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Deutschland, 8. Mai 2007. Der 8. Mai 1945 ist als Tag der Befreiung der unter der Staatsgewalt des Deutschen Reichs lebenden Menschen vom Hitlerfaschismus in die Geschichte eingegangen.
Tag der Befreiung – das Kriegsende war das Ende der faschistischen Diktatur
Die Wahrheit ist immer die Wahrheit der Sieger. Im ehedem sowjetisch besetzten Osten (der sich nach Gründung der Bundesrepublik gezwungen sah, in Form der DDR einen eigenen Staat aufzubauen) war deshalb mit dem 8. Mai die Ratifizierung des Vertrags über die bedingungslose Kapitulation im Hauptquartier der Sowjets in Berlin-Karlshorst verbunden. Hier wussten die wenigsten, was im Westen als wichtigster Fakt über die Kapitulation bekannt war: Bereits am 7. Mai 1945 war im Headquarter der US-Amerikaner in Reims (Frankreich) die Kapitulationsurkunde vom Chef des Führungsstabs der Wehrmacht unterschrieben worden.
Entsprechend unterschiedlich interpretierten die beiden deutschen Staaten die Folgen der Kapitulation. Die DDR – befreit von historischem Ballast – sah sich gar an der Seite der Sieger (der Geschichte) und reklamierte für sich die progressiven Elemente deutscher Historie. Die Bundesrepublik hingegen verstand sich als Rechtsnachfolger des Dritten Reichs und machte es sich mit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit entsprechend schwerer.
In beiden System kamen alte Nazi-Würdenträger wieder zu wichtigen Funktionen. Keiner der deutschen Staaten konnte auf die Erfahrung wichtiger Beamter und Militärs verzichten. Während in Westdeutschland als „Mitläufer“ eingestufte die Absolution wegen unvermeidlicher Anpassung an das NS-Regime erhielten (siehe den Fall des Nazi-Marinerichters Filbinger), wurde im Osten hofiert, wer sich öffentlich bekannte, „die Lehren gezogen“ zu haben (so hielt der Befehlshaber der vor Stalingrad untergegangenen 6. Armee, Generalfeldmarschall Paulus, vor Offiziersschülern der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR Vorlesungen).
Der 8. Mai sollte daran erinnern, dass es die Sowjetunion war, die - vor allem durch den späten Kriegseintritt der USA - mit über 20 Mio. Toten den höchsten Blutzoll brachte. Auch sollte dieser Tag daran erinnern, dass es allen Alliierten zu danken ist, dass wir heute ruhig schlafen können, ohne „die Hände an der Hosennaht“ zu haben. Dass wir eine reiche Kulturlandschaft haben, die „entartete Kunst“ nicht kennt. Dass in Deutschland Kultur und Bildung sowie die freie Presse einen hohen Rang haben, dass „gesundes Volksempfinden“, Rassenwahn und Blockwartsmentalität tatsächlich mit dem faschistischen System untergegangen sind und im heutigen wiedervereinigten Deutschland keine Wurzeln mehr finden.
Vorbei ist die unmittelbare Nachkriegszeit mit wilder Rache und von Kriegsgefangenschaft, die oft genug der Existenzvernichtung gleichkam. Längst sind aus den Siegern Freunde geworden. Im Osten waren die Sowjetsoldaten entsprechend der Staatspolitik offiziell Freunde und wurden im Alltag tatsächlich gern mit einem ironisch-respektvollen Unterton als „die Freunde“ bezeichnet. In der Sowjetunion galt es als großer Glücksfall, wenn ein Wehrdienstpflichtiger in die DDR abkommandiert wurde: Hier waren die Überlebenswahrscheinlichkeit am höchsten und die Verpflegung am besten, obgleich auch für DDR-Bürger zu beobachten war, wie Soldaten Kohlewaggons per Hand entluden. Drastische Strafen innerhalb der Sowjetarmee waren ein offenes Geheimnis.
Aber der 8. Mai sollte uns auch mahnen, dass nur eine Demokratie, die sich tatsächlich als Vertreter und Sachwalter der Bevölkerung versteht, eine starke Demokratie ist. Wenn es innerhalb der demokratischen Grundordnung nicht gelingt, soziale Probleme zu lösen und wenn Politiker als weltfremde und eigennützige Kaste empfunden werden, wenn der Staat mit der Totalüberwachung seiner Bürger liebäugelt - dann könnte der Ruf nach dem starken Mann und simpel-primitiven Lösungen erstarken.
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- Quelle: /TEB
- Erstellt am 08.05.2007 - 21:21Uhr | Zuletzt geändert am 08.05.2021 - 10:36Uhr
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