Mehr Kfz-Diebstähle und Polit-Kriminalität
Dresden, 20. März 2009. Innenminister Albrecht Buttolo hat am 17. März 2009 die Polizeiliche Kriminalstatistik 2008 vorgestellt. Demnach war der niedrigste Stand der Kriminalität seit 1993 - 4,0 Prozent weniger Straftaten als 2007 - zu verzeichnen. Die Fallzahlen sind
in fast allen Deliktsbereichen zurückgegangen, angestiegen ist jedoch die Zahl der Kraftfahrzeugdiebstähle. Auch kam es zu einem deutlichen Anstieg politisch motivierter Kriminalität. Hingegen hat sich die Anzahl jugendlicher Tatverdächtiger weiter reduriert.
Eckpunkte der Kriminalitätsentwicklung 2008
• Die Gesamtaufklärungsquote betrug 56,8 Prozent. Es wurden 168.010 Straftaten aufgeklärt. Bei Gewaltdelikten konnten in drei von vier Fällen (75,4 Prozent) die Tatverdächtigen ermittelt werden.
• Im Jahr 2008 registrierte die Polizei 108.864 Tatverdächtige. Das sind 6.695 Personen bzw. 5,8 Prozent weniger als 2007. Die Gesamtzahl der erwachsenen Tatverdächtigen sank um 4.305 (5 Prozent).
• Landesweit wurden 37.723 Menschen Opfer einer Straftat. Das sind 1.197 weniger als 2007. Betroffen waren zu 38,2 Prozent weibliche und zu 61,8 Prozent männliche Bürger. 31,2 Prozent der Opfer waren jünger als 21 Jahre, unter ihnen 3.053 Kinder und 3.765 Jugendliche. 5,9 Prozent der Opfer waren 60 Jahre und älter.
• Der erfasste finanzielle Schaden betrug insgesamt 304 Millionen Euro. 166 Millionen Euro entstanden durch Wirtschaftskriminalität, 81 Millionen Euro im Ergebnis von Diebstahlshandlungen, 41 Millionen Euro durch Betrug außerhalb des Wirtschaftssektors. 2007 lag der registrierte Gesamtschaden noch bei 418 Millionen Euro.
• Diebstahlsdelikte bleiben mit 116.101 Fällen (3.000 weniger als 2007) weiterhin die am häufigsten festgestellten Straftatbestände.
Befanden sich vor 10 Jahren unter 100 Straftaten 52 Diebstähle, so waren es 2008 nur noch 39. Gesunken sind im Vergleich zu 2007 vor allem Diebstähle in/aus Kfz (-2.194 Fälle bzw. -17,3 Prozent), Diebstahl von Fahrrädern/einschließlich unbefugter Benutzung (-1.200 Fälle bzw. -7,9 Prozent) sowie Diebstahl in/aus Boden-/Kellerräumen/Waschküchen (-1.140 Fälle bzw. -13,1 Prozent) und Ladendiebstahl (-603).
• Körperverletzungsdelikte sind 2008 um 0,1 Prozent auf 20.574 Fälle angestiegen.
• Die Zahl der Raubdelikte sank um 7,2 Prozent bzw.151 auf 1.943 Fälle.
• Sachbeschädigungen blieben mit 49.800 Fällen (-161) konstant.
Unter den festgestellten Straftaten befanden sich 13.150 Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen und 10.879 Sachbeschädigungen durch illegale Graffiti.
• Auf dem Gebiet der Umweltkriminalität wurden 10,3 Prozent weniger Verstöße festgestellt, als im Vorjahr. Einen noch deutlicheren Rückgang gab es mit -23,1 Prozent bei der Wirtschaftskriminalität.
• Im Jahr 2008 sind 5.246 (2007: 5.574) Rauschgiftdelikte durch die Polizei ermittelt worden. Im Freistaat Sachsen wurden insgesamt 18 Rauschgifttodesfälle registriert.
• Straftaten nach dem AuslG/AsylVfG gingen landesweit um 27,6 Prozent zurück. Bundes- und Landespolizei stellten 4.903 ausländerrechtliche Verstöße fest, 1.872 weniger als 2007.
