Damit Hören und Sehen nicht vergehen
Görlitz, 22. April 2021. Von Thomas Beier. Mit der Zahl der Lebensjahrzehnte lernt man einige Dienstleister immer besser schätzen. Gemeint sind jene Gesundheitsdienstleister, die den Rückgang körperlicher Fähigkeiten über lange Zeit recht gut ausgleichen können oder vorbeugend dagegen wirken. Der Bedarf scheint hoch, wie man auch im Görlitzer Stadtbild erkennen kann: An Augenoptikern und Hörgeräte-Akustikern herrscht kein Mangel.
Aktuelles Thema: Schädlichkeit des blauen Lichts
Mal ehrlich: In jungen Jahre ist es kaum vorstellbar, wie das körperliche Leistungsvermögen im Alter nachlässt, so sagen Ältere immer wieder. Gesunde Ernährung, Sport und der Verzicht auf Genussgifte können natürliche Alterungsprozesse nicht stoppen: So ab Mitte 60 etwa machen viele die Bekanntschaft des Hörgeräteakustikers, weil sie ohne Hilfsmittel im Stimmengewirr den Einzelnen nicht mehr herausfiltern können – einsetzende Schwerhörigkeit zeigt sich eben nicht nur am permanent zu laut eingestellten Radio- oder TV-Gerät. Wenn das Hörvermögen nachlässt ist es wichtig, rechtzeitig auf technische Hilfsmittel zurückzugreifen: Das Hörvermögen vergisst in gewisser Weise, was hörbar ist, wenn es nicht permanent trainiert wird.
Anders das Sehvermögen. Wer nie eine Brille brauchte, auch bei dem zeigt sich in den allermeisten Fällen über kurz oder lang, oft ab ungefähr Mitte 40, die Presbyopie, umgangssprachlich Altersweitsichtigkeit genannt. Spätestens dann wird auffällig, dass die Elastizität der Augenlinse bereits seit dem Babyalter nachlässt und jetzt der Punkt erreicht ist, an dem die erreichbare Krümmung der Augenlinse – die Akkomodationsfähigkeit – nicht mehr genügt, um Objekte in der Nähe scharf zu sehen. Bemerkbar wird das etwa, wenn die Zeitung zum Lesen immer weiter entfernt gehalten werden muss, bis irgendwann die Arme zu kurz sind.
Tricks für das scharfe Sehen ohne Brille
Ein Stückchen ausgleichen lässt sich die einsetzende Altersweitsichtigkeit durch helles Licht, denn dadurch ziehen sich die Pupillen zusammen und es tritt der gleiche Effekt wie beim Abblenden am Fotoapparat ein: die Tiefenschärfe steigt und die Netzhaut des Auges bekommt durch diesen Effekt unter Umständen ein scharfes Bild geliefert.Ein anderer Trick ist es, durch zwei übereinandergelegte Finger, die man dicht vor ein Auge hält, zu blinzeln. Das verbleibende Loch zwischen den Fingern beugt an seinen Rändern das Licht und wirkt deshalb wie eine Linse; ein Effekt, der auch von der Lochkamera bekannt ist. Wer etwa im Supermarkt die Preise nicht mehr erkennen kann und keine Brille zur Hand hat, kann sich so helfen.
Selbstverständlich sind das keine Dauerlösungen, zumal sie an Grenzen stoßen. Bei Altersweitsichtigkeit wird eine Brille mit verkürzender Brennweite nötig, vergleichbar einem Vergrößerungsglas.
Wie stark die Brille sein muss
Die Brechkraft einer Brille wird in Dioptrien gemessen. Nun wäre es vermessen, seinen Optiker oder seine Optikerin nach der Definition einer Dioptrie (dpt) zu fragen, denn viele werden überrascht feststellen, sie nicht zu kennen. Dabei ist es doch einfach: Die Dioptrie ist die Maßeinheit für die optische Brechkraft und stellt die Brennweite bezogen auf einen Meter dar. Positive Dioptrienwerte stehen für Lichtstrahlen sammelnde und dadurch die Abbildung vergrößernde Brillengläser für den Ausgleich der Weitsichtigkeit, negative Dioptrienwerte hingegen haben Zerstreuungslinsen zum Ausgleich der Kurzsichtigkeit, erkennbar bei Brillenträgern an den verkleinert erscheinenden Augen.Wer beispielsweise gerade so etwas in 60 Zentimetern Entfernung noch scharf sehen kann, erreicht mit seiner Augenlinse eine Brechkraft von einem Meter geteilt durch 0,6 Meter, also rund 1,7 Dioptrien. Wird eine Lesebrille benötigt, kann man deren erforderliche Brechkraft leicht selbst ausrechnen: Man nimmt den auch Reziprokwert genannten Kehrwert der Entfernung, in der man etwas – etwa die Zeitung oder einen Bildschirm – scharf sehen möchte und zieht davon den Reziprokwertwert der Entfernung, in der man gerade so etwas noch scharf sehen kann, ab. Oft wird man ähnliche Zahlen finden: Gewünschte Leseentfernung 40 Zentimeter, das sind 1/2,5 Meter, also 2,5 Dioptrien; die minimale Sehweite, in der man noch scharf sieht, liegt dagegen bei 66 Zentimetern, also rund 2/3 Metern bzw. als Reziprokwert 1,5 Dioptrien – entsprechend ist eine Lesebrille von 2,5 dpt minus 1,5 dpt, also von plus einer Dioptrie, erforderlich. Das ist die Brechkraft der typischen Einstiegsbrille für viele Altersweitsichtige.
Wer es verpasst, sich wegen einsetzender Alterssichtigkeit eine Brille zuzulegen, kann unter Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen leiden, besonders dann, wenn er bei der Arbeit viel lesen muss – etwa am Bildschirm – und sich deshalb instinktiv ständig verrenkt.
Lesehilfe aus dem Supermarkt?
Wer die Zusammenhänge kennt, könnte sich einer Lese- oder Sehhilfe aus dem Supermarkt bedienen, sollte aber besser einen Augenarzt oder Augenoptiker bemühen. Der kann bei dieser Gelegenheit nämlich feststellen, ob weitere Augenfehler vorliegen. Die Nutzung einer Standard-Sehhilfe aus dem Selbstbedienungsregal setzt nämlich voraus, dass die Weitsichtigkeit beide Augen im gleichen Ausmaß betrifft und eben keine weiteren korrekturbedürftigen Augenfehler vorliegen. Außerdem kann der Augenoptiker eine Brille perfekt anpassen, indem er etwa den Augenabstand berücksichtigt.Und es geht ja nicht allein um die Sehschärfe, wenn man die Brille sehr oft oder am Arbeitsplatz benötigt. So bewirkt eine angepasste Arbeitsplatzbrille zur Entspannung der Augen mehr als scharfes Sehen: Eine Entspiegelung kann störende Reflexe verhindern und für jene, die viel am Bildschirm arbeiten, kann eine spezielle Beschichtung die Belastung der Augen durch den blauen Lichtanteil in der Strahlung moderner Bildschirme senken.
Die Sehkraft erhalten
Tatsächlich greift nicht nur ultraviolettes menschliche Zellen an, sondern auch das im Vergleich zu langwelligerem Licht energiereichere blaue Licht insbesondere die Photorezeptoren auf der Netzhaut des Auges. Die Makula, der Ort des schärfsten Sehens auf der Netzhaut, degeneriert dadurch unheilbar. Beschrieben haben die Zusammenhänge Forscher an der Universität von Toledo in Ohio. Zudem kann zu viel blaues Licht Bindehaut- und Hornhautentzündungen auslösen und das Risiko, am Grauen Star, einer Trübung der Augenlinse, zu erkranken, steigt.Blaues Licht ist fast allgegenwärtig, vom natürlichen Sonnenlicht – übrigens auch bei bedecktem Himmel – bis hin zu Computer- und Handybildschirmen und LED-Leuchtmitteln. Allgemein anerkannt sind folgende Vorsorgemaßnahmen:
- Im Freien – insbesondere bei intensiver Sonneneinstrahlung, am Meer und im Gebirge – eine Sonnenbrille mit hochwertigem UV-Schutz tagen. Vorsicht vor Billig-Sonnenbrillen ohne ausreichenden UV-Schutz: Die Lichtreduzierung führt zur Öffnung der Pupillen und die schädlichen Lichtanteile gelangen umso intensiver ins Auge!
- An Computerarbeitsplätzen in den Bildschirmeinstellungen den Blaulicht-Anteil verringern.
- Bei Computerarbeit eine Arbeitsplatzbrille mit den Blauanteil reduzierender Beschichtung tragen. Wird eine Brille für das Sehen im Nahbereich fällig, sollten die Gläser gleich entsprechend veredelt werden.
- Computerarbeit und Handynutzung in dunkler Umgebung – etwa im Bett noch einmal Chats und E-Mails checken – vermeiden. Ist der Bildschirm die einzige Lichtquelle, ist der Anteil schädlichen Lichts besonders hoch.
Doch nicht nur das Licht ist für Bildschirmarbeiter von Nachteil. Wer sehr viel Zeit am Computer verbringt, wechselt den Blick meist nur zwischen Bildschirm und Tastatur. Weil sich das Sehen auf diese Weise auf den Nahbereich beschränkt, muss der Augenmuskel die Augenlinse ständig krümmen, was zu Augenbeschwerden führen kann. Gut ist, wenn am Arbeitsplatz die Möglichkeit zum Blick aus dem Fenster besteht. Regelmäßige Pausen mit Blick in die Ferne entlasten die Augen außerdem.
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: annekroiss / Anne Kroiß, Pixabay License
- Erstellt am 22.04.2021 - 07:59Uhr | Zuletzt geändert am 22.04.2021 - 08:41Uhr
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