Aufruf zu Empathie, Menschlichkeit und Solidarität in der Corona-Pandemie

Aufruf zu Empathie, Menschlichkeit und Solidarität in der Corona-PandemieBautzen / Budyšín | Dresden | Freiberg, 23. Dezember 2021. Na endlich: Theater besinnen sich auf ihre Rolle in der Gesellschaft und kommunizieren nicht nur von der Bühne herab. Sie sprechen in der mitten in der Coronapandemie für die übergroße Mehrheit der Sachsen, die zwar helle, aber bisher zu leise gewesen sind sind und so kopfschüttelnd viel zu lange zusahen, wie Ihre Heimat in der Außenwahrnehmung zu Dunkeldeutschland wurde. Doch nun erheben sich die Stimmen der Vernunft, wie etwa in den in Görlitz und in Zittau gestarteten Petitionen.

Symbolfoto: Holger Langmaier, Pixabay License (Bild beschnitten)
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Gemeinsame Erklärung von Theatern aus Bautzen, Freiberg, Dresden und der sächsischen Kulturministerin

Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch hat gemeinsam mit den Intendanten von Theatern aus Bautzen, Freiberg und Dresden eine Erklärung für mehr Empathie, Solidarität und Menschlichkeit während der Corona-Pandemie veröffentlicht. Mit der Erklärung rufen die Unterzeichner dazu auf, sich impfen zu lassen und sich an die Corona-Maßnahmen zu halten. Zudem verurteilen sie die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und jegliche Form von Hass und Gewalt. Die vier Unterzeichner rufen weitere Akteure in Sachsen dazu auf, sich der Erklärung anzuschließen.

"Wir haben diese gemeinsame Erklärung verfasst, weil wir damit auf die prekäre Lage der Kulturschaffenden in Sachsen aufmerksam machen wollen und mehr Solidarität und Verantwortungsbewusstsein von den Menschen in Sachsen erwarten. Es ist wichtig, dass wir diesen Corona-Spaziergängen etwas entgegensetzen. Das Bild von Sachsen leidet unter der lauten Minderheit. Wir werden aus dieser ständigen Pandemie-Schleife nur herauskommen, wenn sich auch in Sachsen die Impfquote erhöht und wir die Belastung in den Kliniken reduzieren können. Es ist bitter, dass neben dem Tourismus erneut vor allem die Kultureinrichtungen wie die Theater in Sachsen unter den Einschnitten durch die Pandemie leiden müssen“, sagt Kulturministerin Barbara Klepsch.

Man könnte noch deutlicher werden: Eine wirre, gegen alle Vernunft agierende Gruppe, befeuert von nationalsozialistischen Kraften – Nazis haben den Begriff Freiheit übrigens schon immer missbraucht – stürzt nicht nur Impfzögerer in Unsicherheit, sondern verursacht mittlerweile enormen wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Schaden. Nein, die Probleme der vierten Coronawelle gehen weniger vom Virus aus als von jenen, sie könnten auf jede Vorsicht verzichten und brächten keine Verantwortung für andere zu übernehmen.

Stimmen der Theaterleute

Philipp Schaller von der Herkuleskeule in Dresden drückt sich klar aus: "Unser Theater steht für Streit und Meinungsvielfalt mit offenem Visier. Was sich zur Zeit teilweise auf den sächsischen Straßen abspielt, hat aber nichts mit Meinungsfreiheit zu tun. Das ist dumpfe Hetze, gegen die sich nicht nur Theater, sondern alle Sachsen mit Herz und Vernunft stellen sollten." Wer von einer "Coronadiktatur" faselt, sollt sich zu allererst fragen, wieso eine Regierung Interesse daran haben sollte, das Volk gegen sich aufzubringen. Und wer wirklich glaubt, gegen politische Entscheidungen protestieren zu müssen, sollte dem Grundsatz folgen: Aber nicht an der Seite von Nazis. Viele, die beteuern, wegen ihrer Meinung nicht gleich Nazis zu sein, sind es schon längst, ohne es selbst zu bemerken.

Ralf-Peter Schulze vom Mittelsächsischen Theater Freiberg/Döbeln: "Es geht in der Theaterarbeit um die Frage, wie Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen, Ansichten und Haltungen miteinander leben und kommunizieren und wie Menschlichkeit, Empathie und Solidarität in extremen Situationen bewahrt werden kann. Die Pandemie ist eine solche Situation." Am kürzesten und prägnantesten bringt es Lutz Hillmann, Intendant am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen / Němsko-Serbske ludowe dźiwadło Budyšín: "Ich bin davon überzeugt, dass Theater gerade bei schwierigen gesellschaftlichen Diskussionen Haltung zeigen muss. Dafür ist es da und nur so kann es sich zukünftig behaupten."

Gemeinsame Erklärung vom 23. Dezember 2021:

Wo bleibt die Menschlichkeit? Ein Zwischenruf aus den Theatern von Bautzen, Freiberg, Dresden und der Sächsischen Kulturministerin

Was ist nur in unseren Städten los? Warum gehen Menschen auf die Straße und wollen alle Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie abschaffen? Warum verweigern sie sich einer Impfung? Was meinen sie mit "Freiheit"? Merken sie nicht, was sich in den Krankenhäusern unseres Landes abspielt? Wo ist ihre Empathie, ihre Solidarität – ihre Menschlichkeit?

Gern würden wir auch diese Menschen zu uns einladen. Theater fördert Empathie. Unsere Häuser sind Orte, an denen subjektive Sichten auf die Welt durchgespielt werden. Auf der Bühne stehen Figuren, die nur mit Empathie zu verstehen sind. Theater sind so Schulen der Empathie.

Nun sind in unserem Land die Krankenhäuser und Intensivstationen mit Covid-Patienten überbelegt. Um eine weitere Verschärfung zu verhindern, müssen Kontakte beschränkt werden. Diese logische Konsequenz greift schmerzlich in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben ein – auch wir Theater mussten unseren Spielbetrieb einstellen.

Der Zusammenhang zwischen niedriger Impfquote und der hohen Anzahl schwerer Erkrankungen ist offensichtlich. Impfen reduziert die Verbreitung und das Risiko schwerer Erkrankung. Lassen Sie sich impfen – für sich und andere – dann können auch wir wieder unsere Rolle spielen. Und das wollen wir!

Unsere Theater sind kulturelle Zentren, sind Orte der Unterhaltung, des Austauschs und des Meinungsstreits. Wir laden Menschen ein, sich dafür in unseren Häusern zu versammeln. Niemand soll sich dabei infizieren, Schaden an Leib und Leben nehmen. Deshalb haben wir Hygienekonzepte und setzen die staatlichen Versuche zur Eindämmung der Pandemie konsequent um.

Wir brauchen keine Corona-Spaziergänge und Impfverweigerung!

Wir brauchen keinen Hass, keine rechten Parolen und Verschwörungstheorien!

Wir brauchen Empathie und Solidarität – wir brauchen Menschlichkeit!


Erstunterzeichner:
    • Lutz Hillmann, Intendant des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen / Němsko-Serbske ludowe dźiwadło Budyšín
    • Ralf-Peter Schulze, Mittelsächsisches Theater Freiberg/Döbeln
    • Philipp Schaller, Die Herkuleskeule, Dresden
    • Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus

Die vier Unterzeichner freuen sich über jeden weiteren Unterstützer.

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  • Quelle: red | Foto: HolgersFotografie / Holger Langmaier, Pixabay License
  • Erstellt am 23.12.2021 - 13:03Uhr | Zuletzt geändert am 23.12.2021 - 14:00Uhr
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