Leben im Alter bedeutet zunehmend Pflegefall zu werden
Görlitz, 24. Juli 2021. Von Thomas Beier. Mit der Zahl der Lebensjahre ändert sich die Sicht auf so manches, auch auf das eigene Alter und vor allem darauf, was es wohl noch so mit sich bringen wird.
Die letzte Phase des Lebens mit Lust bestehen
Menschen, die die 60 überschritten haben, sollten – eigentlich – die glücklichsten sein: Mental und körperlich noch fit, materiell in aller Regel gut oder wenigstens ausreichend gesichert und so reich an Lebenserfahrung, dass sie mit jeder Situation fertig werden und Chancen auch dort wahrnehmen, wo Jüngere erst einmal zögern. Alles bestens also?
Nein, sicherlich nicht, denn spätestens in diesem Alter ziehen auch die dunkleren Wolken auf. Freunde oder Verwandte, oft kaum älter, erkranken schwer oder sterben gar. Andere, die eigenen Eltern vielleicht, müssen umziehen in ein Pflegeheim, verlieren damit ihre Privatsphäre und die vertraute Umgebung. So mancher der Jungsechziger fragt sich unter diese Umständen: Wie soll das bei mir werden?
Weil die Gruppe jener, die sich in dieser Hinsicht große Sorgen macht, rasant wächst, wird die Zukunft der Pflege und der medizinischen Versorgung schon seit Jahren diskutiert. Betroffen sind vor allem die Babyboomer, die in den späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren zur Welt gekommenen geburtenstarken Jahrgänge. Auf sie kommen gleich mehrere Probleme zu.
Die Babyboomer als Problemjahrgänge
Da ist zunächst das stetig sinkende Rentenniveau, denn immer weniger Beitragszahler müssen für immer mehr Rentenempfänger aufkommen. Angesichts steigender Mieten, Energie- und Lebensmittelpreise wird das für den Einzelnen schnell zum unlösbaren Problem.Der zweite Bereich, der vor allem im ländlichen Raum wie etwa dem Landkreis Görlitz Sorgen macht, sind die eigenen Kinder, wenn diese – wie so oft – in hunderte Kilometer entfernte Ballungsgebiete umgezogen sind. Während in den vergangenen Generationen die Kinder im Bedarfsfall den Alten unter die Arme griffen oder teils sogar die Pflege ganz übernahmen, ist das heute oft schlichtweg unmöglich, weil – schon wegen der Mieten – weder die Alten zu den Jungen ziehen können noch die Jungen zurück zu den Alten wollen: Landleben ist zwar schön, aber die Arbeitsmöglichkeiten und das Lebensumfeld in den Städten sind für viele weit attraktiver und damit entscheidend.
Unausweichlich naht für viele der Älteren der Tag, an dem sie erkennen müssen: Ich bin den Anforderungen des Alltags nicht mehr gewachsen. Auch die gelegentliche Hilfe anderer löst das Problem nicht. Dann bleibt nur der Umzug in ein Senioren- oder Pflegeheim mit allen fast immer damit verbundenen Nachteilen:
- Verlust des gewohnten Umfeldes, weil die bisherige Wohnung aufgegeben und das Inventar größtenteils verkauft werden muss,
- Zwang zum Zusammenleben im Heim mit Mitbewohnern, die nicht immer von der sympathischen Sorte sind,
- einsame Stunden im oft unwohnlichen Heimzimmer,
- Anpassung an ein ehernes und ungewohntes Tagesregime, "bettfertig" ab 19.30 Uhr ist nicht selten, und
- hohe Heimkosten, zuletzt im Bundesschnitt 2.077 Euro Eigenanteil pro Monat.
Hinzu kommt: Wer sich die Heimkosten trotz Zuschüssen der Pflegekasse nicht leisten kann und bei dem Verwandte zuzahlen müssen, wird schnell von Schuldgefühlen geplagt. An diesem Punkt sehen sich die heute Sechzigjährigen, die nicht mehr zur gegenwärtig insgesamt noch gut versorgten Rentnergeneration gehören werden. Welche Möglichkeiten bleiben?
