Politikerinnen in der Europastadt unterwegs
Görlitz, 5. September 2020. Wodurch zeichnen sich Politiker aus? Wenn sie neben der Fähigkeit, im komplexen Umfeld Entscheidungen zu treffen, berechenbar und konziliant sind und vor allem das haben, was die Angelsachsen als "fire in their bellies" bezeichnen, also für ihre Sache brennen. Zwei bemerkenswerte Vertreterinnen dieser Spezies waren in der ausklingenden Woche in der Europastadt Görlitz-Zgorzelec unterwegs.
Vereine und Wirtschaft im Fokus der Gespräche
Gesichtet wurden die aus Zwickau stammende sächsische Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung Katja Meier (Bündnis90/Die Grünen – Update: Katja Meier ist nicht, wie ursprünglich gemeldet, MdEP) und die Görlitzerin Franziska Schubert, bündnisgrüne Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag. Beide sind um klare Worte nicht verlegen, haben aber auch die Fähigkeit, zuzuhören, zu reflektieren und einzuordnen, was sie von so manchem stets linientreuen Parteisoldaten unterscheidet.
Das zeigte sich beim Besuch des Europäischen Zentrums Erinnerung, Bildung, Kultur auf dem Gelände des früheren StaLag VIIIA in Görlitz-Moys, heute Zgorzelec-Ujazd. Hier trafen sie mit Vereinen zusammen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Polen und Deutsche entlang der Lausitzer Neiße noch besser zusammenbringen, damit die Binationalität der Region noch stärker selbstverständlich wird. Gekommen waren der Meetingpoint Music Messiaen e.V., der Verein "Frauen auf dem Weg nach Europa", der Second Attempt e.V., der KulturBrücken Görlitz e.V. und die Volkshochschule Görlitz. Der Gedankenaustausch drehte sich vor allem um die konkrete Arbeit der Vereine sowie die Auswirkungen der Vorsichtsmaßnahmen vor einer ausufernden Corona-Pandemie.
Franziska Schubert fasst die Gespräche so zusammen: "Katja Meier und ich wissen, dass diese Vereine ihre Arbeit mit Herzblut machen und wir sind ihnen sehr dankbar für die vielen ehrenamtlichen Stunden, die sie aufbringen, damit Europa hier noch enger zusammenwächst. Wir nehmen mit, dass die Corona-Verordnungen klarer und verständlicher kommuniziert werden müssen. Wir werden das im Kabinett ansprechen. Ein Service-Kit für Hygienekonzepte zum Download wäre eine Hilfe, über die sich alle Vereine freuen würden. Wir nehmen auch mit, dass die zunehmende Digitalisierung nicht nur materiell finanziert werden muss. Es braucht auch eine Weiterbildungsunterstützung für die Menschen, die sich immer wieder mit neuen komplexen technischen Lösungen beschäftigen müssen."
SKAN AG stark am Standort Görlitz
Im Jahr 2012 wurde von einer Ansiedlung der SKAN AG, Stammhaus in Allschwil bei Basel, in Görlitz-Hagenwerder noch gemunkelt, 2013 gab es der ersten Spatensich und 2014 startete die Produktion und im Juni diesen Jahres konnte der Görlitzer Anzeiger von der SKAN-Erfolgsgeschichte berichten. SKAN ist Weltmarktführer für Isolatoren und hat neben der Schweiz und in Deutschland Produktionsstandorte in Italien, den USA, in Japan und in Belgien – zweitgrößter davon ist Görlitz. SKAN in Görlitz reiht sich in die Ansiedlungserfolge der Görlitzer Wirtschaftsförderung ein.Schubert nach dem Besuch bei SKAN: "Ich bin beeindruckt über die großartige Entwicklung des Unternehmens. Vor sechs Jahren startete das Unternehmen mit sieben Leuten – heute sind es fast 200 Mitarbeiter:innen*). Diese Entwicklung zeigt, dass es sich lohnt, nach Perspektiven zu suchen, mutig mit Veränderungen umzugehen und Möglichkeiten anzupacken. Das ist genau das, was wir jetzt hier in der Oberlausitz brauchen."
Und noch etwas ist Schubert wichtig: "SKAN Görlitz ist nicht mehr eine verlängerte Werkbank der SKAN Schweiz. Standortleiter Ludwig hat sich für den Ausbau des Standortes mutig eingesetzt, schafft Perspektiven für die Mitarbeiter:innen und ein sehr angenehmes Arbeitsumfeld." Es sei wichtig, so Schubert weiter, "dass sich Arbeitgeber heute auch dafür interessieren, was Fachkräften wichtig ist. Es hat mich sehr gefreut, dass ein funktionierender ÖPNV dazugehört. Eine schnellere Zugverbindung zwischen Weißwasser und Hagenwerder sowie die Aktivierung des Bushaltepunktes direkt vor den Werkstoren wäre ein erster guter Schritt."
*) Der Görlitzer Anzeiger vermeidet gendersprachliche Verformungen und verwendet diese nur in wörtlichen Zitaten. Die Redaktion ist überzeugt, dass die Überbetonung des Geschlechts nicht zu einer besseren Gleichstellung führt, sondern eine weitere Einteilung der Menschen in Gruppen mit allen sich daraus ergebenden Konflikten darstellt. Dies steht nicht im Widerspruch dazu, dass dort, wo angebracht, das Geschlecht von Personen erwähnt wird.



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- Quelle: red | Bildquelle: Annett Jagiela
- Erstellt am 05.09.2020 - 07:45Uhr | Zuletzt geändert am 03.02.2022 - 10:54Uhr
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