• In den 51 Gemeinden mit direkter Berührung der Außengrenze wurden insgesamt 21.738 Straftaten registriert. Das sind 14 Prozent (-3.531 Fälle) weniger als im Vorjahr.
Diebstahlskriminalität
Rückgang der Diebstähle - jedoch deutlicher Anstieg der Kraftfahrzeugdiebstähle
Die sächsische Polizei registrierte 116.101 Diebstahlsdelikte (2007: -3.041 Fälle bzw. -2,6 Prozent). Darunter 57.812 Fällen schwere Diebstähle ( -143 Fälle)
Diebstähle von Kraftwagen /einschließlich unbefugtem Gebrauch stiegen um 32,2 Prozent auf 2.925 Fälle an. Auch andere Bereiche dieses Deliktsfeldes verzeichneten Zunahmen, die allerdings deutlich geringer ausfielen. So stiegen Diebstähle in/aus Wohnungen um 4,3 Prozent auf 5.370 Fälle an.
Gewaltkriminalität
Erstmals wieder sinkende Fallzahlen
2008 wurden im Freistaat Sachsen mit insgesamt 7.380 Delikten der Gewaltkriminalität entgegen dem Trend der Vorjahre erstmals wieder sinkende Fallzahlen (-271 Fälle bzw. -3,5 Prozent) registriert.
Unter den 141 bearbeiteten Straftaten gegen das Leben befanden sich 87 vollendete Delikte (2 mehr als 2007), von denen 39 aus dem Jahr 2008 stammten, 29 aus 2007 und 19 aus früheren Jahren. Zu den im Berichtsjahr verübten Fällen mit tödlichem Ausgang zählten 4 Morde, 6 Fälle des Totschlags und 25 fahrlässige Tötungen
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung nehmen im Kriminalitätsspektrum alljährlich weniger als ein Prozent ein. Die Gesamtzahl der registrierten Delikte änderte sich 2008 geringfügig. Bei Vergewaltigung/besonders schwerer sexueller Nötigung, sonstiger sexueller Nötigung, sexuellem Missbrauch von Kindern und sexuellem Missbrauch von Jugendlichen lagen die Fallzahlen niedriger als 2007. Im Gegensatz dazu ermittelte die Polizei häufiger wegen Verbreitung von Kinderpornografie (Anstieg um 18,5 Prozent).
Seit Einführung des Straftatbestandes der Nachstellung gemäß § 238 StGB am 31. März 2007 konnte die Polizei in Sachsen das so genannte Stalking erstmals für ein ganzes Jahr erheben. 2008 wurden hier 1.404 Fälle registriert.
Die Zahl der Raubdelikte sank im Berichtsjahr auf 1.943 (-151 Fälle oder -7,2 Prozent), gefährliche und schwere Körperverletzungen gingen auf 5.208 Fälle (-113 oder -2,1 Prozent) zurück.
Bei Sachbeschädigung durch Graffiti wurde ein Rückgang um 743 Fälle (-6,8 Prozent) registriert.
Kriminalität durch Jugendliche und Heranwachsende
Weiterer Rückgang jugendlicher Tatverdächtiger
Die Gesamtzahl tatverdächtiger Jugendlicher sank um 1.664 auf 10.098 (- 14,2 Prozent). Im Zusammenhang mit Gewaltkriminalität wurden 1.314 Jugendliche ermittelt, 172 weniger als 2007. Die Zahl tatverdächtiger Heranwachsender sank um 628 Personen auf 12.603. Davon wurden wegen Gewaltkriminalität 1.567 ermittelt.
Opfer
Senioren werden deutlich seltener Opfer
2008 wurden im Freistaat Sachsen 37.723 Opfer einer Straftat registriert, 1.197 weniger als 2007. Die Zahl der männlichen Opfer sank um 870, die Zahl der weiblichen Opfer um 327.
Für Jugendliche und Heranwachsende ist die Gefahr Opfer einer Straftat zu werden am größten.
Die Opfergefährdungszahl (Zahl der innerhalb eines Jahres bekannt gewordenen Opfer bezogen auf 100 000 Einwohner der entsprechenden Bevölkerungsgruppe) liegt für Jugendliche bei 2.953, für Heranwachsende bei 3.090 und für Erwachsene bei 739.
