Oberbürgermeister Deinege bei den Separatisten
Görlitz, 14. Juli 2016. Von Fritz R. Stänker. Wäre das nicht toll - ein Stückchen Görlitz unter die Selbstverwaltung junger Leute, am besten von Kindern, zu stellen? Das Experiment läuft und nennt sich Kinderstadt "nasze miasto - unsere Stadt". Okkupiert hat es den Görlitzer Stadthallengarten. Da musste der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege schon seinen Mut zusammennehmen, als er gestern Vormittag das Separatistengebiet besuchte. Doch die Kinder ließen Milde walten mit dem Görlitzer Stadtoberhaupt, zu etwas anderem hätten sie auch keinen Grund. Er wurde herzlich begrüßt und gleich von zwei jungen Stadtführern durch das Hoheitsgebiet der Kinderstadt geführt.
Abbildung: Dem Oberbürgermeister mal so richtig Löcher in den Bauch fragen - das trauen sich in Görlitz nur die Kinderjournalisten.
Zu Besuch in der Görlitzer Kinderstadt
Was in der Kinderstadt tagtäglich abgeht, könnte ein bisschen an das "Lager für Arbeit und Erholung", das zu "DDR"-Zeiten dann irgendwann mal verschämt in "Lager für Erholung und Arbeit" umbenannt wurde, erinnern. Aber nein, jetzt hat das kapitalistische Zeitalter Einzug gehalten und so versammeln sich jeden Morgen die Kinder vor dem Arbeitsamt, wo sie ihre Arbeitsstellen zugeteilt bekommen. Welch grauslich unsensible Tagelöhner-Zeremonie! Die Kinder dürfen dann täglich zwei oder vier Stunden, sowas wie Teil- oder Vollzeit, arbeiten.
Geld bekommen sie nicht für ihre Arbeit, sondern sogenannte Frösche. Die können gegen Dienstleistungen und Waren der Kinderstadt eingetauscht werden - der Forum-Scheck lässt grüßen: Wer keine Frösche hat, kriegt auch nichts. Nur die ganz Fleißigen (nannte man früher Akkordbrecher) können bis zu 32 Frösche am Tag verdienen.
Wie in der Welt der Erwachsenen gibt es in der Kinderstadt unzählige Berufsfelder, in denen man sich betätigen kann: Taxifahrer, Polizist, Bäcker oder Journalist, die Bandbreite an Berufen ist groß und vielfältig wie im richtigen Görlitz. So nutzten die Journalisten der Kinderstadt die Gelegenheit und stellten dem Oberbürgermeister Fragen über sein Amt, seine Überzeugungen und die Ziele der Stadt Görlitz in Bezug auf die Kinder- und Familienfreundlichkeit und lieferten damit ein schönes Vorbild für die richtige Presse.
Die Görlitzer Kinderstadt hat auch einen Bürgermeister und eine Stellvertreterin: Kamil und Sandra waren vorgestern von den Kinderstadtbewohnern als Putzoberste ihrer Stadt gewählt worden. Oberbürgermeister Deinege - ganz Diplomat - kam nicht umhin, seine jungen Amtskollegen ernst zu nehmen. Er gab ihnen als lebenserfahrener Mann Tipps für eine vertrauensvolle und demokratieorientierte Zusammenarbeit mit auf den Weg. Das wäre doch auch mal was an die Adresse einiger Stadtpolitiker?
Bei aller Spöttelei: Deinege zeigte sich zu Recht beeindruckt von der Kinderstadt und der dahinterstehenden Organisation: "Dieses Projekt ist ein deutliches Zeichen der Kooperation und grenzübergreifender Zusammenarbeit. Ich freue mich, dass sich hier deutsche und polnische Kinder harmonisch und kreativ zusammenfinden. Das ist gelebte Städtepartnerschaft unserer Jüngsten." Heute will sein Amtskollege Rafał Gronicz aus dem polnischen Teil der Europastadt an der Neiße die Kinderstadt besuchen. Und vielleicht, ja vielleicht gehend die beiden Stadthäuptlinge auch noch einmal gemeinsam hin.
Das Kinderstadtprojekt "nasze miasto - unsere Stadt" im Garten der seit Jahren geschlossenen Stadthalle Görlitz wird von Initiativen und Vereinen aus der Doppelstadt Görlitz-Zgorzelec veranstaltet. Heuer ist der Meetingpoint Music Messiaen e.V. erstmalig Träger der Kinderstadt, an der ungefähr 200 Kinder aus Deutschland und Polen teilnehmen. Alle Angebote in der Kinderstadt sind auf Deutsch und Polnisch, damit sich die Kinder besser kennenlernen können.
Möglich wird das Projekt "nasze miasto - unsere Stadt" erst durch die mehr als 70 Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer.
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- Quelle: red / Fritz Rudolph Stänker | Fotos: Stadtverwaltung Görlitz
- Erstellt am 13.07.2016 - 18:47Uhr | Zuletzt geändert am 14.07.2016 - 09:36Uhr
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