Wie Görlitz in Zukunft wachsen könnte

Görlitz, 15. Oktober 2013. Wie kann man dem prognostizierten Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2020 wirkungsvoll entgegentreten? Wie attraktiv ist Görlitz für junge Familien? Und warum lohnt es sich tatsächlich, nach Görlitz zu ziehen? Diesen und anderen Fragen wollen wir in diesem Artikel auf den Grund gehen! Foto: © altrendo images/Stockbyte/Thinkstock

Anzeige

Wie gut ist das Leben in Görlitz?

Görlitz wartet mit schönen Wohnhäusern, einem erschöpfenden kulturellen Angebot und reichhaltiger, schützenswerter Natur im unmittelbaren Umland auf. Dennoch erwarten Statistiker, dass die Gesamtbevölkerungszahl bis 2020 auf etwa 46.400 herabsinken wird. Doch warum eigentlich? Der demografische Wandel und der damit einhergehende Geburtenrückgang, die Abwanderung nach der Wiedervereinigung und die generelle Anziehungskraft der Großstädte insbesondere auf junge Menschen unter 25 zeichnen sich größtenteils dafür verantwortlich.

Dabei spricht eigentlich viel für Görlitz: Die Lebensqualität ist hier vergleichsweise hoch und obwohl viele Anwohner die Nähe beziehungsweise den Verbund mit den polnischen Nachbarn manchmal auch kritisch betrachten, ergeben sich doch auf den zweiten Blick Wachstumsmöglichkeiten und wichtige, grenzübergreifende Partnerschaften. Die Mieten sind vergleichsweise niedrig, das Stadtbild ausnehmend positiv und das Lausitzer Bergland und die am Stadtrand emporragende Landeskrone sind auch für Touristen interessant. Attraktive Angebote über Mietwohnungen, Immobilien und Baugrund findet man beispielsweise auf dem bekannten Immobilienportal Immowelt.



Wie könnten Neubürger angelockt werden?

Um diese Frage zu beantworten, sollte man sich zunächst einmal fragen, warum Metropolen wie Berlin, München, Hamburg oder Frankfurt derzeit so überlaufen sind. Rekordmietpreisen zum Trotz ist die Nachfrage nach Wohnraum dort ungebremst. In erster Linie liegt das an den Ausbildungsmöglichkeiten, den beruflichen Perspektiven und den mannigfaltigen Möglichkeiten der Zerstreuung. Görlitz besitzt hingegen für junge Familien eine nicht von der Hand zu weisende Attraktivität, da hier für vergleichsweise wenig Geld ein angenehmes Leben für die ganze Familie möglich ist. Eine gute Infrastruktur, Theater, Museen, musikalische Angebote und regelmäßige Veranstaltungen aller Art sind hier vorhanden. Auf diese Stärken muss man sich in Zukunft noch mehr besinnen und vor allem damit werben!

Als Görlitz noch eine Großstadt war

Im Mittelalter und zuletzt vor etwa 60 Jahren erlebte Görlitz einen ungewohnten Bevölkerungsanstieg. Die 100.000-Einwohner-Marke konnte geknackt werden und die Stadt galt damals als große Metropole im Osten der Republik. Heute ist es sicherlich ein wenig beschaulicher, doch noch immer ist Görlitz für die Bundesrepublik Deutschland und für ganz Europa ein wichtiger Ort. So verleiht man hier in jedem Jahr den mit einer stattlichen Summe dotierten Internationalen Brückenpreis, der Persönlichkeiten ehrt, die sich mit ihrem Lebenswerk Verdienste bei der Völkerverständigung in Europa erworben haben.

Umfragen Umfrage

Wie lebt es sich in Görlitz?





[Ergebnis anzeigen]

Kommentare Lesermeinungen (4)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schmalspuriger Kulturbegriff

Von Ernst Simmer am 24.10.2013 - 22:50Uhr
Der Görzelec hats auf den Punkt gebracht, da kann man jeden, wirklich jeden Satz unterstreichen.

Der Prüfstand für neue Ideen in Görlitz geht so: Ist das denn erlaubt? Aber da ist doch schon ... zuständig, da müssen Sie sich abstimmen! Hier muss alles gebündelt und koordiniert so lange ablaufen, bis Kreativität und Motivation glattgeschliffen sind.

Dass hier ein Kulturraum-Chef Bernd Lange den Namen "Fidel" für ein Krokodil als "nicht mit den Leitlinien vereinbar" einschätzt, sagt doch alles über das, was hier Kultur sein will.
Humorlos, schwarz, schwärzer, finster.