Wohnen im Alter
Sicher kann man in das Wohnen im Alter über eine altersgerechte Wohnung, noch besser mit dem betreuten Wohnen einsteigen – idealerweise bei einem Anbieter, bei dem sich das Maß der Betreuung dem Bedarf gleitend anpasst. Verbunden damit ist aber der Umzug in eine ungewohnte Umgebung und fast immer die Verkleinerung der Wohnfläche.Unter Leuten, die ihre Unabhängigkeit und ein selbstbestimmtes Leben unter ihresgleichen schätzen, kursiert gelegentlich die Idee der "Alters-WG". Meist bleibt das jedoch eine Vision, vor allem, wenn sie sich darauf gründet, dass man in solch einer Wohngemeinschaft füreinander da sei und sich gegenseitig helfe. Realistischer wird es, wenn man stärker in den Mittelpunkt stellt, die Kosten für das Wohnen und für Serviceleistungen zu teilen und nicht zu vereinsamen. Aktuell entwickeln sich unter WG-erprobten Ex-Studenten, die das gemeinschaftliche Leben nie ganz aufgegeben haben, spannende Ansätze in dieser Richtung.
Die Pflege sichern
Wird man jedoch zu einem echten Pflegefall, dann bleibt als Alternative zum Pflegeheim nur die Rund-um-die-Uhr-Pflege zu Hause. Wer von illegaler Beschäftigung – Schwarzarbeit oder Anstellung als Hauswirtschaftshilfe, oft Leute aus Osteuropa, in Görlitz naheliegenderweise aus Polen – absieht, ist in Deutschland schnell mit Kosten jenseits der 10.000 Euro monatlich konfrontiert. Um dem zu entgehen, kann man eine Person mit der Pflege beauftragen, die als Soloselbständige wirtschaftet – geht jedoch damit das Risiko ein, dass die Beschäftigung als Scheinarbeitsverhältnis eingestuft wird, Nachzahlung von Sozialabgaben inklusive.Den Ausweg bieten Agenturen wie etwa die "Pflegehilfe für Senioren", die auf völlig legaler Basis Pflegende aus Osteuropa vermitteln. Vorteil für den Auftraggeber: Neben klar vereinbarten Kosten, die immer wieder unter denen eines Platzes im Pflegeheim liegen, sorgt so eine Agentur dafür, dass alle die Beschäftigung betreffenden gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Worauf also sollte man achten, wenn man eine 24-Stunden-Betreuungs-Agentur wie die "Pflegehilfe für Senioren" beauftragen möchte?
- Welche Leistungen werden konkret erbracht? Abgedeckt werden sollten die Grundpflege, Kochen und Ernährung, die notwendigen Arbeiten im Haushalt und die soziale Betreuung, also gemeinsame Zeit und die Begleitung zu entsprechenden Terminen außer Haus.
- Personen: Können Pfleger oder Pflegerinnen, mit denen man gute Erfahrungen gemacht hat, nach dem – gesetzlich vorgeschriebenen und zudem verständlichen – Wechsel wieder angefordert werden?
- Sorgt die Agentur dafür, dass alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden?
- Setzt die Agentur geeignetes Personal ein? Neben pflegerischen Fachkenntnissen geht es darum, dass sich die Pflegenden auf die Eigenheiten der Betreuten einstellen können.
- Nicht zuletzt: Wie stellen sich die Kosten dar? Fachkenntnisse vorausgesetzt, spielen hier oft deutsche Sprachkenntnisse eine Rolle: Je besser die Sprachbeherrschung, umso höher die Bezahlung.
Resümee
Wer Menschen im Alter die gewohnte Umgebung erhalten möchte, kommt in aller Regel um Dienstleister nicht herum. Allerdings haben sich in Deutschland die Verhältnisse so entwickelt, dass die Kosten nur bei der Beschäftigung von Osteuropäerinnen oder Osteuropäern beherrschbar sind. Wichtig ist es hier, auf legalem Boden zu bleiben.-
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- Quelle: red | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 24.07.2021 - 06:43Uhr | Zuletzt geändert am 24.07.2021 - 07:22Uhr
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