Leben unter freiem Himmel

Leben unter freiem HimmelGörlitz, 15. Mai 2021. Heute scheint endlich wieder die Sonne und viele zieht es hinaus in die Natur: Die Seen, Wälder und Berge im Landkreis Görlitz locken. Wer jedoch über ein eigenes Grundstück oder einen Garten verfügt, sieht dabei natürlich auch die Arbeit, die im Frühjahr ansteht. Aber etwas Zeit, das schöne Frühlingswetter im Freien zu genießen, sollte man sich unbedingt nehmen.

Abb.: Der Garten als Refugium, als kleiner Landschaftspark oder doch eher als Nutzgarten?
Foto: Kerstin Riemer, Pixabay License
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Vom Rückzug ins Private

Vom Rückzug ins Private
Für viele wichtig: Hauptsache im Freien, an der frischen Luft
Foto: Anja, Pixabay License

Das Interesse am eigenen Grundstück ist seit Jahren wieder gewachsen. Angesichts steigender Mieten zum einen als Wohngrundstück, aber auch als Garten rein zu Erholungszwecken oder wirklich zum Gärtnern. Tatsächlich können auch Kleingartensparten vielerorts nicht über mangelnde Nachfrage klagen, nachdem in den Neunzigerjahren das Interesse an den Parzellen rapide gesunken war – immerhin gab es Obst und Gemüse auf einmal beim Discounter und überhaupt wollte erst einmal auf Reisen die Welt entdeckt werden.

Wenn heute junge Leute in die Welt des Kleingartenwesens einsteigen, dann möchten sie sich allerdings nicht mehr so sehr dem jeweiligen Verein mit seinen Vorschriften, Regeln und Gartenbegehungen unterordnen. Die Zeiten, als vorgeschrieben wurde, welcher Anteil der Fläche für Obst und Gemüse zu nutzen war, sind zum Glück im Grunde vorbei, doch mancher eingefleischte Kleingärtner meint noch immer, die Parzelle des Nachbarn kommentieren zu müssen.

Auf das veränderte Nutzungsverhalten müssen sich die Kleingartenvereine einstellen; wenn hippe Leute heutzutage eine Parzelle pachten, dann distanzieren sie sich oft schon begrifflich von der alten Kleingärtnerwelt, indem sie anstelle von Gärtnern über Gardening sprechen. In Mode kam dieser Begriff mit dem Urban Gardening, als in den großen Städten vor allem auf Hausdächern Gärten angelegt wurden, um ein Stück natürliche Lebensqualität zurückzugewinnen und Lebensmittel biologisch anbauen zu können.

Heute haben sich Wohngrundstücke und Gärten zu kleinen Freizeitwelten entwickelt, die entsprechend aufgerüstet werden. Gartenmöbel für Terasse und Garten werden immer fantasievoller und hochwertiger und entfalten teils Wohnzimmercharakter. Auch die Gartenküche, schick Outdoor-Küche genannt, erlebt einen regelrechten Boom – vorbei die Zeiten, als man sich mit Picknicktasche und Holzkohlegrill zufriedengab.

Die Corona-Pandemie hat den Trend, Geld auszugeben für schönes und angenehmes Wohnen – sowohl innen wie außen – weiter angeheizt. Wohin auch mit dem eingesparten Urlaubsgeld? Im Dezember 2020 hat der Görlitzer Anzeiger den Trend zum Cocooning, wie man das sich einspinnen im Privatbereich nennt, näher beleuchtet.

Wie sich das im sozialen Miteinander auswirken wird, kann schwer vorausgesagt werden, sicher scheint nur: Je mehr Menschen sich stark in ihren Privatbereich zurückziehen, umso weniger gemeinsame Erlebnisse wird es geben. Auch die herkömmliche Gastronomie dürfte über die weitere Verlagerung des Lebens hinter das Grundstückstor oder die Wohnungstür nicht glücklich sein. Schon in den Jahren vor Corona haben sommerliche Gartenpartys den Gastronomen leere Stühle beschert.

Hinzu kommt: Wenn sich Menschen weniger begegnen, weniger neue Bekanntschaften machen, weil sie lieber zu Hause bleiben, steigt der Einfluss des Internets, das ja bekanntlich nicht nur Vorteile, sondern auch viele Schattenseiten hat. Dennoch: Düster ist die Zukunft keineswegs, nicht so oft auf Reisen zu gehen und sein Leben im gewohnten Umfeld zu genießen, hat ja auch seine Vorteile, wozu man nicht einmal die Klimaziele erwähnen muss.

Etwas Ruhe in seinen Alltag zu bringen hat noch niemandem geschadet – und was wäre besser dafür geeignet als ein Garten oder Grundstück, wo man sich tatsächlich gern aufhält?

Update:
Der Trend zum Leben unter freiem Himmel ergreift nun auch die Winterzeit: Gartenküche auch im Winter oder ein beheizbares Badefass treben den Trend zum Cocooning weiter voran, berichtet der Görlitzer Anzeiger am 22. Januar 2022.

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  • Quelle: TEB | Foto mit Mohnblumen: KRiemer / Kerstin Riemer, Pixabay License; Foto Terasse: cocoparisienne / Anja, Pixabay License
  • Erstellt am 15.05.2021 - 09:06Uhr | Zuletzt geändert am 22.01.2022 - 13:45Uhr
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