Kultur in Görlitz

Von görzelec am 24.10.2013 - 15:06Uhr
Den Überschwang, mit dem im Beitrag die Görlitzer Kulturvielfalt gepriesen wird, kann ich nicht so recht teilen. In Görlitz gibt es viel vom Gleichen. Kennst du ein Altstadtrestaurant, kennst du die Speisekarte von allen anderen. Irgendwie "Mittelalterlich" gekreuzt mit "Gutbürgerlich". Kennst Du ein Stadtfest, kennst Du (Ausnahme Via Thea) alle. Egal ob Altstadtfest, Brauereifest bei Landskron, Weihnachts- oder Tippelmarkt: ein bisschen weiß-gelb, haufenweise Gebratenes und Frittiertes und ein gewisser Hang zu "historischer" Kostümierung.

Wenn ich das kulturelle Klima und Niveau dieser Stadt in seiner überwiegenden Mehrheit auf einen Punkt bringen müsste, dann würde ich mich vor den Mops-Brunnen auf der oberen Bahnhofsstraße stellen. Betulich, peinlich darum bemüht, nicht anzuecken und irgendwie nett aber auch piefig. Sehr Kulissen-verliebt. Deswegen auch die fast einhellige "Görliwood"-Begeisterung. Das passt schön zusammen.

Das hat natürlich einerseits in Görlitz lange Tradition. Man lese einfach mal in Wüstens Lebenserinnerungen nach. Und dagegen jetzt Berlin zu halten, wäre unfair. Aber schon das Beispiel Wächterhausverein zeigt: wer in Görlitz ein bisschen was kulturell neben der Spur machen will, hat es hier sehr schwer. Die Stadt wird kulturell dominiert von einer wachsenden Szene zugezogener Rentner eher bürgerlich-konservativen Zuschnitts. Dazu kommen die paar Leute, die den Umbruch nach 89 beruflich in der Stadt meistern konnten. Das Ganze vielfach verklüngelt mit den politischen Fraktionen der Stadt. Was fehlt, sind unterdessen gut und gern zwei Generationen eigener Nachwuchs, der fast komplett abgewandert ist. Dessen Lebenswirklichkeit kommt in der Stadt kulturell überhaupt nicht vor.

Görlitz ist eine adrett aufbereitete Stadtkulisse. Das ist immerhin auch was und wem das gefällt, der lebt gern darin und fühlt sich wohl. Das freut mich für denjenigen. Aber kulturelle (Stadt)Vielfalt bedeutet was anderes.

In Görlitz nix los - oder "Was wollen Sie: spießig oder spießiger?"

Von El Sol y La Luna am 24.10.2013 - 12:22Uhr
„Nix los!“ in einer bestimmten Stadt:

„Nix los“ beschreibt den Umstand von stark eingeschränkten Aktivitäts- und Freizeitmöglichkeiten. Der Umstand kann durch die absolute Absenz von Angeboten und auch durch vorhandene, aber unattraktive Angebote und Möglichkeiten entstehen. Zumeist werden bei dem individuellen Eindruck des Umstandes „Nix los!“ andere Orte oder Städte vergleichend referenziert.

Beispiele hierfür sind: Die Absenz von saisonalen Angeboten, wie beispielsweise einem Freibad oder einem sauberen und attraktiv gestalteten Badeort im Sommer, wenig oder stets einseitig gestaltete kulturelle Angebote, die auf eine einzige Zielgruppe ausgerichtet sind, wenig abwechselungsreiches Nachtleben (Discotheken und Bars für junge Menschen, Tanzveranstaltungen für ältere Menschen), schlechte Einkaufsmöglichkeiten und regional untypisch eingeschränktes Angebot etc. Die Liste der störenden Faktoren, die den Umstand des „Nix los!“ definiert, kann dabei individuell nach den Bedürfnissen des Einzelnen vervollständigt werden.

Oder Klartext: Wenn ich Klamotten kaufen muss, dann fahre ich nach Dresden, Liberec oder Prag. Wenn ich einen guten Cocktail trinken will, dann vertröste ich mich selbst auf den nächtsen Urlaub oder mache ihn mir selbst. Wenn ich tanzen gehen will, dann muss ich wohl mal woanders hinfahren. Wenn ich baden gehen will, dann kann ich mich einfach nicht motivieren, zu einer verdreckten Kloake zu fahren, an deren Badestrand zwei Dixi-Klos und ein Bratwurststand den Zustand dieser Stadt nochmal verdeutlichen... usw. usf.

Ich kenne hier in Görlitz Rentner, die sich genauso darüber beschweren. Es trifft also nicht nur eine Altersgruppe.

