Reinen Wein einschenken

Hamm. Glauben Sie noch immer, Wein sei ein reines Naturprodukt? Der "Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V." weist darauf hin, dass sich im Wein auch Ei und Eiprodukte, Lysozym oder Albumin aus Ei, Milch und Kasein sowie Sulfite oder Schwefeldioxid verbergen können. "Da können die Ergebnisse einer im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichten Studie nicht verwundern: 7,2 % der Studienteilnehmer berichten von einer Unverträglichkeit gegenüber Wein und/oder Allergie ähnlichen Symptomen nach Weinkonsum", so die DHS. So richtig klar wurde der unreine Wein Vielen erst durch eine neuen Vorschrift aus Brüssel, die für Weine gilt, die vollständig oder teilweise aus Trauben des Lese-Jahrgangs 2012 und der nachfolgenden Erntejahre gewonnen und nach dem 30. Juni 2012 etikettiert wurden.


.

Anzeige

Seit Juni 2012 gehören Zusatzstoffe auf das Etikett

Die für alle EU-Mitgliedsländer zwingend bindende Durchführungsverordnung mit der Nummer 579/2012 ist eine tiefgreifende Neuerung für den Weinmarkt: Die europäischen Weinproduzenten müssen nun neben Sulfiten bzw. Schwefeldioxid auch Allergien auslösende Zusatzstoffe wie Ei und Milch auf den Etiketten ihrer Erzeugnisse deklarieren.

Für Verbraucher ist das ein Erfolg, denn noch im Oktober 2011 hatte das Europäische Parlament mit großer Mehrheit beschlossen, Getränke mit mehr als 1,2 Volumenprozent Alkoholgehalt von der Kennzeichnungspflicht der Inhaltsstoffe und Angaben zu den Nährwerten auszunehmen.

Nachweisgrenze entscheidet Deklarationspflicht

Andererseits ist noch nicht abzusehen, wie weit die neue Verordnung die Praxis tatsächlich beeinflussen wird: Deklariert werden muss nur, was über einer bestimmten Nachweisgrenze liegt. Und die Grenze egt die "Internationale Organisation für Rebe und Wein, OIV“ fest. Pikant: Deren Vorgängerorganisation, das "Internationale Amt für Rebe und Wein", wurde von Weinanbauländern gegründet, um u.a. die angeblichen positiven Auswirkungen des Weinkonsums zu verbreiten.

Die DHS kritisiert, dass die neue Deklarationsvorschrift zwar verbindlich die Formulierung der Hinweise vorgibt und auch mögliche Ergänzungen durch Piktogramme - die Schrift- und Abbildungsgröße für die Warnhinweise seien jedoch nicht festgeschrieben.

"Es ist jedoch schon als Erfolg zu verbuchen, dass endlich ein Anfang gemacht wird, Verbraucher/-innen zu informieren und aufzuklären", resümiert die DHS. Besonders bei den alkoholhaltigen Getränken, deren Konsum in Europa so weit verbreitet sei wie nirgendwo sonst, seien Hinweise auf mögliche schädliche Folgen des Konsums dringend geboten.

Aufklärung nötig

Ein ahnliche Aufklärung wie beim Wein hält die DHS auch bei den anderen alkoholischen Getränkearten für nötig: "Von Reinheit des Bieres kann angesichts der Verwendung von Malzpellets in der Bierproduktion, der Beifügung exotischer Geschmacksträger und 'Energy'-Zusätzen wie Koffein längst nicht mehr die Rede sein."

Verordnung zum Download:
Durchführungsverordnung (EU) Nr. 579/2012 der Kommission vom 29. Juni 2012 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 607/2009 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 479/2008 des Rates hinsichtlich der geschützten Ursprungsbezeichnungen und geografischen Angaben, der traditionellen Begriffe sowie der Kennzeichnung und Aufmachung bestimmter Weinbauerzeugnisse


Mehr:
Umfrageergebnis des Ärzteblattes zur Weinunverträglichkeit



Kommentar:

Die Deklarierung von Zusatrstoffen im Wein ist ein Schritt in die richtige Richtung - und auch nicht. Welcher Verbraucher kann schon unterscheiden, welche Zusatzstoffe in welcher Konzentration "schädlich" oder "notwendig" sind?

Zu befürchten ist: Die Sache geht aus wie bei den "E-Nummern" auf anderen Lebensmitteln, mit denen man sich zwecks Beurteilung intensiv beschäftigen muss. Einzige praktische Orientierung: Lebensmittel mit "E-Nummern-Anhäufung" meiden.

Dass Warnhinweise kontraproduktiv sind, hat die Psychologie längst nachgewiesen. So führen die Warnhinweise bei Tabakartikeln bei vielen Menschen dazu, dass die Attraktivität diese Produkte noch mehr gesteigert wird.

Der grundlegend richtige Ansatz wäre, Lebensmittel mit schädlchen Zusätzen vom Markt ganz zu verbannen.

Dann müssten ein paar Discounter zumachen,

denkt Ihr Fritz R. Stänker

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: red
  • Erstellt am 03.08.2012 - 09:17Uhr | Zuletzt geändert am 03.08.2012 - 10:10Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige