Wieder Kinderlachen im Freinet-Kinderhaus Görlitz

Görlitz-Zgorzelec. Ein Jahr lang waren hier vor allem Handwerker, aber kaum Kinder zu sehen, zu hören waren Sägen, Hämmer und Bohrmaschinen, aber nur selten - bei Besuchen - Kinderlachen. Das 37 Jahre alte Haus auf der Erich Weinert Straße 54 hat in dieser Zeit eine umfassende Sanierung erfahren, um den heutigen Anforderungen an eine moderne Kindertageseinrichtung gerecht zu werden. Erneuert wurden die Elektro-, Heizungs- und Sanitärinstallation. Neben der Neuaufteilung der Sanitär- und Garderobenbereiche wurden in jeder der vier Familiengruppen dreistufige Wasserspielanlagen im Kindersanitärbereich eingebaut, die vom Förderverein der Kita gesponsert wurden und das Vorhaben wesentlich bereichern.

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Ein Kinderhaus nach den Grundsätzen von Celestin Freinet

Große Veränderungen gab es auch im Kellerbereich. Dort wurde die ehemalige Kochküche zu einer modernen Ausgabe- und Projektküche mit Projektraum umgebaut. Eingebaut wurden auch neue Fenster, neue Innentüren und Fußbodenbeläge.

Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf ca. 325.000 Euro, anteilig finanziert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Sächsische Staatsministerium für Kultus, den Landkreis Görlitz und die Stadt Görlitz.

Beteiligt waren das Planungs- und Statikbüro Bergmann, das Ingenieurbüro Schramm und Jacob sowie der SIGE-Koordinator Lutz Reichelt. fristgerecht zu übergeben. Stellvertretend für die ausführenden Unternehmen können Elektro-Teichert, die Firma Gerd Meja, Malerwerkstätten Labisch, die albö Raumausstattung GmbH sowie Bau- und Ausbau Knebel aus Hirschfelde benannt werden.

Bindung zum Haus wurde erhalten

Die Kinder sowie die Erzieherinnen und Erzieher haben den alten Kindergarten nie aus den Augen verloren. Die Baustelle wurde besucht, den Arbeitern über die Schulter geschaut. Auch an der Planung für das neue Haus beteiligten sich die Kinder. Grundrisse wurden gezeichnet, Ideen gesammelt, Bilder für den Hausflur gestaltet. Große Freude bereitete auch das Bemalen von Fliesen mit der Porzellanmalerin Heidi Klinger. Diese Kunstwerke zieren jetzt verschiedene neu gestaltete Funktionsräume.

Natürlich haben auch Leiterin Beate Geisler und ihr Team den Neubeginn in der Erich-Weinert-Straße 54 vorbereitet. Kraft, Ideen und Freizeit wurden investiert, um das Konzept zu überprüfen, fortzuschreiben und optimale räumliche und materielle Bedingungen für die Arbeit zu schaffen. In der Bauzeit fanden Kinder sowie Erzieherinnen und Erzieher des Freinet-Kinderhauses Unterkunft im Haus Otto-Müller-Straße 4 - 6. Doch jetzt sind die Kisten wieder ausgepackt. Der Dank geht auch an die Eltern und die Mitglieder des Fördervereins des Freinet Kinderhauses, die die Aktion nach Kräften unterstützten.

Am kommenden Montag, dem 31. Januar 2011 wird es dann soweit sein: Kinder und Eltern nehmen ihren „alten - neuen“ Kindergarten wieder in Besitz.

Das Kinderhaus

Vorerst 83 Kinder werden im Freinet-Kinderhaus in vier Familiengruppen betreut. Diese altersgemischten Gruppen geben den Kindern Geborgenheit, vielfältige Möglichkeiten, Freundschaften zu schließen, und immer neue Partner für ihre Unternehmungen zu finden.

Im Haus ist Platz für 18 Krippen- und 56 Kindergartenkinder. Neun Kinder mit Behinderung sind in der Gemeinschaft integriert. Seit 1992 gibt es diese Form des Zusammenlebens im Haus. Sie bietet besondere Impulse für die individuelle Entfaltung jedes einzelnen Kindes und das soziale Lernen. Ihre pädagogischen Erfahrungen brachten die Mitarbeiterinnen von 1993 bis 1996 in das sachsenweite Modellprojekt „Integration von behinderten Kindern in Kindertagesstätten“ ein. Im Rahmen dieser Arbeit lernten sie Grundsätze und Methoden Celestin Freinets kennen und beschlossen, ihre Konzeption in dieser Richtung fortzuschreiben. Der französische Reformpädagoge entwickelte seine Ideen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihm war es wichtig, dass Kinder durch sinnvolles, praktisches Tun Neues entdecken und die Lust am Lernen durch Forschen und tastende Versuche geweckt und erhalten wird. In Anlehnung an seine Ideen wird es im Kinderhaus auf der Erich- Weinert- Straße viele verschiedene Ateliers und Arbeitsecken geben, in denen Kinder ihren Interessen nachgehen, ihre Erfahrungen machen und auf verschiedenen Gebieten lernen.

Seit Oktober 2009 arbeiten die Kolleginnen und Kollegen im sachsenweiten Modellprojekt „Konsultationseinrichtungen – ein Unterstützungssystem für die pädagogische Praxis in Kindertageseinrichtungen.“ Als eine von 13 Modelleinrichtungen öffnet sich das Freinet Kinderhaus Fachleuten und Interessierten und möchte Anregung für die Umsetzung des Sächsischen Bildungsplanes geben.

Ideal für die Kinder

Die Kinder waren schon viele Wochen zuvor gespannt auf den Einzug in ihr Kinderhaus. Johannes freut sich auf die neuen Kinderküchen und die Projektküche „weil dann dort wieder Frühstück ist, das selbst gemacht ist und die Vesper auch.“ Viele Kinder können endlich wieder in der Holzwerkstatt arbeiten oder ihr Lieblingsbuch in der Bibliothek wiederfinden. Neue Möglichkeiten für künstlerisch-praktische Arbeiten ergeben sich durch die Einrichtung eines neuen Projektraumes. Prinzipiell wird jedes Kind Zutritt zu allen Räumen des gesamten Hauses haben. Zudem können sich Kinder unterschiedlicher Gruppen begegnen und miteinander Kontakt aufnehmen. Der Familiengruppenbereich stellt dabei ein Nest dar, worin man sich geborgen fühlt, von dem aus man auf Entdeckungsreise gehen kann und in welches man nach getaner Arbeit zurückkehrt und neue Kraft schöpft.

Charlotte weiß schon, was sie ihrer jüngeren Schwester alles zeigen wird: „Die Hochebene, da kann man am besten schmusen und den Gruppenraum, wo wir essen und dann gehen wir in den Turnraum und in unseren Garten und, und, und …“ Auf den Garten freuen sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Er ist groß, vielseitig und man kann sich verstecken. Hier haben fleißige Hände bessere Bedingungen für das Spiel unserer Jüngsten geschaffen. Pia freut sich „dann noch auf die Häschen.“ Die beiden Zwergkaninchen Pünktchen und Flocke haben ihren Stall gleich neben der Eingangstreppe und werden von den Kindern geliebt und gepflegt. Für die Zeit der Sanierung fanden sie Unterschlupf bei Finn und seiner Familie.

Selbst erkunden!
19. März 2011, Tag der offenen Tür,
Erich Weinert Straße 54, Görlitz

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  • Quelle: red | Foto: Stadtverwaltung Görlitz
  • Erstellt am 29.01.2011 - 10:26Uhr | Zuletzt geändert am 29.01.2011 - 10:41Uhr
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