Bachelor, Bischof, Bar - Alltägliches aus der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

Eichstätt | Zittau. Romy Ebert aus Zittau studiert im 2. Semester Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt. In Ihrer heutigen Kolumne widmet sie sich dem Thema: „Aus der Finsternis, kam sie ins Licht - oder doch anders herum?“ Dabei sinniert sie über die Sonnenseiten des Studentenlebens und was es trotzdem zu beachten gilt.

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Eine Kolumne aus Zittauer Studentenfeder

“Ain’t no sunshine when she’s gone” - Kein Sonnenschein wenn SIE weg ist. Genau. SIE. Die Vorlesungszeit an der Katholischen Universität Eichstätt. Wenn sie dann nämlich einmal um ist, dann ist es September und ob dann die Sonne noch so scheint wie im Juni ist mehr als ungewiss. Beinahe vermessen darauf zu hoffen. “Man sollte essen was auf den Tisch kommt”, sagte Mutti immer. So wahr, so wahr…

Also liege ich heute - Samstag, mitten im Juni, früher Nachmittag - hier - grüne Wiese, mitten in den Gänseblümchen., unweit thront (oder droht?) das Unigebäude - in der brennenden Sonne. Und versuche zu verdrängen, dass ich schon wieder alle Aufgaben vor mir herschiebe. Gelingt auch echt gut. Zur einen Seite wuseln die Teilnehmer des Karatekurses, der heute mal draußen sein Können zeigt, zur anderen gurgelt die kühle Altmühl vor sich hin. Hinter mir und meiner klatschbunten Tagesdecke schwitzen ein paar Verrückte beim Beachvolleyball zu Tropentemperaturen. Pfirsich her. Mijam.

Ich würde wirklich gerne arbeiten. Ehrlich. Wenn ich dabei in der Sonne liegen könnte…schließlich wissen wir doch alle, dass das männliche Geschlecht eher auf hübsche braungebrannte Mädels steht, als auf die cleveren Leuchten in Bezug auf Intelligenz. Oh, habe ich das gerade laut gesagt?

Ich würde auch arbeiten, wenn ich die benötigte Lektüre nicht in einem Lesesaal verschlingen müsste. Kalt, finster, abgeschnitten vom Rest der Außenwelt mit ein paar zwangsweise motivierten Schlafmangel-Zombies, die einen über den Rand ihrer Diplomarbeit-Bücherstapel neugierig fokussieren, sobald man eintritt oder auch nur einen Mucks macht. Pssssst. Wie abschreckend. Um die Ecke rattert tüchtig ein Kopierer. Das frustriert. Gott sei Dank habe ich ja meinen Arbeitsplan verworfen und meine Hand tastet jetzt nicht nach den Buchseiten von “Usability - wie man Webseiten nützlich gestaltet” von Professor Doktor Doktor Schlagmichtot, sondern nach “Kopfschuss”. Belgischer Teenager und Kurt Cobain Fanatiker auf den Spuren seines Vaters, der sich vor Kurzem eine Kugel in den Kopf geschossen hat, was die gesamte Familie in eine tiefe Depression gestürzt hat. Leichte Lektüre würde ich da sagen. Naja, zumindest gegenüber Professor Doktor Doktor Schlagmichtot.

Es ist aber auch ein Dilemma. Die Unibücher sind meist gähnend langweilig, wenn überhaupt durch einen großen Zufall vorrätig. Sie zu kopieren kostet ein Vermögen. Zeit, Nerven und Geld. Wieder einer dieser Momente in denen man sich fragt: “Warum zahle ich eigentlich 500 Euro Studiengebühren?” Aber das, ist ein anderes Thema. Bücher auszuleihen ist eine ebenso große Tortur wie sie zu kopieren. Ja, ehrlich. Ausleihen darf man grundsätzlich erst ab 18 Uhr. Rückgabe ist am nächsten Morgen um 10 Uhr und kein akademisches Viertel später. Kernproblem: Um die Uhrzeit schlafe ich doch noch! Zumindest innerlich. Außerdem müsste man mit dem Ausleihen eines Buches exakt wissen, dass in Eichstätt heute keine Party stattfindet (okay, das ist nicht so schwer) und zweitens: jegliche spontane Abendplanungen konsequent abwehren.

Was passiert dann also? Nach einem sonnenbetonten, entspannten Nachmittag auf Wiese, Beachvolleyballplatz oder dem Eiscafe nebenan, leihe ich motiviert ein Buch aus. Mit heftigem Herzschmerz und physischer Gewalt (Gewissensbisse oder aber zu allem fähige Kommilitonen auf der Suche nach einer netten Abendbegleitung) verlasse ich das Buch und meinen ohnehin voll gepackten Schreibtisch. Licht aus. Stunden später - Licht an. Sekunden später - Licht aus. Ein Hahn kräht. Ich kralle das Buch wie eine Geisel beim aus dem Bett hüpfen, mit der Gewissheit wieder viel zu spät dran zu sein. Verschleppe es im dunklen Kofferraum - äh Rucksack. Es geht über Stock und Stein und dann gebe ich es wieder ab. Zack! War ganz einfach.

Und die Moral von der Geschicht‘? Bei Sonnenschein geplant zu lernen funktioniert garantiert nicht! Aber wäre schon schön wenn das gehen würde. Ehrlich.

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  • Quelle: /Romy Ebert | Foto: /privat
  • Erstellt am 22.06.2009 - 10:59Uhr | Zuletzt geändert am 22.06.2009 - 11:02Uhr
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