Senioren (Erwachsene ab 60 Jahre) werden deutlich seltener Opfer von Straftaten als Angehörige der anderen Altersgruppen. Ihre Opfergefährdungszahl beträgt lediglich 179. Ausnahmen bilden dabei spezifische Deliktarten wie Handtaschenraub.
Dem Anliegen des Opferschutzes hat die sächsische Polizei u. a. mit der Schaffung von Opferschutzbeauftragten in den Polizeidirektionen Rechnung getragen. Im Landeskriminalamt Sachsen erfolgt die Koordinierung der Aktivitäten der sächsischen Polizei auf dem Gebiet des Opferschutzes.
Die sächsische Polizei arbeitet seit Jahren eng mit verschiedensten Opferhilfeeinrichtungen, wie dem WEISSEN RING e. V. oder der Opferhilfe Sachsen e. V., zusammen. Ziel ist es, das Zusammenwirken der bereits vorhandenen Einrichtungen und Initiativen zu intensivieren und die Effektivität des Netzwerkes zu erhöhen.
Rauschgiftkriminalität
Weniger Rauschgifttote
Im Jahr 2008 sind Rauschgiftdelikte um 6,2 Prozent auf 5.246 Delikte zurückgegangen.
Delikte im Zusammenhang mit Amphetaminen/Metamphetaminen stellen dabei mit 1.384 Fällen, neben dem Bereich Cannabis und dessen Zubereitungen mit 2.634 Fällen weiterhin den absoluten Schwerpunkt dar.
Für das Jahr 2008 wurden 18 (2007: 24) Rauschgifttodesfälle gemeldet. Bei den Verstorbenen handelte es sich vorwiegend um Opiatabhängige.
Wirtschaftskriminalität
Starker Rückgang der Fallzahlen und des Schadens
Kennzeichnend für alle Teilbereiche der Wirtschaftskriminalität war 2008 eine sehr starke Abnahme der Fallzahlen im Vergleich zum Jahr 2007.
Nachdem zunächst in den Jahren 2005 und 2006 deutliche Rückgänge verzeichnet werden konnten, waren die Fallzahlen 2007 sprunghaft angestiegen. Das 2008 nunmehr wieder deutlich gesunkene Deliktaufkommen (-23,1 Prozent bzw. 1.746 Fälle) führte dazu, dass mit 5.817 registrierten Straftaten wieder das Niveau von 2006 unterschritten werden konnte.
Bei den Betrugsdelikten beträgt der Rückgang 28,8 Prozent bzw. 892 Fälle. Mit insgesamt 2.202 Fällen stellen sie erneut den größten Anteil an der Wirtschaftskriminalität. Weitere Schwerpunkte bilden mit insgesamt 1.600 bzw. 1.329 Fällen nach wie vor Straftaten im Zusammenhang mit Arbeitsverhältnissen und Insolvenzstraftaten. Gegenüber dem Vorjahr sanken die Fallzahlen in diesen Teilbereichen um 38,7 Prozent bzw. 18,4 Prozent.
Der durch Wirtschaftskriminalität im Jahr 2008 verursachte und registrierte Schaden verringerte sich im Vergleich zu 2007 (278 Mio. Euro) um 112,5 Mio. Euro auf rund 165,5 Mio. Euro. Dieser Rückgang um 40,5 Prozent ist beachtlich und entspricht nicht der tendenziellen Schadensentwicklung der Vorjahre.
Das Landeskriminalamt Sachsen analysiert derzeit die Entwicklungen im Bereich der Wirtschaftskriminalität und wird hierzu einen gesonderten Bericht erstellen.
Kriminalität an der sächsischen Außengrenze
Art und Anzahl registrierter Straftaten variieren regional sehr stark.
Im vergangenen Jahr wurden entlang der sächsischen Außengrenze
21 738 Delikte, 14,0 Prozent bzw. 3 531 Straftaten weniger als im Vorjahr verübt. Die Zahl der ausländerspezifischen Delikte hat um 2 143 Fälle abgenommen (- 54,1 Prozent). Die allgemeine Kriminalität sank um
1 388 Fälle (- 6,5 Prozent).
