Reformationstag
Görlitz, 31. Oktober 2006 / Update 31. Oktober 2022. Der Hintergrund für viele Feiertage verblasst, oftmals werden sie nur noch als arbeitsfreier Tag, an dem man nicht Einkaufen kann, wahrgenommen. Alles begann am 31. Oktober 1517: An diesem Tag veröffentlichte Martin Luther sein 95 Thesen, bekannt als "Wittenberger Thesenanschlag". Seither gilt dieser Tag als Beginn der Reformation der römisch-katholischen Kirche.
Religion für junge interessierte Nichtwisser
Die "Reformation" genannten Umwälzungen brachten echt krasse Veränderungen in Glaubensfragen und in der Religionsausübung. Nun, die katholische Kirche hatte nicht darum gebeten und bockte – schließlich sind Veränderungen dem Menschen schon von Natur aus suspekt.
Diese Null-Bock-auf-Veränderung-Haltung führte dazu, dass die protestantische bzw. evangelische Religion entstand. Das hatte der coole Luther so nicht gewollt, doch die Kirchenspaltung ließ sich nicht mehr kitten. Shit happens.
Allerdings wird am Reformationstag eben nicht gefeiert, wie man der katholischen Kirche den Stinkefinger zeigt, sondern dass man, wenn die Umstände total blöd sind, neue Ideen einbringen und durchsetzen muss. Das ist nicht nur in der Religion, sondern in der ganzen menschlichen Gesellschaft so.
Die Reformationszeit – gekennzeichnet durch Alternative, autonome Randalierer, Krawall und heiße Diskussionen – gilt seit dem "Augsburger Religionsfrieden" von 1555 als beendet. Seitdem ist Luthers Lehre als Religion im Deutschen Reich anerkannt. Nur konnte die katholische Kirche sich damit nicht abfinden und zuckte - das ging als die "Gegenreformation" in die Geschichte ein. Die "Zweite Reformation" - der Calvinismus - machte den Lutherianern richtig Stress (das sind spannende Stories, über die man mehr aus schlauen Büchern erfährt).
Naja, wenn die Politiker versagen, dann fangen die kleinen Leute an, sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen. Die Religionsstreitereien waren eine wesentliche Ursache für den Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Beendet wurde er mit dem "Westfälischen Frieden" und der Anerkennung beider Religionen. Seitdem kannst Du beten, wie Du willst, könnte man sagen, Hauptsache, die letzte Instanz ist der liebe Gott.
Franziskanerkloster
In der Schweiz waren Zwingli und Calvin die großen Reformatoren. Auch die Franzosen – das sind die aus der Werbung bekannten Createure – schnappten das auf, übesetzten die Schweizer "Eidgenossen" als "Hugenotten" und reformierten drauflos. Das alte Spiel begann, die alten Kräfte wehrten sich und ließen die Hugenotten bluten im wahrsten Sinne des Wortes. Die mussten darauf hin abhauen, meist nach Deutschland. Besonders Preußen (der "Alte Fritz") nahm die Hugenotten auf und profitierte von deren Wissen und Handwerkskünsten. Noch heute zeugen viele französische Familiennamen von den Hugenotten.
Für die Luthers-Freaks haben sich unterschiedliche Bezeichnungen eingebürgert: lutherisch, reformiert, evangelisch, protestantisch. Gemeint ist immer: Alles außer katholisch.
Hausaufgabe
Überleg´ mal selbst, was die Reformation für die heutige Zeit bedeutet:- Umgang mit Glauben
- Umgang mit Einwanderern
- Motive für Kriege
- die Art und Weise, wie man Zustände verbessert
Update vom 31. Oktober 2022:
Hinweisen muss man auf eine Besonderheit der Reformation in der Oberlausitz: Hier führte die Reformation nicht zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, sondern die Vertreter der alten und der neuen Christenkirche handelten das, was man heute friedliche Ko-Existenz nennen würde, aus.Beitrag zum Reformationstag
Von Mika am 31.10.2022 - 08:48Uhr
Super cool geschrieben, weiter so, danke!
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- Quelle: /UFC | Foto: © Zittauer Anzeiger
- Erstellt am 31.10.2006 - 09:23Uhr | Zuletzt geändert am 31.10.2022 - 16:38Uhr
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