Tourismusabgabe für Görlitz?
Görlitz, 25. Mai 2009. Die Wogen schlagen hoch, wenn in Görlitz die Rede auf die mögliche "Tourismusabgabe" kommt. Nun hat sich auch noch ein Leser aus Zittau beschwert, dass eine Zittau betreffende Information benutzt wird, um Görlitzer Probleme zu diskutieren. Offenbar ist der Druck zum Thema Tourismusabgabe bei den Görlitzern so hoch, dass diese dringend ein Ventil benötigen. Vielleicht lässt sich sogar eine produktive Diskussion zur Sache führen.
"Bitte keine Selbstbedienung!", sagt Fritz R. Stänker und warnt vor Bürokratie
Nun wäre eine "Tourismusabgabe" beileibe keine Görlitzer Erfindung. Anderenorts wird dieses Instrument genutzt oder ebenso wie in der ostsächsisch-niederschlesischen Metropole heiß diskutiert.
Anders als eine Kurtaxe, wie sie beispielsweise in Bad Muskau von Übernachtungsgästen, die zu Erholungszwecken im Ort verweilen, erhoben wird, kann eine Tourismusabgabe weit fantasievoller gestaltet werden. Denkbar wären Umlagen nach Betriebsgrößen, Umsatz, Gewinn, Mitarbeiter- oder Bettenzahl. Schon die breite Palette möglicher Erhebungsgrundlagen zeigt, dass eine unter welchem Aspekt auch immer "gerechte" Lösung nicht erzielt werden kann.
Und was ist beispielsweise mit der kleinen Pension, bei der ein fester Monteursstamm regelmäßig übernachtet? Welches Motiv sollte diese Pension haben, eine Tourismusabgabe zu zahlen? Wer jetzt auf die Idee der ersten Ausnahmeregelung kommt, muss bedenken: Vielleicht bleiben in der nächsten Saison die Monteure weg und es klopfen Weiterbildungsteilnehmer an – dann wird die Ausnahme zur Ausnahme nötig.
Die Erhebung der Abgabe bei den Dienstleistungsbetrieben würde etwas scheinheilig unterstellen, dass die Inhaber bzw. Betreiber die Umlage dann tragen würden. Jeder, der wenigstens etwas Betriebswirtschaft gelöffelt hat, weiß aber, dass die Kosten letztendlich der Kunde trägt. Eine hochwertige und damit auf gesunde Weise teure Destination Görlitz wird aber nicht funktionieren, wenn die Preise nur dazu dienen, Abgaben zu zahlen.
Überhaupt - und das ist der Knackpunkt - wozu könnte denn so eine Tourismusabgabe verwendet werden? Zentrale Imagewerbung etwa? Das funktioniert nur begrenzt, denn Image erwächst zum größten Teil aus dem realen Erleben, aus der Bewertung und Weitergabe in Erzählungen. Die tolle Werbung zum Christkindlsmarkt und die im krassen Widerspruch stehende Erlebnis-Realität sind unvergessen.
Allerdings ist es immer gut, den Bekanntheitsgrad der Stadt zu steigern: Kennen ist die Voraussetzung für Wiedererkennen - und Wiederseh´n macht Freude, weiß doch jedes Kind.
Aber dafür muss keine Tourismusangabe her, denn die bringt noch etwas mit sich: Das Monster der Bürokratie. Wie viele tausend Stunden werden die Tourismus-Akteure im Falle einer Tourismus-Abgabe in Konferenzen und Diskussionen vertun? Wie viele Mitarbeiter wird man bezahlen müssen, um die Tourismusabgabe zu verwalten? Wie viele Formulare, wie viele Statistiken werden entstehen?
Seinem weisen Nathan legte Lessing in den Mund: "Es eifre jeder seiner unbestochen von Vorurteilen freien Liebe nach!" Will heißen, es kann doch jeder Tourismusdienstleister so werben, wie es für ihn am besten passt. Sicher kann man dabei auch kooperieren. Auf jeden Fall tut es dem Stadtmarketing gut, wenn die einzelnen Tourismusanbieter aktiv werden.
