Über Stolpersteine gestolpert

Über Stolpersteine gestolpertGörlitz | Bautzen / Budyšín, 29. August 2012. Zwei Herren aus dem politisch rechten Spektrum haben Kommentare zu Beiträgen im Görlitzer Anzeiger und im Bautzner Anzeiger geschickt. Nun sind diese Nachrichten-Plattformen nicht für die Verbreitung rechten Gedankenguts – was übrigens fein säuberlich von national-konservativen Ansichten zu trennen ist – gedacht, allerdings reizt die Schlichtheit der Ansichten dazu, Denkansätze zu vermitteln.

Foto: privat
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Nachdenken über Buntheit

Zu den in Görlitz verlegten Stolpersteinen heißt es unter Hinweis auf den Kommentar von Thomas Beier: "Auf ewig soll das deutsche Volk verdammt sein und mit allen Mitteln büßen, bis das jüngste Gericht kommt." – Ja, das deutsche Volk hat es zugelassen, dass eine Verbrecherclique eine nationalsozialistische Diktatur errichten konnte, verbunden mit Terror nach Innen und Außen - aber die Deutschen haben in einem gewiss nicht einfachen Prozess ihren Weg in die Völkergemeinschaft zurückgefunden.

Büßen kann man nur für Schuld, diejenigen aber, die im Dritten Reich Schuld auf sich geladen haben, sind im Aussterben begriffen. Die nachfolgenden Generationen tragen keine Schuld an den nationalsozialistischen Verbrechen, wohl aber Verantwortung dafür, dass sich so etwas nicht wiederholt. Diese Verantwortung nährt sich aus der Erinnerung – dazu sind die Stolpersteine gut.

Ferner wird in dem Leserkommentar unterstellt: "Wir wollen keinen Deutschen mehr sehen, der aufrecht gehen kann!" Der aufrechte Gang ist allen Menschen eigen – sofern sie es nicht vorziehen, in einer Welt voller Feinde geduckt durch Schützengräben zu springen. Dass man mit rechten Ansichten nicht aufrecht gehen kann, liegt also in der Natur der Sache.

Wenn im Leserkommentar des anderen Schreibers in Bezug auf den Aufruf des Bautzener Oberbürgermeisters Christian Schramm "Bautzen l(i)ebt bunt!“ zu lesen ist "Weiter so! Es darf keine andere Gesinnung als die bunte und europäische geben! Es lebe die rechte Gesinnung!", dann irrt hier einer gewaltig: Unsere Demokratie ist so stark, dass sie die rechte Gesinnung nicht verbietet – anders übrigens als andere Diktaturen wie die Nazis, die Leute anderer Gesinnung nur deshalb einsperrten oder gleich umbrachten.

Zur Frage der Buntheit folgender schöner Text, dessen Autor leider unbekannt ist:

Dein Christus ist ein Jude.
Dein Auto ein Japaner.
Deine Pizza italienisch.
Deine Demokratie griechisch.
Dein Kaffee brasilianisch.
Dein Urlaub türkisch.
Deine Zahlen arabisch.
Deine Schrift lateinisch.
Und Dein Nachbar nur ein Ausländer.

Man könnte auch sagen: Deutschland ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen und Leistungen. Dass rechte Gesinnung hier noch Nährboden findet, darüber kann man sich jedoch nur wundern.

Mit bunten Grüßen

Fritz R. Stänker

Auf diese Berichte wird Bezug gennommen:
"Neue Stolpersteine in Görlitz",
erschienen im Görlitzer Anzeiger am 26. Juli 2012

"Gegen Aufmarsch rechter Kräfte in Bautzen",
erschienen im Bautzner Anzeiger am 25. April 2012

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  • Quelle: Fritz Rudolph Stänker | Foto: privat
  • Erstellt am 29.08.2012 - 11:25Uhr | Zuletzt geändert am 27.01.2021 - 07:11Uhr
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