Sächs´n´Crime

Dresden, 13. März 2007. Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo hat die Polizeiliche Kriminalstatistik 2006 vorgestellt. Erfreulich: Für 2006 kann in Sachsen der niedrigste Stand der Kriminalität seit 1993 bilanziert werden. Die Zahl der Straftaten ist um 3,2 Prozent gesunken. Obwohl die Aufklärungsquote erneut gestiegen ist, haben Gewaltkriminalität und Sachbeschädigungen zugenommen.

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Häufung von Ladendiebstählen in Görlitz und Zittau

Im Jahr 2006 wurden in Sachsen 307.841 Straftaten registriert. Das bedeutet 3,2 Prozent bzw. 10.325 Fälle weniger als im Vorjahr. Die Kriminalitätsentwicklung erreichte damit den niedrigsten Stand seit 1993. Auf 100.000 Einwohner kamen 7.203 Straftaten, 203 weniger als 2005.

Eckpunkte der Kriminalitätsentwicklung 2006

Die Gesamtaufklärungsquote stieg auf 59,7 Prozent (2005: 58,6 Prozent). Es wurden 183.897 Straftaten aufgeklärt.

Im Jahr 2006 ermittelte die Polizei 117.891 Tatverdächtige. Das sind 1.437 bzw. 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Den größten Rückgang gab es in der Altersgruppe der Jugendlichen (- 9,5 Prozent). Der Anteil der Nichtdeutsche Tatverdächtigen lag bei 12,8 Prozent (ohne ausländerrechtliche Verstöße bei 8,4 Prozent).

Landesweit wurden 37.194 Personen als Opfer einer Straftat registriert (2005: 36.157). Die Zahl der weiblichen Opfer ging gegenüber dem Vorjahr zurück; ihr Anteil belief sich auf 36,8 Prozent. 63,2 Prozent der Opfer waren männlichen Geschlechts.

Der registrierte Gesamtschaden betrug 406,4 Millionen Euro. (2005: 413,8 Mio. Euro). 37,8 Prozent des Gesamtschadens entstanden durch Insolvenzstraftaten im Bereich der Wirtschaft.

Die Körperverletzungsdelikte sind im Jahr 2006 um 3,4 Prozent auf 20.268 Fälle angestiegen. Hingegen sank die Zahl der Raubdelikte im Vergleich zu 2005 um 10,8 Prozent (230 Fälle) auf 1.900 Fälle.

Den stärksten zahlenmäßigen Zuwachs gab es bei den Sachbeschädigungen. Ihre Zahl stieg um 2.803 Fälle (6,2 Prozent) auf 47.895 Fälle.

Diebstahlsdelikte machten rund 40 Prozent (122.069 Fälle) der Gesamtkriminalität aus. Der Rückgang der Straftaten ist in diesem Bereich am deutlichsten (- 9,0 Prozent).

Im Jahr 2006 sind 8.014 Rauschgiftdelikte durch die Polizei ermittelt worden. Die Zahl stellt einen Anstieg von 2,3 Prozent dar. Im Freistaat Sachsen wurden insgesamt 15 Rauschgifttodesfälle registriert.

Diebstahlskriminalität

Diebstahlsdelikte stellen mit 122.069 Fällen zwar nach wie vor die häufigste Deliktsgruppe dar. Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität ging jedoch von 42,2 Prozent im Jahr 2005 auf 39,7 Prozent im Jahr 2006 zurück.

Kraftwagendiebstähle sind um 19,0 Prozent bzw. 414 Fälle auf 1.767 Fälle zurückgegangen. Der rückläufige Trend der vergangenen Jahre stellt sich aber auch bei Fahrzeugaufbrüchen fest. Dort sind die registrierten Delikte um 12,9 Prozent auf 12.819 Fälle gesunken.

Wohnungseinbrüche sind oft mit nachhaltiger psychischer Belastung für die Betroffenen verbunden. Hier ist besonders erfreulich, dass in diesem Bereich die Fallzahlen um 8,8 Prozent (216 Fälle) auf 2.227 Fälle gesunken sind.