Aber Vorsicht, jetzt nicht die einzelnen Aktivitäten insgesamt koordinieren wollen! Eine "perfekte" Lösung in Form einer zentral gesteuerten Werbung überzustülpen, das wird nicht funktionieren. Nahezu zwangläufig würde man Gegener, bevorteilte Nutznießer und Benachteiligte erzeugen. Lieber nicht ganz perfekt, dafür funktionierend und flexibel, ist die Devise.
Die Wirtschaft, die den Wohlstand nährt, sind die Betriebe - nicht eine Verwaltung, eine Förderstelle oder Kammer. Verwaltung, Wirtschaftsförderung und Kammern sind Dienstleister der Unternehmen - aber bitte nicht auf Basis von Selbstbedienung, sondern von Nutzen. Und dafür zahlen die Unternehmer auch,
meint Ihr Fritz R. Stänker
Ergebnis: Tourismusabgabe in Görlitz?
Umfrage seit dem 25.05.2009
Teilnahme: 193 Stimmen
Vertrauen in die Görlitzer Bürgerschaft
Von GR-lerin am 27.05.2009 - 10:49Uhr
Über ungelegte Eier zu sprechen, macht keinen Sinn. Warten wir die Stadtratswahlen am 07. Juni ab. Ich gehe davon aus, das die GörlitzerInnen kompetent und nicht blauäugig an die Wahlurnen treten.
Von den fast 170 Bewerbern um einen Platz im Parlament sind erfreulicherweise viele junge, intelligente und zielstrebige Nachwuchspolitiker, welche in der nächsten Legislaturperiode gemeinsam mit integeren und erfahrenen Leuten das Heft des Handelns in die Hand nehmen werden.
Einen (...) brauchen wir nicht, "zur Sache" disqualifiziert sich jeden Tag selbst, überall!
Ein starkes Görlitz in einem starken Landkreis, eingebettet in ein zukunftsorientiertes Netzwerk von Land, Bund und EU. Nur so wird`s gehen und es geht!
Tourismusabgabe
Von Kurt Fischer am 26.05.2009 - 14:06Uhr
Zum Thema Tourismusabgabe möchte ich nur soviel sagen: Ich mache die Wahl meiner Urlaubsziele in Deutschland nicht von Kurtaxen etc. abhängig. Wenn diese erhoben werden, dann sicher aus gutem Grund.
Andererseits frage ich mich, warum die Stadt Görlitz eine Stadthalle betreiben sollte, welche zwei- bis dreimal im Jahr genutzt wird. Perspektivisch wird auch das alte "Centrum-Warenhaus" (Karstadt, Hertie) leer stehen. Sicher werden dann die Stimmen dahingehend laut werden, dass doch bitteschön auch dafür die Stadt gerade stehen soll.
Was denn noch alles? Noch ein neues Einkaufszentrum wird im Gelände des altes Schlachthofes geplant. Hat sich eigentlich mal jemand Gedanken über die Kaufkraft in dieser Stadt gemacht?
Görlitz wird in den nächsten Jahren zu einer Rentnerstadt. Die Jungen, welche hier bleiben, sind jene, die sich auf den Sozialleistungen des Systems ausruhen. In der Innenstadt redet kaum noch einer deutsch. Eine deutsche Meldeadresse ist doch die Eintrittskarte zu den deutschen Sozialsystemen...
"Denke ich an Görlitz in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!"
Die Meinung des Herrn Seifert aus Zittau
Von Kurt Serafinowicz am 26.05.2009 - 13:35Uhr
Ihre Meinung, Herr Seifert, kann ich nicht teilen, zeigt sie doch, dass - Ihrer Ansicht nach - nach Mitteln und Wegen gesucht werden soll, entweder in meine oder in die Taschen der ahnungslosen Touristen zu greifen ! Warum kann man denn nicht dort sparen, wo Potential vorhanden ist?
Wird nicht soviel Geld sinnlos verschleudert? In Görlitz werden z. B. Stadträte von Schadensersatzleistungen mit Hilfe des Landrates (CDU) freizustellen versucht, obwohl diese einen sehr hohen Schaden verursacht haben. Sogar Gerichtsurteile in dieser Sache werden vom Landrat zum Zweck der Friedensstiftung (natürlich im gesetzlichen Rahmen) ignoriert.
Ich habe noch nicht gehört, dass dieses auch bei einem insolventen Handwerksbetrieb geschehen wäre. Können Sie von solchen Wohltaten berichten ?
