Görlitz: Freitags geht es um die Zukunft
Görlitz, 31. August 2019. Von Thomas Beier. Vielleicht hat sich mancher Alt-68er gestern in Görlitz verwundert die Augen gerieben, als mit Plakaten bewaffnete Schüler die Berliner Straße in Richtung Stadtzentrum enterten und die Straßenbahn erst einmal ausbremsten. Nachdem bei der Disco- und jeder weiteren, anders definierten Generation Hopfen und Malz verloren schien, machen sich junge Leute wieder lautstark Luft: Nicht etwa direkt gegen das Establishment, sondern für eine auch in Zukunft lebenswerte Umwelt.
Eine Frage der Verantwortung
Speziell geht es um das Klima, das aktuell von einer immer stärkeren Erwärmung beeinflusst wird. Die einzige, am stärksten wirksame Stellschraube, an der der Mensch drehen kann, um diese Erwärmung zu verlangsamen oder auszubremsen, ist die Verringerung des Ausstoßes von Kohlendioxid. Das Gas kommt zwar nur zu 0,04 Prozent in der Atmosphäre vor, beeinflusst die Erderwärmung aber zu 26 Prozent. Wasserdampf ist mit rund 60 Prozent der größte Einflussfaktor auf die Erderwärmung, aber hier ist menschlicher Einfluss unmöglich. Kohlendioxid entsteht wie weitere Treibhausgase in Deutschland zu 80 Prozent aus Verbrennung, vor allem zur Verstromung, zur Wärmegewinnung und für den Transport.
Über die Kohlendioxideinsparung und ihren Nutzen wird viel diskutiert und darüber gern vergessen, dass Klimaschutzziele international verankert sind, Deutschland die eigenen Klimaschutzziele für 2020 aber verfehlt. Die Argumentation, Kohleausstieg und Kohlendioxideinsparung seien allein Maßnahmen in Deutschland und damit bezogen auf den Planeten wirkungslos, ist falsch. Wie auf anderen Gebieten stünde es Deutschland gut zu Gesicht, in klimaschützenden Technologien Vorreiter zu sein.
In die Verantwortung dafür muss die heutige Schülergeneration erst hineinwachsen, sie hat aber Verantwortung dafür übernommen, den heute Verantwortlichen – und das sind nicht allein Regierung oder Politik, sondern jeder Erwachsene mit seinem Verhalten – Dampf zu machen. Dass das in der Schulzeit erfolgt, multipliziert die Aufmerksamkeit. Vielleicht könnte man ja in die Freitagsnachmittagsstundenpläne das Fach "Praktische Gesellschaftskunde" aufnehmen, denn mit ihren Demos lernen die Schüler sehr viel darüber, wie Demokratie funktioniert und wie unser Land tickt.
Schaut man sich die Fridays for Future Website an, findet man neben dem früher arg belasteten Begriff der "Ortsgruppen" Klimastreik-Termine und sogar einen "Entschuldigungsschreiben-Generator". Die Digitalisierung in ihrem Lauf ist nicht aufzuhalten.
Ein armer Artikel
Von Ein Lehrer am 01.09.2019 - 16:45Uhr
"Die Argumentation, Kohleausstieg und Kohlendioxideinsparung seien allein Maßnahmen in Deutschland und damit bezogen auf den Planeten wirkungslos, ist (!!!) falsch. Wie auf anderen Gebieten stünde (Konjuktiv) es Deutschland gut zu Gesicht, in klimaschützenden Technologien Vorreiter zu sein." Die Erhabenheit ist unübersehbar. Richtig oder falsch entscheidet der Anzeiger.
"Dampf machen" geht auch nur in der Schulzeit. Gibt es ein Recht auf Aufmerksamkeit? Ich gehe nur noch bei Rot über die Ampel, weil es bei Grün keinen interessiert? Und außerdem: Machen sie auch ihrem eigenen Verhalten Dampf?
Ich denke, Schulen sind durchaus Räume, in denen man lernt, wie Demokratie funktioniert. Nicht zuletzt durch das Einhalten von Regeln. Und Besuchs des Unterrichts, auch in GRW, wie praktische Gesellschaftskunde im Lehrplan heißt, ggf. freitags zur sechsten Stunde.
Digitale Entschuldigungen haben wir mit unseren Schülern schon vor 20 Jahren generiert: mit PASCAL Die Digitalisierung ist unübersehbar.
Fazit:
Auch fridays for future ist vor dem Sommerloch nicht gefeit. Mehr als fünf Prozent der Jugendlichen werden damit wohl nicht erreicht. Das kann heißen: Fünf-Prozent-Hürde gerade so übersprungen oder knapp verfehlt? Keinesfalls eine massenergriffene Bewegung...
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: Matthias Wehnert
- Erstellt am 31.08.2019 - 10:16Uhr | Zuletzt geändert am 31.08.2019 - 10:59Uhr
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