Gewaltkriminalität

2006 wurden im Freistaat Sachsen insgesamt 7.187 Delikte der Gewaltkriminalität registriert. Entgegen dem Trend des Vorjahres stellt das einen Anstieg um 155 Fälle bzw. 2,2 Prozent dar.

Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen erhöhte sich um 7,4 Prozent (346 Fälle) auf 5.027 Fälle. Die Zahl der Raubdelikte ging hingegen um 10,8 Prozent auf 1.900 Delikte zurück.

Die Bevölkerung der Großstädte war durch Gewaltdelikte deutlich stärker belastet als die Bewohner ländlicher Regionen. 2006 kamen in Leipzig auf 100.000 Einwohner rein rechnerisch 290 Gewaltstraftaten, in Chemnitz 230, in Dresden 222. In Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern waren es mit durchschnittlich 108 Fällen nicht einmal halb so viele.

Sachbeschädigung

Den stärksten quantitativen Zuwachs gab es bei den Sachbeschädigungen. Ihre Zahl stieg um 2.803 Fälle (6,2 Prozent) auf 47 895 Fälle. Damit beträgt der Anteil an der Gesamtkriminalität 15,6 Prozent. Darunter fallen auch Sachbeschädigungen durch Graffiti, die maßgeblich zu dem Anstieg der Fallzahlen beigetragen haben.

Kriminalität durch Jugendliche und Heranwachsende

Die Zahl tatverdächtiger Jugendlicher war im Jahr 2006 erneut rückläufig. Es wurden 13.665 Jugendliche als Tatverdächtige ermittelt. Das entspricht einem Rückgang um 9,5 Prozent.

Auch ihr Anteil an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen war gesunken: Von 12,7 Prozent im Jahr 2005 auf 11,6 Prozent im Jahr 2006. Der weiterhin rückläufige Anteil jugendlicher Tatverdächtiger steht auch in Zusammenhang mit dem abnehmenden Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe. Deliktsschwerpunkte bildeten bei dieser Altersgruppe Ladendiebstähle gefolgt von Sachbeschädigungen, Einbrüche und Körperverletzungen.

Die Zahl der tatverdächtigen Heranwachsenden blieb mit 13.870 Tatverdächtigen konstant. Kriminalitätsschwerpunkte bildeten hier Sachbeschädigungen gefolgt von Rauschgiftdelikten, Ladendiebstählen und Schwarzfahren.

Opfer

Die auf 37.194 gestiegene Gesamtzahl der Opfer von Straftaten hat ihre wesentliche Ursache im Anstieg der Körperverletzungsdelikte (+ 1.066 Opfer). In anderen Kriminalitätsbereichen dagegen war sie rückläufig (Beispiel Raubdelikte: - 291). Für Jugendliche und Heranwachsende ist die Gefahr Opfer zu werden am größten. Senioren (Erwachsene ab 60 Jahre) werden hingegen seltener Opfer von Straftaten

Dem Anliegen des Opferschutzes hat die Sächsische Polizei u. a. mit der Schaffung von Opferschutzbeauftragten in den Polizeidirektionen Rechnung getragen. Im Landeskriminalamt Sachsen erfolgt die Koordinierung der Aktivitäten der Sächsischen Polizei auf dem Gebiet des Opferschutzes.

Die Sächsische Polizei arbeitet seit Jahren eng mit verschiedensten Opferhilfeeinrichtungen, wie dem WEISSEN RING e. V. oder der Opferhilfe Sachsen e. V., zusammen. Ziel ist es, das Zusammenwirken der bereits vorhandenen Einrichtungen und Initiativen zu intensivieren und die Effektivität des Netzwerkes zu erhöhen.

