existierende sozialistische Gesundheitswesen erinnern können. Das war eines der Spielfelder staatlicher Misswirtschaft unter der Vorgängerpartei der Linken.

Vielleicht leben die Autoren des offenen Briefes noch in dieser Welt, denn da wird "unser Klinikum" (als hätte die Linke parteieigene Klinika) gleich mal zum Volkseigenen Betrieb (VEB) gemacht ("sind die Bürgerinnen und Bürger de facto die Eigentümer" und "als Unternehmen der Görlitzerinnen und Göritzer"). Aber: Die Linken verantworten - gottseidank - die Entscheidungen der Klinikumsgeschäftsleitung nicht - und das ist auch gut so. Davon abgesehen ist es entgegen der Darstellung keine "besondere Rechtsform", wenn die Stadt Görlitz einziger Gesellschafter ist.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass in dem unten wiedergegebenen offenen Brief Fakten nebeneinander aufgerührt werden, gleich, ob noch aktuell oder längst im Bodensatz versunken.

"Wir erwarten von Ihnen unverzügliche Schritte . . ." ist zu lesen. Nein, das Einzige, was die Briefautoren - wie alle Görlitzerinnen und Görlitzer - als Patient erwarten dürfen, ist eine kompetente Behandlung auf aktuellem Stand. Und das kann ein Gesundheitsdienstleister nur leisten, wenn er wirtschaftlich - liebe Linke, bitte nicht erschrecken: privatkapitalistisch - arbeitet. Das bedeutet, dass derjenige, der den höchsten Nutzen für seine Kunden (Patienten - die zahlen nämlich und sind der Daseinszweck des Klinikums) liefert, auch Gewinn macht als Voraussetzung dafür, noch mehr in das Patientenwohl investieren zu können. Da ist es völlig in Ordnung, einen teuren Chefarzt einzukaufen, wenn dadurch noch mehr Gewinn entsteht, erst recht bei einer gemeinnützigen GmbH.

Die richtigen Wege dahin zu finden, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ihrer höchsten Leistung zu führen, das ist Job der Geschäftsleitung, nicht einer Partei oder Wählergruppierung.

Was bei vielen ostsächsischen Entscheidern - im Gesundheitssektor wie übrigens auch in Wirtschaft, Verwaltung und Politik - offenbar noch immer nicht an jeder Stelle verstanden wird, ist sind die Spannungsfelder zwischen Wettbewerb und Kooperation sowie zwischen interner und externer Leistungserbringung (Update September 2020). Aber, ehe es neue offene Briefe gibt: Das ist Sache der ostsächsischen Krankenhausgeschäftsführer, sich zu treffen, gemeinsame Interessen auszuloten und Leitlinien für den Umgang der Einrichtungen miteinander zu vereinbaren.

Aber bitte keinen auslassen, meint

Ihr Fritz R. Stänker



Hinweis:
Um die Authentizität des nachstehenden Textes nicht zu verletzen, wurde seitens der Redaktion auf eine Korrektur der Rechtschreibung verzichtet. Lediglich Leerzeilen wurden zur besseren Lesbarkeit eingefügt.



Offener Brief zur Situation des Görlitzer Klinikums an den Geschäftsführer Herrn Bostelaar


Sehr geehrter Herr Bostelaar,

wir wenden uns heute mit diesem offenen Brief aus Sorge an Sie. Wir sind in Sorge um die Auswirkungen der aktuellen Diskussionen über das Klinikum Görlitz und wir halten einen Kurswechsel für unbedingt erforderlich.

Als Geschäftsführer stehen Sie in der Verantwortung für unser Klinikum und wir haben Ihnen in der Vergangenheit stets unsere Unterstützung für Ihr Wirken zugesichert. Weder als Fraktion noch als Partei haben wir je die Kompetenz und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihres Hauses infrage gestellt. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Qualität und Patientenzufriedenheit im Mittelpunkt der Arbeit des Klinikums stehen muss und wir werden auch weiterhin alle Bemühungen unterstützen, die dem Klinikum eine positive Entwicklung ermöglichen. Eben aus dieser Verantwortung heraus jedoch, können wir nicht ignorieren, dass es Ihnen zur Zeit nicht gelingt, der besonderen Bedeutung und dem besonderen Interesse des Görlitzer Klinikums, Rechnung zu tragen.

Für den übergroßen Teil der Menschen in Görlitz ist das Klinikum mehr als nur ein Krankenhaus. Sie verbinden mit dem Klinikum Erwartungen und Vorstellungen, denen alle Verantwortungsträger - Wir, wie Sie auch - verpflichtet sind. In der besonderen Rechtsform als 100% Gesellschaft der Stadt Görlitz sind die Bürgerinnen und Bürger de facto die Eigentümer und erwarten, dass ihr Klinikum nicht dermaßen konfrontativ am Markt agiert wie es seit geraumer Zeit zu beobachten ist.