Mal ganz abgesehen davon verstehe ich es weiterführend nicht, wie man mit diesem Angebot den Tourismus nachhaltig fördern will. Es ist doch jedem bewusst, dass die Attraktivität des Ortes auch den Tourismus fördern würde. Dafür wären allerdings Investitionen und die Offenheit für Veränderung eine Notwendigkeit. Und die Argumentation, warum sich hier nichts verändert, ist schon fast satirisch: Weil die Kaufkraft erst vorhanden sein muss, kann sich hier nichts neues entwickeln. So wurde es mir mehrfach erklärt. Aber auf den Gedanken, dass Investitionen in den Standort und in die Infrastruktur (also im Hinblick auf die Attraktivität des Standortes) zuerst getätigt werden müssen, damit Menschen hierher kommen (als Tourist oder auch dauerhaft), kommt scheinbar niemand.

Wie wäre es denn, wenn der Berzdorfer See - abgesehen von seinem momentanen Zustand - auch gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar wäre? Das ist er nämlich durch den einen Bus nicht!

Ich weiß, ich sollte es eben selber machen. Meine Drinks, meine Party, meine Shopping Meile, mein Freibad, meine Sauna- und Wellness Landschaft, mein gutes Restaurant, meine abwechselungsreichen Ausstellungen, Konzerte, Kabaretts... Und ehrlich, wenn die bezaubernde Jeanny bei mir vorbei kommt und mir 20 Leben schenkt, werde ich auch ernsthaft darüber nachdenken Aber solange das nicht der Fall ist, ist eben „Nix los!“

Auch das vor kurzem herausgegebende Heft "Nix los" , welches die Möglichkeiten der Görlitzer Jugend beschreibt, habe ich nun als Lektüre hinzugezogen...

Ersteinmal ist festzustellen, dass mit "was los" nicht Nachtleben gemeint ist, sondern vorrangig vereinsbasierende Arbeit. Grundsätzlich eine nette Zusammenstellung. Dieses Heft lege ich gern auf Arbeit allen Kids aus - denn von Jugendclubs bis Kindertreffs ist ja einiges dabei. Also gutes Sozialpädagogisches Auffangnetz. Klar für ehrenamtliches Interesse findet sich was.

Ein Freizeitliches "was los" stelle ich im gleichem Maße fest, wie vor dem Lesen des Heftes: Für mich persönlich weniger.

Aufgefallen ist mir, dass einige Vereine ein Sprachrohr für die Jugend sein sollen. Ich fühle mich eher so, als wenn nur die Sprechen können, die die ganzen Vereine in dem Heft cool finden. Ich meine , ehrlich ... Christentreffs und Kickerring ok. .. tolle sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Auch eine Youthbank ist sicher gut zum "erwachsen werden". Das Heft ist toll. Es zeigt viele Möglichkeiten. Es liest sich aber wie, als wenn noch der flippige wilde Teil kommt. Aber er kommt nicht. Zumindest kann ich Schülern jetzt einige Sachen mehr empfehlen.

Zumindest finde ich das Design des Heftes nett. Die Arbeit war sicher auch Klasse. Aber: Die meisten Dinge darin kenne ich schon, aber sie sind so unspannend, dass ich weiterhin denke, es ist "Nix los", weil das, was los ist, jetzt doch nicht so attraktiv ist und man sich unter "was los" was anderes vorstellt.

Ich fühle mich in einer kleinen Mehrgenerationsspießerspirale, dabei wöllt ich ja gar nicht wegziehen, weil mein Job ist cool und die Stadt schnuckelig. Aber eben irgendwie sehr sehr langweilig.

Nachtrag:

Es ist nicht die Frage. wie attraktiv Görlitz für junge Familien ist, sondern wie man ein möglichst mannigfaltiges Spektrum an Bevölkerung werben kann. Da sind Rentner und Touristen (aber auch da gibts Lahme und Wilde) und die Familien, das ist der Single und das Pärchen und da ist der Jugentliche und das Kind. Da ist das Unternehmen und der Verein und der, der abends lieber wild ist und die Table Dance Bar sucht und der, der gerne tiefe kulturelle Unterhaltung wünscht. Da ist der, der gerne eine günstige Familienbeschäftigung am Nachmittag sucht und da ist der, der gern auch mal etwas teurer, aber dafür edel ausgeht. Nur so erhält man einen nachhaltigen Schritt. Mit Pluralität.

Arbeit in Görlitz

Von Lojewski am 17.10.2013 - 13:15Uhr
So schön Görlitz auch ist mit der Kultur und dem Umland, so fehlt das Wichtigste für junge Familien: Arbeitsplätze.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: red | Foto: © altrendo images/Stockbyte/Thinkstock
  • Erstellt am 15.10.2013 - 14:27Uhr | Zuletzt geändert am 20.10.2013 - 12:47Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige