An diese Junggesellenabschiede erinnert man sich noch nach Jahrzehnten
Görlitz, 19. Februar 2020. Einfach nur mit den männlichen oder weiblichen Freunden durch die Kneipen von Görlitz, Dresden, Leipzig und Co. ziehen und dabei Bräutigam bzw. Braut zwingen, an die anderen Gäste in semi-peinlicher Manier Dinge zu verkaufen, damit sich die Freunde und Freundinnen köstlich amüsieren können? "Das ist doch der absolute Schnee von gestern!", wissen jene, die bei den Trends am Ball sind.
Ideen für die große Sause
Wer demnächst den Bund fürs Leben eingeht, sollte diese große Sause auch als das ansehen: Groß und etwas, an das man sich noch bis an sein Lebensende mit Freude und vielleicht einem Schmunzeln erinnert. Der Görlitzer Anzeiger hat vier Ideen zusammengestellt, die genau das garantieren. Übrigens: Auch wenn hier vom "Junggesellenabschied" (JGA) die Rede ist, so steht dieser freilich auch der Damenwelt als Junggesellinnenabschied zu.
1. One Night in London
Großbritanniens Hauptstadt ist mit ihrer unglaublichen Fülle an kulturellen und Party-Angeboten vielleicht die beste Stadt überhaupt, um einen Junggesellenabschied durchzuziehen – zumindest aber liegt sie in dem Land, in dem der Gedanke dahinter seinen Ausgang nahm und sich erst über Amerika, dann in die restliche Welt verbreitete. Soll heißen: JGAs müssen hier nicht befürchten, von Kneipiers und Anwohnern kritisch angesehen zu werden.
Doch wie geht das von Görlitz aus? Ganz einfach: Sehr früh am Morgen geht es los mit dem Auto (oder der Bahn, allerdings zweimal umsteigen) in Richtung Berlin. Das ist zwar auch eine geniale Stadt für Junggesellenabschiede, in diesem Fall aber nur Zwischenstation: Ziel ist der Flughafen Schönefeld. Erst steht das Parken am Flughafen Schönefeld auf dem Programm, dann geht’s in den Flieger – Kostenpunkt etwa 30 Euro pro Nase. Dafür sollte man auf die Flüge von Ryanair schauen – die landen nämlich allesamt sehr früh am Tag.
Dann geht es los:
- Pflicht ist eine Fahrt mit dem London Eye, dem größten Riesenrad Europas, gefolgt von einem Gang über die Tower Bridge.
- Danach geht’s zum Entspannen auf eine Rundfahrt über die Themse.
- Anschließend sollte ein Lunch Break eingelegt werden – natürlich mit Fish und Chips.
- Vor allem in Anbetracht dessen, dass in Großbritanniens Hauptstadt die Sperrstunde wieder gilt, sollte dann zeitnah der "vergnügliche Teil" folgen: Es geht in das Ausgehviertel der Stadt, nach Soho. Das ist nicht nur zentral gelegen, sondern weist unheimlich viele Kneipen, Pubs und Bars auf.
Tja – und wenn dieser actionreiche Tag vorüber ist, muss man sich entscheiden: Die günstigen Hotelketten der Stadt haben immer Betten frei. Ebenso könnte man natürlich auch den Sonnenaufgang am Themseufer gemeinsam erwarten und sich das wichtigste Ja-Wort seines Lebens vielleicht noch einmal gut überlegen.
2. Anti-Glamping in der polnischen Oberlausitz
Es muss kein Stadt-Trip sein? Es muss nicht mal Kneipen und Clubs geben, sondern vielleicht nur den Sternenhimmel und jemanden, der Gitarre oder Mundharmonika spielt? Dann gibt es direkt nordöstlich von Görlitz auf der polnischen Seite der Oberlausitz die vielleicht beste Möglichkeit: Freundschaftliches Zelten, so wie man es früher machte – kein Überlebenstraining, aber meilenweit vom heutigen, techniküberladenen Glamping, dem "Glamourous Camping", entfernt.
Wenn die Truppe gut zu Fuß ist, kann das schon in Görlitz mit einem Bollerwagen starten. Grobe Marschrichtung: Die Landschaft rings um Zielonka in der Görlitzer Heide – etwa 15 Kilometer entfernt. Dort, im heutigen Teil von Kohlfurt (Węgliniec), wo die Stadt Görlitz einst ein Bergwerk und ein Kraftwerk betrieb, wird campiert. Prinzipiell ist Wildcamping in Polen verboten, doch unter Insidern gelten unsere Nachbarn dabei als ziemlich entspannt; allerdings sollte man an der Küste und in den Nationalparks auf jeden Fall nur offizielle Campingplätze nutzen oder sich bei Privatgrundstücken mit den Besitzern verständigen. Wenn nur biwakiert wird – also nicht "richtig" gezeltet – ist dennoch ein erlaubter Übernachtungsplatz zu bevorzugen.