Auch wenn Sie, wie im Niederschlesischen Kurier nachzulesen war, keinen „Krankenhauskrieg“ führen wollen und diesen nach unserer Auffassung auch nicht führen sollten, müssen Sie sich schon fragen lassen, welche Wirkung Aussagen wie diese „Wir sind ein Krankenhaus mit über 600 Betten und das Caroluskrankenhaus hat 130 Betten. Ich denke, da braucht man nicht mehr viel dazu zu sagen.“ (zitiert nach Niederschlesischer Kurier), haben.

All ihre Beteuerungen im Hinblick auf Zusammenarbeit und gute Kommunikation werden durch den Subtext dieser und anderer Aussagen fortlaufend öffentlich konterkariert.

Wir dürfen von Ihnen erwarten, dass sie sich als Geschäftsführer einer städtischen Gesellschaft auf die diesbezüglichen impliziten Besonderheiten einstellen.

Eine weitere Diskussion, die nach dem hochmütigen Motto „was juckt es den Bären, wenn ein Floh hustet“ verläuft, darf es nicht geben. An dieser Stelle, sollten auch Selbstbewusstsein und Vermessenheit nicht verwechselt werden. Hierfür stehen Sie als Geschäftsführer in der Verantwortung.

Die ständigen Verweise auf die unbestrittenen Erfolge des Kliniums in der Vergangenheit und die hohe Qualität der Arbeit ersetzen nicht einen kritischen Umgang mit den Entscheidungen der letzten Monate. Die tatsächliche oder gefühlte Verbindung zwischen einen Chefarztvertrag und dem Weggang des bisherigen Chefarztes inklusive weiterer Ärzte(teams), die Einführung von Pflegehelfern bei gleichzeitigem Auslaufen von Arbeitsverträgen höher qualifizierter Pflegekräfte oder Ihre Aussage „Die Zusammenarbeit beider Fachärzte an unserem Klinikum beendet die jahrelange Trennung eines Fachgebietes an zwei Standorten in der Stadt. Das Klinikum wird durch den Wechsel die erste Adresse für alle regionalen und überregionalen urologischen Patienten“, aus Ihrer Pressemitteilung vom 14.09.2010, lassen sich nicht einfach ignorieren.

Wir erwarten von Ihnen unverzügliche Schritte dahin, alles in Ihrer Kraft stehende zu tun um neben dem Auftrag die wirtschaftliche Eigenständigkeit des Klinikums zu sichern, auch dafür Sorge tragen, dass die öffentliche Wahrnahme und das Renommee des Hauses sowie das Arbeitsklima der besonderen Rolle des städtischen Klinikums als Unternehmen der Görlitzerinnen und Göritzer
Rechnung trägt.

Kommentare Lesermeinungen (6)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Städtisches Klinikum

Von K. Herkner am 10.02.2011 - 16:47Uhr
Werter Herr Domke,

über Ihre (...) Repliken auf den maßvoll formulierten offenen Brief der Herren Schulze und Ahrens sowie die ganz offensichtlich ehrlich empfundene Zuschrift Ihres Vereinsgenossen K. Serafinowicz kann ich nur den Kopf schütteln.

(...)

Einfach mehr Anstand und Sachlichkeit empfiehlt

K. Herkner

Entschuldigung, Herr Domke

Von Kurt Serafinowicz am 06.02.2011 - 16:06Uhr
Hallo Herr Domke,

es freut mich , dass Sie meine Fehler entschuldigen.
Natürlich müssen Sie auch den Willen aufbringen das Geschriebene (von wem auch immer geschrieben) zu begreifen. Das mit Polen und Tschechen haben Sie auch nicht begriffen! Begreifen Sie nur was Sie selbst geschrieben haben ?
(...)
Machen Sie bitte nicht weiter so und nehmen Sie meine Entschuldigung weiterhin an.

Eile mit Weile

Von RolfDomke am 02.02.2011 - 17:40Uhr
Lieber Herr Serafinowicz,

Ihre Entschuldigung wird sicher angenommen. Von mir in jedem Fall. Dieser diese zeigende letzte Satz scheint mir auch der sinnvollste in dem Konglomerat von leider viel durcheinander Bringendem zu sein.

Allein schon Polen und Tschechen als deutsche Einrichtungen zu verstehen, führt dort sicher zu gesundheitsförderndem Amüsement. Rezept- und kostenfrei.

Niedrige Beiträge und bester Service

Von Kurt Serafinowicz am 01.02.2011 - 14:34Uhr
Mir ist es egal wer sich Gedanken über das Klinikum macht, ob von links, rechts oder geradeaus kommend. Es muss nur eine Meinung sein, die helfen soll, meine und auch Ihre Beiträge so niedrig wie möglich zu halten. Mir und auch Ihnen sollte der beste Service geboten werden.

