Coronavirus-Lage im Landkreis Görlitz

Coronavirus-Lage im Landkreis GörlitzLandkreis Görlitz, 26. April 2020. Mit Stand von gestern gibt es im Landkreis Görlitz 254 bestätigte Coronavirus-Infektionsfälle, zwei mehr als am Vortag. Von den bisher festgestellten Infizierten gelten bereits 99 Personen als wieder geheilt.

Ausflugstipp für die Zeit nach Corona: Die Energiefabrik in Knappenrode bei Hoyerswerda im Landkreis Bautzen vermittelt einen Eindruck vom längst eingesetzten Strukturwandel
Archivbild: © Weißwasseraner Anzeiger
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Kommentar zu Fakten und Falsches

Kommentar zu Fakten und Falsches
Wo die Briketts herkamen und wie sie enstanden, außerdem gibt es weitere Sammlungen in der imposanten Fabrik
Archivbild: © Görlitzer Anzeiger

Insgesamt sind vom Gesundheitsamt des Landkreises aktuell 264 Quaranränen angeordnet. In Summe haben bereits 491 Personen eine Quarantänezeit komplett durchlaufen. Drei an Covid-19 erkrankte Personen werden stationär behandelt, davon eine intensivmedizinisch.

Eine 90-jährige Frau aus einer Pflegeeinrichtung in Niesky, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatte, ist verstorben. Damit hat die Coronapandemie im Landkreis Görlitz bislang 20 Todesopfer gefordert.


Kommentar: Medienkompetenz heißt auch, nicht jedem Unsinn aufzusitzen

Auch Meinungsäußerungen sind Informationen, allerdings oft genug ohne ausreichende Faktenbasis, entsprechend ohne Nachrichtenwert. Gerade in den sozialen Netzwerken ist das Raunen jener, die an allen Ecken und Enden Verschwörungen, Unfähigkeit oder vorsätzliches Handeln zum Schaden der Bundesrepublik und ihrer Bürger unterstellen, zu einer lauten Kakophonie angeschwollen, die unerträglich geworden ist. Leute, die völlig resistent gegen Fakten und fundierte Situationsbeschreibungen sind, möchten sich als Versteher und Vorreiter des Erkenntnisgewinns profilieren. Notorische Dagegen-Stimmungsmacher vom Impf- bis zum Demokratiegegner glauben sich im Aufwind und nutzen die schwierige Pandemie-Situation aus unterschiedlichen Motiven zur Stimmungsmache.

Vielfach werden falsche Darstellungen so in Fragen oder Befürchtungen verpackt, dass sie den Eindruck einer Tatsache hinterlassen. So verkündet eine "Spirituelle Trainerin & Medium" in einem auf Facebook viel geteilten Beitrag unter anderem: "Ich möchte nicht, dass jemandem unter Androhung von Berufsverbot oder Einweisung in die Psychiatrie verboten wird, seine persönliche Meinung öffentlich zu äußern. Ich möchte nicht, dass Menschen dazu verpflichtet werden, Nachbarn zu denunzieren und auf ihre sozialen Kontakte zu verzichten." Wie dieses Medium selbst beweist, ist es niemandem verboten, seine Meinung öffentlich zu äußern. Niemand wird in die Psychiatrie eingewiesen (der Gedanke schwirrt durchs Netz, weil es Überlegungen gab, Corona-Infizierte, die sich nicht an Quarantäneregeln halten wollen, für die Quarantänezeit in geschlossenen Einrichtungen unterzubringen – und die gibt es nun einmal in der Psychiatrie; mit einer psychiatrischen Behandlung hat das nichts zu tun). Niemand ist verpflichtet oder soll verpflichtet werden, Nachbarn zu denunzieren. Niemand muss während der Pandemie vollständig auf soziale Kontakte verzichten, lediglich der physische Kontakt ist stark eingeschränkt, so lange die Gefahr der Ausuferung der Pandemie droht. Unterm Strich: Nichts dran an dem emotional gefärbten Text, aber viele hinterfragen nicht und teilen so etwas eifrig und erwecken auf diese Weise gegenseitig den Eindruck, dass viele andere das auch so sehen und deshalb recht haben. Eben nicht.

Und niemand sollte sich bestätigt fühlen, nur weil kaum widersprochen wird. Diskussionen mit simpel gestrickten Mitbürgern sind anstrengend: Man muss sich auf deren Niveau herabbegeben und beraubt sich damit seiner eigenen Argumente, es ist, als wolle man einem Kindergartenkind die Welt erklären. Enttäuschend ist, dass viele Mitbürger es sich einfach machen und lieber schlichter Argumentation folgen als sich selbst in Qualitätsmedien zu informieren; beispielsweise wird im Interview, das Kathrin Zinkant mit dem renommierten Virologen Christian Drosten (nachzulesen hier in der Süddeutschen Zeitung vom 24. April 2020) geführt hat, zugleich deutlich, wie verkürzte Kommunikation in Nachrichten zu Zerrbildern führt, die Außenstehende nicht als solche erkennen können.

Wem es schwerfällt, mit der aktuellen Situation umzugehen (wofür man viel Verständnis haben kann), sollte sich vor Augen führen, dass eine zweite Pandemiewelle alle Entbehrungen der letzten Woche schnell sinnlos machen kann. Noch eine anderthalbe Woche durchhalten, bitte. Und nicht jeden Dreck weiterverbreiten,

meint Ihr Thomas Beier

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Kopf benutzt

Von Ein Kindergartenkind, mit Dreck spielend am 27.04.2020 - 19:52Uhr
Köpping: "Falls es im Einzelfall dazu kommen sollte, dass sich Menschen den Anordnungen widersetzen, ist es aber notwendig, die von den Gesundheitsämtern angeordneten Maßnahmen mit Zwang durchzusetzen. Dazu ist es möglich, diese Menschen mit einem richterlichen Beschluss in einem geschlossenen Teil eines Krankenhauses unterzubringen."

Ob man in die Psychiatrie eingewiesen wird oder nur in die "geschlossene", sehe ich als Haarspalterei. Die "spirituelle Trainerin" wird ihrem Gefühl Luft gemacht haben, dass eine Zwangseinweisung eine sehr erhebliche grundrechtseinschneidende Maßnahme ist. Dem kann ich nur zustimmen. Sie hat gesagt, dass sie das nicht möchte. Ihre Sache, darf von vielen geteilt werden. Dass nichts dran sei an diesem Text, ist Kommentators Meinung. Gerne.

Ich erlebe ein erhebliches Spektrum von Zustimmung zu den Maßnahmen bis zur Ablehnung auch durch Intellektuelle, Akademiker. Schade, dass hier so belehrt wird. Wie Lesch und Co gegenüber den simpel gestrickten Mitbürgern. Vielleicht hemmt eine Clownsnase die Weiterverbreitung von Schnupfen. Deshalb sollte niemand mehr ohne Clownsnase den öffentlichen Raum betreten dürfen. Auch ohne Meldepflicht ist Deutschland ein Volk der Melder.

Eine selbstgeschmiertes Brot am Rhein zu essen ist verboten, Döner ist okay. Es gilt: Picknickdecke oder -korb sind tabu. Gönnt man sich in NRW ein ausgiebiges Mahl mit leckerem Essen von Zuhause im Freien, droht schnell mal ein Bußgeld von rund 250 Euro. Holt man sich allerdings um die Ecke einen Döner und setzt sich damit in den Park, muss man sich keine Sorgen machen, keine behördliche Bedenken.

Qualitätsmedien: Sie könnten durchaus dem Mainstream was entgegen halten: Neben jedem Corona-Update die aktuellen Influenzazahlen. Ist mir nur einmal in den letzten zwei Monaten untergekommen.
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Anmerkung der Redaktion:
Was tun mit jemandem, der sich infiziert hat, aber nicht in Quarantäne will, sondern es in Kauf nimmt, andere anzustecken und neue Infektionsketten aufzubauen? Auch er wird nicht zwangsweise eingewiesen werden wollen. Es darf aber nicht der Eindruck erweckt werden, eine Zwangeinweisung würde jedem drohen. Darum geht es.

Mit dem Widerspruch "Döner kaufen, aber kein eigenes Picknickkorb" muss man leben. Der Döner ist halt die Ausnahme, weil für manchen ein Teil der Grundversorgung. Würde man ihn verbieten, würden die nächsten klagen, dass die Gaststätten außer Haus verkaufen dürfen. So gesehen sind die Deutschen eher ein Volk der Neider: Wehalb darf der, was ich nicht darf?

Das Covid-19 nicht mit einer Influenza, auch wenn beides Infektionskrankheiten sind, vergleichbar ist, sollte inzwischen jeder begriffen haben, der sich informiert.

Meinungsfreiheit

Von Uwe am 27.04.2020 - 08:21Uhr
Leider muss man in Ihrem Artikel feststellen das man wohl keine andere Meinung als die Offizielle besitzen darf! Anderenfalls wird man als "Verschwörer" in die Ecke gestellt. Zu der Meinung des von der Bill Gates Stiftung finanzierten Virologen C. Dorsten kann man getrennter Meinung sein. In der heutigen Zeit ist der Journalismus leider nicht mehr unabhängig und somit eben nicht mehr Ernst zu nehmen. Es hilft einfach mal selbst den Kopf zu benutzen ;)
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Eine nötige Antwort:

Schaut man sich die Meinungsvielfalt selbst unter den riegierungspolitisch Handelnden an, kann von einer "offiziellen Meinung" keine Rede sein. Das Meinungsbild und das Handeln in der Corona-Pandemie wird vom fortlaufenden Erkenntnisgewinn bestimmt.

Außerdem muss man zwischen Fakten und Meinungen unterscheiden und dann auch noch zwischen fundierten Meinungen und solchen, zu deren Bildung nur Annahmen und andere Meinungen herangezogen werden.

Was den unabhängigen Jourmalismus betrifft: Wussten Sie eigenlich, dass der Görlitzer Anzeiger ebenfalls Leistungen von Bill Gates nutzt?

Den letzten Satz gebe ich in diesem Sinne gern zurück.

Thomas Beier

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  • Quelle: red / Kommentar: Thomas Beier | Fotos: © Görlitzer Anzeiger und Weißwasseraner Anzeiger
  • Erstellt am 26.04.2020 - 09:06Uhr | Zuletzt geändert am 26.04.2020 - 10:06Uhr
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