240 Pedale am "Autofreien Sonntag" in Görlitz getreten

Görlitz, 23. September 2012. 120 Leute sind am Aktionstag "Autofreier Sonntag" durch Görlitz und Zgorzelec geradelt und haben Autofahrer freundlich ausgebremst - eine Disziplin, in der viele Radfahrer in der eher unfreundlichen Variante Alltagsübung haben.

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Stänker empfiehlt "Tag der Verkehrserziehung für Radfahrer"

Der Görlitzer Fahrradkorso führte vom Bahnhof Görlitz aus durch die Innenstadt und über die Neiße hinweg in den Osten der Euopastadt.

Organisatorin Gabi Kretschmer vom Kinder- und Jugendkomitee der Stadt Görlitz hatte einen guten Eindruck:"Mir schien es, als ob in der ganzen Stadt und den ganzen Tag über wirklich mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs waren als sonst.“ Die 120 Teilnehmer zur vierten Auflage des "Autofreien Sonntags" in Görlitz sind neuer Rekord.

Mit dem Tag soll gezeigt werden, dass etwas weniger Auto im Alltag durchaus Spaß machen kann, Kretschmer hofft: "Wer an einer tollen Radtour teilgenommen hat, lässt künftig das Auto vielleicht doch einmal öfter stehen, für den kurzen Weg zum Bäcker zum Beispiel oder auch für einen Sonntagsausflug."

Im Korso dabei waren auch viele Kinder, mit eigenem Fahrrad oder Huckepack bei den Eltern, sowie viele Senioren, dazu Nonnen aus dem Carolus-Krankenhaus und nicht zuletzt Teilnehmer aus Polen.

Den Korso führte der städtische Verkehrsplaner Jens Kunstmann an - überraschend mit Oberbürgermeister Siegfried Deinege an der Seite.

An ungewöhnlichen Gefährten waren ein Tandem-Liegerad, bei dem der Hintenradler konsequent auch nach hinten schaut, zu sehen und ein Lastenfahrrad, in dem gleich vier Kinder mitfahren können. Auch Pedelec-Fahrer schlossen sich dem Autofrei-Korso an.

"Die Stimmung war überaus friedlich und harmonisch“, freut sich Gabi Kretschmer. Die zum Halten gezwungenen Autofahrer warteten meist geduldig die vorbeirollende Menge ab.

Am Schlusspunkt der neun Kilometer langen Tour, dem Görlitzer Tierpark, begrüßte Tierparkdirektor Dr. Sven Hammer die Pedalritter. Oberbürgermeister Deinege bezeichnete sich hier zwar als "leidenschaftlicher Autofahrer“, zeigte sich den Radfahrern aber ausgesprochen freundlich gesonnen.

Im Jahr 2013 fällt der offizielle Internationale Autofreie Tag mit dem 22. September einen Sonntag. Organisatorin Gabi Kretschmer: "Ich wünsche mir aber natürlich, dass immer mehr Menschen nicht nur einmal im Jahr, sondern immer öfter andere Fortbewegungsformen wählen als das Auto.“


Kommentar:

Alles schön und in Ehren. Als Vorschlag zur weiteren Ausgestaltung möchte ich jedoch einen "Tag der Verkehrserziehung für Radfahrer" vorschlagen.

Vorfahrtregelungen, rote Ampeln, Gehwege, Abbiegezeichen, Einbahnstraßen ... offenbar verhilft das Treten der Pedale manchem Radfahrer zu gesteigertem Selbstbewusstsein bis hin zur Ignoranz all der sinnvollen Regeln, die ein schmerzfreies und unblutiges Miteinander im Straßenverkehr gewährleisten sollen. Über solche Radfahrer können die restlichen Verkehrsteilnehmer vom Fußgänger bis zum Kraftfahrer oft nur den Kopf schütteln.

Als ich in Sorge um das Wohlergehen der Radfahrer einmal äußerte, dass es ja doch sehr gefährlich sei, auf einer Bundesstraße mit den Rad zu fahren - selbst auf wenig belebten DDR-Autobahnen, auf denen man nicht schneller als auf so einer Straße fahren durfte, wären Radfahrer undenkbar gewesen ... weiter kam ich nicht, weil ich als Radfahrerfeind niedergemacht wurde und schließlich aus Angst vor einer Vierteilung durch Mountainbiker die Flucht ergriff.

Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme empfiehlt

Ihr Fritz R. Stänker

Kommentare Lesermeinungen (5)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Radfahrer und Rücksichtnahme

Von Frank am 14.10.2012 - 12:47Uhr
Fast täglich erlebe ich morgens am Kreisverkehr vor dem Palast-Theater wie die halbwahnsinnigen Radler in Rudeln nebeneinander über den Fußgängerüberweg vom Jakobstunnel Richtung Innenstadt brettern ohne abzusteigen. Hier könnten die Ordnungshüter jeden Werktag richtig Kasse machen (http://www.anwalt.de/rechtstipps/radfahrer-muss-fahrrad-ueber-zebrastreifen-schieben_018591.html).

Der Gipfel sind jedoch diejenigen Radler, welche nebeneinander durch die Theaterpassage Richtung Annengymnasium fahren, da hat der Fußgänger fit zum Sprung zu sein, gefolgt von denen, die einem in der Nacht ohne Licht auf der Hohen Straße mittig entgegen kommen, meistens hängen noch ein Paar Einkaufsbeutel am Lenker, welche keine Kurskorrektur zulassen.

Schönen Sonntag wünscht Frank

Schön wars

Von Uwe am 12.10.2012 - 22:36Uhr
Wären all die Radfahrer noch dabeigewesen, die Dank des schönen Wetters an jenem Sonntag am Berzdorfer See unterwegs waren, was wäre das für ne riesige Meute von Radfahrern gewesen...

Ja es gibt noch viel zu tun. Das Fahrrad sollte endlich wieder den Stellenwert erhalten, den es verdient, den eines gleichberechtigten Verkehrsmittels. Und: Dieser Tag einmal im Jahr sollte wesentlich mehr in den Massenmedien propagiert werden. Für mich beispielsweise ist "Mobil ohne Auto" das ganze Jahr über angesagt.

Undifferenzierter Kommentar

Von Martin am 12.10.2012 - 08:58Uhr
Auje, Herr Stänker,

das ist ja wohl Stammtischniveau, wenn bei Ihnen das Stichwort "Radfahrer" sofort den entsprechenden Bashing-Modus anschaltet.

Klar, es fahren viele Radfahrer einen richtigen Mist zusammen, aber doch deutlich nicht alle. Und wie Helge schon schreibt, sind Autofahrer ja bei Weitem nicht frei von Fehlern.

Wer sich über Fehlverhalten von Radfahrern aufregt, sollte mal schauen, wie Gehwegradeln durch fast gleich aussehende Radwege antrainiert wird. Wer sich über Rotlichverstöße aufregt, sollte mal beobachten, wie an einigen Ampeln, an denen Autofahrer in einem "Rutsch" drüber kommen, Radfahrer mitunter umständlich mehrere Grünphasen abwarten dürfen, weil die Ampeln auf maximalen Autodurchsatz optimiert sind. Abbiegezeichen sind nicht gefordert, wenn das Fahrzeug nur mit beiden Händen am Lenker sicher geführt werden kann (schlechter Belag, Bremsen bergab etc.). Einbahnstraßen werden immer öfter für Radfahrer in Gegenrichtung freigegeben, was man als Autofahrer vielleicht nicht immer wahrnimmt. Ich will das damit nicht rechtfertigen, aber man merkt dabei doch, wo diese Verhaltensweisen teils herkommen.

Und selbst, wenn man als Radfahrer nach allen Verkehrsregeln alles richtig macht, wird man doch von einigen (lange nicht von allen, zum Glück!) Autofahrern geschnitten, angehupt und beispielsweise darüber belehrt, dass man doch auf dem Gehweg fahren solle, weil der gerade mal nach Radweg aussieht. Merken Sie was?
Würden Radfahrer als gleiche Verkehrsteilnehmer wahrgenommen, würden sie sich auch eher so verhalten. Würden sie sich eher so verhalten, würden sie auch eher als gleichrangige Verkehrsteilnehmer wahrgenommen...

Bundesstraßen sind übrigens nur so unsicher, wie Kfz-Führer sie machen. Unfälle mit Radfahrern im Längsverkehr sind eher die Ausnahme, da sind Rechtsabbieger übern Radweg in der Stadt deutlich gefährlicher.

Gegenseitige Rücksichtnahme

Von Ines am 12.10.2012 - 08:41Uhr
Der Autofreie Sonntag in Görlitz war eine tolle Veranstaltung. Ziel ist aber natürlich, dass sich viel mehr Leute für viel mehr autofreie Tage im Jahr entscheiden und das Auto bewusst stehen lassen. Davon würden sogar jene profitieren, die auf ihr Auto wirklich nicht verzichten können! Denn weniger Autos auf den Straßen macht weniger Stau und weniger Kampf um Parkplätze.

Natürlich gibt es die vielzitierten "Kampfradler", die Straße und Fußwege unsicher machen - genauso wie es unvernünftige Fußgänger gibt und unvernünftige Autofahrer. Wer auf ein Auto verzichtet, wird nicht per se ein guter Mensch.

Oft sind Verkehrbedingungen an Regelmissachtungen schuld: Radwege, die unbefahrbar sind oder irgendwo im Nichts enden, sind keine Seltenheit.

Es bleibt viel zu tun. Vor allem aber sei immer wieder daran zu erinnern: §1 der StVO ist "das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme"!

Die Antwort

Von Helge am 28.09.2012 - 05:59Uhr
Behalten Sie Ihre Meinung in diesem Falle für sich.

Autofahrer (auch icke) brauchen sich nicht beschweren. Zu schnell fahren und dann aufregen, wenn man geblitzt wird. Mit dem Licht sparen und erst im Dunkeln an machen (die Autos ohne Licht sieht man schlecht und erst spät).

Das Benzin wird teurer. Aber trotzdem mit dem Auto in die Stadt fahren und einen Parkplatz suchen.

Auf der Autobahn mindestens 130 km/h fahren - Bundesstraße mindestens 100 km/h.

Und das wichtigste ... die Umweltverschmutzung.

Hab ich etwas vergessen?

Tut doch etwas für Eure Gesundheit. Die Krankenkasse freut sich und Dein Körper auch.

Es war ein schöner Tag. Danke an alle.

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  • Quelle: red | Foto: Organisatoren "Autofreier Sonntag"
  • Erstellt am 25.09.2012 - 14:15Uhr | Zuletzt geändert am 25.09.2012 - 15:34Uhr
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