Sollen diese und andere Schludereien von Touristen oder der Bevölkerung ausgebügelt werden? Nein !
Warum wird nicht VORHANDENES Geld sinnvoll ausgegeben? Wieviele Modelle wollen wir noch abkupfern, die nur darauf aus sind, die Konten des Bürgers, ohne das er es merkt, anzuzapfen? Derjenige, der das am besten kann, ist der große Politiker und derjenige, der es nicht merkt, der gute Wähler.
Der Tourist soll doch seinen Aufenthalt nutzen. um Land und Leute kennen zu lernen und nicht um ständig zu kontrollieren, auf welche Art ihm das Geld aus der Tasche gezogen wird ! Sind wir einer Meinung ?
Herr Stänker spricht mir übrigens größtenteils aus dem Herzen.
Grüsse aus Görlitz von
Kurt Serafinowicz
Nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun
Von Sven Engert am 26.05.2009 - 11:58Uhr
Tourismusabgabe in Görlitz
Ich bin der Meinung, hier wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht.
Die Stadthalle wurde geschlossen, weil Sie sich selber nicht mehr tragen konnte. Also sollte erst einmal ein oder mehrere Betreiber gefunden werden.
Wenn bei den Betreibern die Konzepte stehen, sollte die Stadt Görlitz alles tun, um diese Betreiber zu unterstützen - und damit ist nicht nur der Stadtrat oder die Verwaltung gemeint.
Wenn die Görlitzer Bürger nur ein- oder zweimal im Jahr in die Stadthalle gehen, kann man dieses Riesengebäude nicht unterhalten, was ja die Vergangenheit gezeigt hat.
Als nächstes sollte man über die Sanierung nachdenken. Es nützt keinem was, wenn wir sanieren und die Stadthalle ist wieder nicht ausgelastet. Ein Gebäude kostet immer Geld, auch wenn es leer steht. Welcher Vermieter würde sein Haus sanieren, wenn er weiß, dass er keine Mieter bekommt?
Und erst dann sollte man sich mit Abgaben befassen, um einer zweiten Schließung der Stadthalle gleich vorzubeugen. Jede Abgabe wird Unmut hervorrufen. Wenn man es schafft, diese Abgabe nicht nur auf Einzelne zu verteilen, denke ich, ist es schon ein Schritt in die richtige Richtung. Hier sollte nicht nur Görlitz, sondern auch der Landkreis mit ins Boot, denn es wollen ja alle die Stadthalle.
Die gesamte Stadthalle sollte auf keinen Fall mehr nur zur Belastung der Görlitzer Bürger führen.
Mit freundlichen Grüssen
Engert Sven
Das ist meine persönliche Meinung.
Richtige Grundidee - falsche Umsetzung
Von René Seifert am 25.05.2009 - 21:57Uhr
Gleich eine Umfrage daraus zu machen, sehr geehrter Herr Stänker, finde ich dann vielleicht zu voreilig, zumal der Stadtrat ja nur erst einmal den OB mit einer Konzeption beauftragt hat. In der diesbezüglichen Stadtratsitzung waren sich die Stadträte durchaus bewusst, dass dies zu heißen Diskussionen führen wird, wie auch ein in der Vergangenheit diesbezüglich schon erfolgter Vorstoß von Herrn Thielemann.
Trotzdem finde ich es gut, dass dieses Thema auch einmal separat behandelt wird.
Eine direkte Touristenabgabe würde ich auch nicht förderlich halten. Aber warum soll der Tourist nicht etwas zahlen und zugleich dafür etwas bekommen? Mir würde da ein ähnlich gelagertes Modell wie die Schwarzwald- oder Thüringencard vorschweben. Warum nicht eine Oberlausitzcard? Wäre doch eine Alternative, die es wert ist. Vielleicht sollte man einmal mit diesen Regionen Kontakt aufnehmen.
Noch eines zum Abschluss: Ich hoffe, es wird die vom Autor angesprochene produktive Diskussion, welche auf einer angenehmen und höflichen Basis geführt wird.
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- Quelle: /Fritz Rudolph Stänker
- Erstellt am 25.05.2009 - 18:26Uhr | Zuletzt geändert am 21.12.2021 - 21:40Uhr
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