Es muß mir die Gewissheit gegeben werden, dass mein Anteil nicht zur Vernichtung einer anderen Einrichtung und von Arbeitsplätzen benutzt wird. Mich interessiert als "Zahler" unter welchem Vorwand mir das Geld aus der Tasche gezogen wird und mit welcher Begründung! Mich interessiert sehr, wenn nur durch Steigerung der Versicherungsbeiträge der Gewinn erhöht wird, wie die Ware Mensch mit seinen Krankheiten vom Klinikum und der dazugehörenden Industrie unter dem Namen "städtisch" vermarktet wird.

Wer zahlt die Visionen der Klinikumbetreiber in der oberen Etage und deren bestimmt nicht kleinen Gehälter? Wie günstig könnten unsere Beiträge sein, wenn nicht millionenschwere Visionen der Führungsetage den gnadenlosen Kampf um die Patienten bestimmen würden? Die zu erzielenden ebenfalls zur Zeit visionären Gewinne werden den Bürgern als Tatsachen untergejubelt.

Was passiert, wenn es schief geht, wenn Polen, Tschechen und andere deutsche Einrichtungen sich einfach herausnehmen genau so schlau zu sein wie Görlitz? Wer zahlt die Zeche, Herr Domke? Wer trägt das Risiko? Der Bürger!

Da werden eben schnell mal die Beiträge erhöht. Natürlich nur zum Wohl der kreditgebenden Banken, die Görlitz und seine Einwohner gerne ewig melken werden!

Wo kommen die angepriesenen Gewinne denn her? Werden die riesigen zur Zeit angepriesenen Gewinne durch Rationalisierung oder durch Preiserhöhungen erzielt? Das sollte sich mal ein Handwerker einfallen lassen...

Das gilt nicht nur für das Klinikum, sondern für alle angeblich nur dem Wohl der Menschen dienenden Einrichtungen, in denen es sich die Führungsetage ausgesprochen gut gehen lässt und den gläubigen Bürger zum Spenden aufruft, natürlich ohne selbst tief in die Tasche zu greifen, denn die eingehenden Gelder sind ja so schwierig zu verwalten. Da sind die eigenen Gehälter zu bezahlen und, und, und.

Auch ich möchte ein erfolgreiches, den Patienten dienendes Klinikum, das für Görlitz tätig ist. Aber bitte nicht um jeden Preis!

Mir wäre es auch lieber, wenn statt eine für die Abwerbung ausländischer Patienten eingerichtete Abteilung mit Besetzung, zusätzliches Pflegepersonal eingestellt worden wäre. Wurde da schon zu groß vorgeplant und investiert? Nun fehlen die Patienten?!

Für in der Eile aufgetretene Fehler entschuldige ich mich noch schnell und grüße Sie,

Kurt Serafinowicz


(redaktionell gekürzt)

Das gesunde Klinikum

Von Rolf Domke am 31.01.2011 - 14:53Uhr
Zum offenen Brief der Herren Schulze und Ahrens, „Die Linke“

Note Fünf
Nicht wegen der Meinungsäußerung, sondern wegen der Masse orthographischer Fehler

Note Fünf bis Sechs
Nicht wegen der Meinungsäußerung, sondern wegen dem Fehlen von Wissen in Gesellschaftsrecht und der fehlenden Kenntnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen.

Note Sechs
Nicht wegen der Meinungsäußerung, sondern wegen der Forderung von Unerfüllbarem. Man kann nicht die Erfüllung von „Erwartungen und Vorstellungen“ fordern ohne diese zu definieren.

Note Eins
Nicht wegen der Meinungsäußerung, sondern wegen der Identifizierung.

Rolf Domke

Klinikum Görlitz

Von n.n. am 30.01.2011 - 09:48Uhr
Unter den gegebenen ( momentanen) Strukturen ist eine Fusionierung (sh. Lausitzer Rundschau vom 21.01.2011) des Städtischen Klinikums Görlitz mit der Krankenhaus-GmbH Weisswasser bestenfallls ein linkes Hirngespinst, das seine Herkunft nicht in Görlitz hat.

Das Städtische Klinikum Görllitz hat auf Grund seines regionalen Standortes und seiner Geschichte besondere Verantwortung und leider in den vergangenen zwölf Monaten schwere Fehler im ärztlichen Management (Neueinstellungen) begangen.

Man hoffe, dass man die begangenen Fehler erkennt, denn nur dann ist Besserung absehbar.

Wo ist der Geist der Wende von 1989/90?

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  • Quelle: red | Fritz Rudolph Stänker
  • Erstellt am 23.01.2011 - 22:18Uhr | Zuletzt geändert am 28.09.2020 - 06:33Uhr
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