Soft-Crash statt Autoflug

Leipzig | Königshainer Berge. Fichelant sind sie ja, die Sachsen, und so haben sie die Knautschzone von Autos, die dem Fahrer nicht mehr gehorchen, am Straßenrand erweitert. Dabei handelt es sich um Kästen voller Blechrollen, die sich beim Aufprall verformen und so Bewegungsenergie schlucken. Wer denkt, dass dabei alte Fässer für einen guten Zweck entsorgt werden, irrt gewaltig. Immerhin kostet so ein Stoßdämpfer umm die 80.000 Euro.

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Anschluss Leipzig-Mitte und Ausfahrten am Tunnel Königshainer Berge sicherer

Nach guten Erfahrungen auf der Autobahn A4 bei Görlitz hat das Autobahnamt Sachsen nun die vier Ausfahrmöglichkeiten der A14 am Anschluss Leipzig Mitte mit den neuartigen Anpralldämpfern ausgerüstet. Die schwebend aufgehängten dreieckigen Kästen voller Blechrollen sollen Schäden bei Anprallunfällen vermindern, in dem sie sich nachgiebig verformen.

Beim Autofahren gilt die Physik immer

Autofahrer, die in Leipzig-Mitte, gleich aus welcher Richtung, die Autobahn verlassen, unterschätzen immer wieder die Gesetze der Physik. Zu schnell in die Kreisel einfahrend, treibt es ihre Autos nach außen. Dabei ist hier das Tempo bereits auf 60 begrenzt. Doch viele nehmen die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit nicht ernst und glauben, im Ernstfall würden ABS und ESP als elektronische Helfer schon eingreifen.

Das ist gerade in den Dreiecken der Autobahn-Abfahrten zwischen Parallelbahn und Kreiseleinfahrt ein zu gefährliches Spiel mit der Fliehkraft. Denn hier stehen, auf massiven Betonfundamenten aufsitzend, die Stahlstützen der großen blauen Hinweisschilder (siehe Foto).

Der bisherige Leitplankenschutz erwies sich immer klarer als unwirksam. Weil die Leitplanken an ihrem Ende - aus Sicherheitsgründen - in den Boden versenkt sind, wirken sie wie Abschussrampen für zu schnell Autos, deren Flug spätestens am Schildermast sehr plötzlich endet. Erwiesen ist: Der Mast ist in der Regel als der Stärkere.

2008 hat es an diesen Stellen in Fahrtrichtung Magdeburg 38 Mal gekracht, in Richtung Dresden 29 Mal, 2009 waren es bereits 31 bzw. 25 Unfälle, davon etliche mit zum Teil schwer Verletzten. Das teilte das Autobahnpolizeirevier Westsachsen auf Anfrage freundlicherweise mit.

Crash-Boom-Knautsch

Die Kontrahenten - Betonfundament bzw. Mast einer- und Autofahrer andererseits - werden jetzt von den Blechrollen getrennt. Sie nehmen die Anprallenergie auf, indem sie sich wie eine Ziehharmonika zusammenschieben lassen. Zwar müssen sie künftig nach jedem Unfall repariert oder komplett erneuert werden, doch nach der Einmalausgabe durch das Autobahnamt werden dafür künftig die Versicherungen der Unfallverursacher - mit maximal 20.000 Euro pro Crash - zur Kasse gebeten. Dafür hat der Raser eine gute Chance, am Leben zu bleiben.

EIne verbnünftige Fahrweise wäre besserund billiger, doch dagegen automobile Dummheit noch kein Kraut gewachsen ist, sollen solche Dämpfer künftig häufiger installiert werden - überall dort, wo massive oder auch teure Hindernisse wie etwa Messeinrichtungen, die umzufahren recht beliebt scheint, nahe der Autobahn stehen.

Beispiel Tunnel Königshainer Berge an der A4

Wenn die Röhren beispielsweise zur Wartung geschlossen werden, weisen große Schilder auf die rechtzeitige Abfahrt hin.

Genau diese Schilder mussten ebenfalls bereits durch Anpralldämpfer geschützt werden.

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  • Quelle: /red | Foto: /Autobahnamt Sachsen
  • Erstellt am 07.12.2009 - 20:24Uhr | Zuletzt geändert am 07.12.2009 - 20:45Uhr
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