Afrika - in Görlitz ganz nah
Görlitz, 17. Juni 2018. Von Thomas Beier. Geheimnisvolles Afrika – in der Tat ist Afrika noch immer vielleicht der Kontinent, bei dem sich das höchste Maß an Vorurteilen mit dem höchsten Maß an Unwissen verbinden. Kein Wunder also, dass die Görlitzer erstaunt und neugierig reagierten, als gleich ein Dutzend Majestäten samst Begleiterinnen und Begleitern aus der Gegend südlich der Sahara während eines dreitägigen Sachsen-Trips auch in der Neißestadt auftauchten.
Abbildung: Zum Programm in der Europastadt an der Lausitzer Neiße gehörte auch ein Besuch am östlichen Ufer
Kamerun, ein Land mit wechselvoller Geschichte
Neben je einem aus Gabun und aus Benin kamen die meisten der Stammeskönige (das Görlitzer Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen hat die Teilnehmerliste veröffentlicht) aus Kamerun, nicht ganz ohne Hintergedanken der sächsischen Initiatoren des Besuchs. Die Bundesregierung hatte zwar im "Afrikajahr" 2017 richtig Dampf gemacht, den aber zum größten Teil schließlich wohl nur zum Tuten und Blasen verwendet. Sachsen geht es etwas konzentrierter an und setzt auf Kamerun, von 1884 bis 1916 deutsche Kolonie, nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Frankreich und Großbritannien aufgeteilt, 1960 einer "jungen Nationalstaaten", um nur einige der Meilensteine der komplizierten Geschichte des Landes herauszugreifen. Die Hoffnung liegt auf dem Zusammenwirken zwischen der zu langsam wachsenden sächsischen Wirtschaft und den Entwicklungspotenzialen in Kamerun.
Noch heute teilt sich Kamerun in einen – kleineren – englischsprachigen und einen französchsprachigen Landesteil. Obwohl formal Demokratie herrscht und es Wahlen gibt, zählt Kamerun zu den autoritär regierten Staaten (siehe dazu auch die Freedom-in-the-World-Länderliste 2017). Aber was soll's, nach dieser Länderliste liegt das zentralafrikanische Land bei den Bürgerlichen Freiheiten gleichauf mit, in der Pressefreiheit sogar einen Hauch besser als China – und dort fragt ja auch keiner, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht.
Görlitz jedenfalls hat den afrikanischen Majestäten und ihren Begleiterinnen einen perfekt organisierten und warmherzigen Empfang geboten und damit einen großen Beitrag geleistet, das international als Dunkelsachsen angekratzte Image des Möchtegern-Landes von Welt wieder aufzupolieren. Verdeutlicht werden muss aber auch: Immerhin lebt man in Sachsen als Ausländer weit sicherer als in Kamerun, wenn man sich die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes mal näher zu Gemüte führt. Einige Gegenden, besonders im Norden, gelten als besonders unsicher. Es besteht ein Fotografierverbot für alles, was dem Ansehen des Landes schaden könnte, Homosexualität ist verboten.
Wie sich die Zusammenarbeit zwischen Sachsen und Kamerun entwickeln und ob sie für beide Seiten fruchtbringen sein wird, ist eine spannende Frage. Bei allen Problemen: Wer Afrika zuerst aus Ludwig Renns "Der Neger Nobi" (Kurzinhalt) und mit der Musik Miriam Makebas kennengelernt hat, dem sind Kunst und Kultur des Kontinents und seiner Menschen schon mal sympathisch.
Mehr Wirtschaft und Afrika:
Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V.



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- Quelle: Thomas Beier | Fotos: Matthias Wehnert
- Erstellt am 17.06.2018 - 06:21Uhr | Zuletzt geändert am 17.06.2018 - 07:48Uhr
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