Zu den Gemeinden mit Grenzberührung zu Tschechien wurden insgesamt 9 073 allgemeine Straftaten registriert, 1 193 weniger als 2007 (- 11,6 Prozent). In den Gemeinden entlang der polnischen Grenze waren es 10 845 Fälle, 195 weniger als im Vorjahr (- 1,8 Prozent). Art und Anzahl registrierter Straftaten variieren regional sehr stark.
Hinsichtlich der allgemeinen Kriminalität kam es im Grenzbereich zur Tschechischen Republik zu einem Rückgang. Abnahmen gab es vor allem in den Gemeinden Oppach, Ebersbach/Sa., Bad Schandau und Altenberg. Die Städte Bad Gottleuba-Berggießhübel und Jöhstadt verzeichneten hingegen einen erheblichen Zuwachs bei ausländerrechtlichen Verstößen.
Den absoluten Schwerpunkt entlang der Grenze zu Polen bildete mit einem Deliktsanteil von 59,6 Prozent die Stadt Görlitz. Allerdings wurden hier ohne Berücksichtigung von Verstößen gegen das Aufenthalts-, das Asylverfahrens- und das Freizügigkeitsgesetz/EU 814 Straftaten weniger registriert als vor einem Jahr. Die Grenzgemeinde Bad Muskau verzeichnete ebenfalls einen Rückgang der allgemeinen Kriminalität, blieb im Niveau aber weit unter den Fallzahlen von Görlitz. Die Anzahl der ausländerrechtlichen Verstöße sank in allen Gemeinden entlang der sächsischpolnischen Grenze.
Auffällige Veränderungen entlang der polnischen Grenze gab es vor allem in den Städten Görlitz, Zittau und Bad Muskau. Der Rückgang in der Stadt Görlitz betraf vor allem ausländerrechtliche Verstöße, Urkundenfälschung, Straftaten gegen das Waffengesetz und Sachbeschädigung. Die Zahl der Diebstähle stieg an. Die Kriminalitätszunahme in Zittau betraf vornehmlich Diebstahlshandlungen und Rauschgiftdelikte bei gleichzeitigem Rückgang des Betrugs und der ausländerrechtlichen Verstöße.
Der Rückgang in Bad Muskau resultierte insbesondere aus weniger Straftaten gegen das Sprengstoff- und Waffengesetz, ausländerrechtlichen Verstößen, Sachbeschädigungen sowie Urkundenfälschungen. Die Zahl der Betrugsdelikte nahm zu.
Bekämpfung politisch motivierter Kriminalität
Deutlicher Anstieg der Fallzahlen
Im Jahr 2008 konnte ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen in den Phänomenbereichen politisch motivierter Kriminalität [PMK] links und rechts festgestellt werden. Das Aufkommen politisch motivierter Ausländerkriminalität bewegte sich mit 4 Fällen in etwa auf Vorjahresniveau (2007: 5). Im Bereich der PMK links wurden nach 373 Delikten im Vorjahr nunmehr 487 Fälle (+30,6 Prozent) verzeichnet. Darunter waren 80 Gewaltdelikte (2007: 86).
Die Fallzahlen politisch motivierter Kriminalität des rechten Spektrums stiegen von 2.154 im Jahr 2007 auf 2 425 (+12,6 Prozent). Darunter waren 126 Gewaltdelikte (2007: 90). Sowohl fremdenfeindliche, als auch antisemitische Straftaten zeigten einen überproportionalen Zuwachs. Mit insgesamt 213 fremdenfeindlichen Delikten wurden 76 Fälle bzw. 55 Prozent mehr registriert als im Vorjahr. Bei antisemitischen Straftaten kam es mit 141 Fällen sogar fast zu einer Verdopplung der Fallzahlen (2007: 75). Wie schon in den vergangenen Jahren machten auch 2008 Propagandadelikte mit etwa 70 Prozent bzw. 1.693 Fällen einen erheblichen Teil der festgestellten Verstöße der PMK rechts aus.
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- Quelle: /red
- Erstellt am 20.03.2009 - 23:54Uhr | Zuletzt geändert am 16.08.2019 - 14:21Uhr
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