Wer die Übernachtung in freier Natur wählt, braucht die entsprechende Ausrüstung:
- ein bis zwei Bollerwagen/Handkarren/Fahrradanhänger
- gutes Schuhwerk für jeden
- natürlich genug Verpflegung
- Gaskocher (bitte kein Lagerfeuer im Wald machen)
- pro Kopf ein Outdoor-tauglicher Schlafsack und eine Isomatte
- Tarps bzw. Kunststoffplanen mit Ösen, dazu robuste Schnur, um Schutzdächer zu bauen
Und natürlich: Ideal ist es, wenn ein Mitglied ein Musikinstrument spielen kann. Vielleicht mag die JGA-Gruppe die Gelegenheit ja sogar nutzen, um ein anti-digitales Wochenende im Wald zu verbringen – digital Detox und analoge Freundschaft.
3. Grrrillkurse
Wenn es etwas gibt, das Anhänger aller Ernährungsstile zwischen Veganern, Vegetariern und Carnivoren einigt, ist es wohl die Ansicht, dass es vom Grill besonders gut schmeckt. Aber: Es gibt Grillen und es gibt Grrrillen. Bei ersterem sitzt man um einen rauchenden Holzkohlegrill und legt irgendwelche fertig gekauften Nahrungsmittel aufs Rost. Dazu ein Salat, Getränke, fertig. Grrrillen ist hingegen eine hohe Kunst für sich. Eine, bei der man richtige kulinarische Köstlichkeiten auf die Glut legt, von denen die Gäste nicht genug bekommen können. Nur gibt es die Zutaten dazu nicht in der Kühltheke des Discounters und das Wissen steht auch nicht auf einschlägigen Rezeptseiten im Netz.
Wohl aber gibt es in Görlitz, dazu auch in den umliegenden größeren Städten, gleich mehrere Firmen, die Kurse für ein derartiges DeLuxe-Grillen anbieten. Die sind explizit auf Gruppen eingerichtet. Einen ganzen Tag lang bekommt die JGA-Truppe dabei gezeigt, was es braucht, um wirklich zu grillen. Und weil die Anbieter ihre Erfahrungen mit Junggesellenabschieden haben, bieten die meisten auch ein bisschen Entertainment dazu an. Randvolle Bäuche sind garantiert, dazu eine Menge Spaß und etwas, von dem man noch lange nach Ende dieses Tages wirklich zehren wird.
4. Live-Musik – nur für die JGA-Truppe
Konzerte sind, wenn man sie mit seinen Freunden besucht, mehr als genial. Aber was den allermeisten Konzerten fehlt, ist die Intimität. Nicht nur, dass man da den oder die Künstler mit etwas Pech mit tausenden anderen Zuschauern teilen muss – durch die Natur der Sache verliert man sich im Gedränge auch schnell. Das kann nicht wirklich das sein, was man bei einem JGA möchte.
Dann aber gibt es natürlich auch noch einen relativ jungen Trend, denn auf der einen Seite gibt es viele Leute, die es mit großen Konzerten nicht so haben, und auf der anderen Seite gibt es unzählige Musiker, die kaum einen Platz zum Auftreten finden – etwa, weil sie zu unbekannt sind. Die gemeinsame Lösung sind die sogenannten Wohnzimmerkonzerte. Der Name ist Programm: Man braucht nur ein Wohnzimmer oder einen anderen freien Raum. Der Kontakt zu den Künstlern wird über Webportale hergestellt, die von findigen Gründern in jüngster Zeit eröffnet wurden.
Der Rest ist bloß noch einen passenden Musiker oder eine ganze Band finden und sich mit ihnen einig werden – für wirklich jeden Musikgeschmack findet sich da etwas. Dann noch die üblichen Party-Zutaten, vielleicht etwas umräumen und es kann losgehen. Wer kann schon von sich behaupten, dass an seinem JGA ein Konzert nur für ihn allein gegeben wurde?
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- Quelle: red | Foto Frauen: vilandrra / Sheila Santillan, Pixabay License; Foto Flugplatz: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 19.02.2020 - 05:38Uhr | Zuletzt geändert am 19.02.2020 - 08:06Uhr
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