Ärztegehalt - wo liegt das rechte Maß?

Dresden. Der stellvertretende Vorsitzende der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), Sachsens Finanzminister Dr. Horst Metz, hat enttäuscht auf den Verlauf der Tarifverhandlungen für die Ärzte an Unikliniken reagiert und gefordert, der Marburger Bund müsse endlich zur Realität und zum richtigen Maß zurückfinden.

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Arztgehalt vs. HartzIV

Metz weiter: "Wie soll ich einem Arbeitslosen in Sachsen erklären, dass ein junger Assistenzarzt von einem Tag auf den anderen über 500 Euro mehr bekommen soll und selbst diese enorme Verbesserung dem Marburger Bund noch nicht ausreicht? Das muss man mal mit dem Arbeitslosengeld II vergleichen, das bei 345 Euro pro Monat liegt. Bereits jetzt sind die Länder bis an die Grenze des Möglichen gegangen. Mehr ist nicht bezahlbar."

Für Metz scheint das Maß nun voll: "Die Forderungen des Marburger Bundes muss letztendlich immer der Bürger bezahlen, sei es über Steuern oder über höhere Krankenversicherungsbeiträge. Das aber scheint die Ärztevertreter wenig zu interessieren." Würden diese Forderungen erfüllt, gerät das Sozialgefüge in Deutschland aus den Fugen, betont er weiter.

Alleine in Sachsen würden die Forderungen der Ärztegewerkschaft den Freistaat jährlich etwa acht Millionen Euro kosten, was einer Steigerung von rund 14 Prozent entspricht. Diese Mehrausgaben müssten an anderer Stelle im Landeshaushalt eingespart werden. Der Freistaat Sachsen hat nach derzeit geltendem Tarif an den Unikliniken Dresden und Leipzig etwa 58 Millionen Euro Personalausgaben für die beim Freistaat beschäftigten 993 Ärzte.


Kommentar:

Der Vergleich zum Arbeitslosengeld2 hinkt, schon weil die Sozialkosten und weitere Zuschüsse nicht enthalten sind. Das Grundproblem ist jedoch, dass es einigen Alg2-Empfängern - vor allem bei Betrachtung von außen - "relativ gut" geht, während es vielen Beschäftigten nach langjähriger Ausbildung und bei hohem beruflichen Engagement in ihrer eigenen Wahrnehmung "relativ schlecht" geht.

Der Marburger Bund hat mit seinen Forderungen und dem Griff zum Mittel des Streiks einen Befreiungsschlag für den von ihm vertretenen Berufsstand versucht. Ob ihm tatsächlich ein Schlag gelingt oder die Ärztegewerkschaft beim Ausholen stecken bleibt, das werden die nächsten Wochen zeigen.

Auch in anderen Bereichen der Wirtschaft gibt es lange Ausbildungswege, Verantwortung für Leib und Leben, weit überdurchschnittlichen Arbeitszeiteinsatz bei geringer Entlohnung (Stichwort: Generation Praktikum).

Der Umbau der Arbeitswelt macht auch vor weißen Kitteln nicht halt. Bestimmte Verbesserungen sind allerdings tatsächlich dringend nötig.
/Thomas Beier

Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Ärztegehälter Unikliniken Leipzig und Dresden

Von Heiner Behrens am 04.01.2010 - 11:32Uhr
Die Bezahlung der Ärzte mit Hartz IV Leistungen in Zusammenhang zu bringen ist grotesk und zynisch.

Die Arzteinkommen der Uniklinik z.B. in Leipzig sind am unteren Ende aller Arztbezüge in Deutschland. Vergleiche zu den USA, GB, Schweiz etc. möchte ich erst garnicht anstellen.

Es ist skandalös, wie hier topausgebildete Akademiker "abgespeist" werden.

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  • Quelle: /SMF
  • Erstellt am 12.05.2006 - 14:33Uhr | Zuletzt geändert am 14.05.2006 - 23:59Uhr
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