Rauschgiftkriminalität

Die Rauschgiftkriminalität stieg im vergangenen Jahr um 2,9 Prozent auf 8.080 Fälle an. Allgemeine Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz bildeten mit 6.103 Fällen den Schwerpunkt.
Hinzukommen 1.397 Fälle des illegalen Handels mit bzw. Schmuggels von Rauschgiften. Gegenüber dem Vorjahr stellt dies einen Anstieg um 6,0 Prozent (79 Fälle) dar.
Für das Jahr 2006 wurden im Freistaat Sachsen insgesamt 15 Rauschgifttodesfälle registriert. Im Vorjahr waren es noch 20 Todesfälle.
2006 wurden 36,2 kg Heroin beschlagnahmt. Heroin steht damit nach Cannabis (97,6 kg) auf Platz 2 der Gesamtmenge beschlagnahmter Rauschgifte.

Wirtschaftskriminalität

Die Wirtschaftskriminalität ist im vergangenen Jahr um 6,5 Prozent auf 5.698 Fälle gesunken. Besonders deutlich wird der Rückgang im Bereich der Insolvenzstraftaten. Diese gingen um 17,6 Prozent auf 1.705 Fälle zurück. Einen Schwerpunkt der Straftaten im Bereich der Wirtschaftskriminalität stellten Betrugsdelikte dar. Diese stiegen um 226 Fälle auf 1.226 Delikte an.

Während der Anteil der Wirtschaftskriminalität am gesamten Kriminalitätsgeschehen mit 1,9 Prozent relativ gering ist, werden in diesem Deliktsbereich über 66,6 Prozent des registrierten Gesamtschadens verursacht. Durch Wirtschaftskriminalität entstand im vergangenen Jahr ein Schaden in Höhe von 270,4 Mio. Euro.

Kriminalität an der sächsischen Außengrenze

Die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasste 2006 entlang der sächsischen Außengrenze insgesamt 22.700 Delikte, 717 Fälle bzw. 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der ausländerspezifischen Delikte (Verstöße gegen das Aufenthalts-, das Asylverfahrens- und das Freizügigkeitsgesetz/EU) hat um 613 Fälle abgenommen (- 13,3 Prozent). Die allgemeine Kriminalität ging um 104 Fälle zurück (- 0,6 Prozent).

Kennzeichnend für die Kriminalität im Bereich der sächsischen Außengrenze war neben der großen Zahl ausländerrechtlicher Verstöße vor allem ein Übergewicht an Urkundenfälschungen, Straftaten gegen das Waffengesetz, Rauschgiftdelikten sowie auf dem Diebstahlssektor. Eine Häufung von Ladendiebstählen registrierten hauptsächlich die Städte Görlitz und Zittau. An der Grenze zu Polen wurden regional relativ viele Urkundenfälschungen begangen. Im Grenzbereich zu Tschechien nahmen vor allem Straftaten gegen das Waffengesetz, Kraftwagendiebstahl einschließlich unbefugter Gebrauch, Diebstahl in/aus Gaststätten, Kantinen, Hotels und Pensionen aber auch Diebstahl in/aus Kraftfahrzeugen einen breiteren Raum ein.

Zu den Gemeinden mit Grenzberührung zu Tschechien wurden insgesamt 8.694 allgemeine Straftaten registriert, 274 mehr als 2005 (+ 3,3 Prozent). In den Gemeinden entlang der polnischen Grenze waren es 9.993 Fälle, 378 weniger als im Vorjahr (- 3,6 Prozent).

Buttolo kommentierte die neue Kriminalstatistik mit folgenden Worten: "Ich bin stolz auf die geleistete Arbeit der Sächsischen Polizei im vergangenen Jahr. Ein besonderer Erfolg ist, dass die Kriminalität erneut zurückgedrängt werden konnte und gleichzeitig die Aufklärungsquote angestiegen ist. Besonders erfreulich ist auch, dass es trotz des Wegfalls der Zollkontrollen zu keiner nachweisbaren Erhöhung der Kriminalität gekommen ist. Gerade hier waren die Ängste Vieler unbegründet, die mit einem massiven Anstieg der Kriminalität gerechnet hatten. Eine vollkommen neue Situation entsteht jedoch künftig beim Auslaufen der grenzpolizeilichen Kontrollen. Mit dem Wegfall dieser wesentlichen Filterfunktion an der Außengrenze verbindet sich die Notwendigkeit, Ausgleichsmaßnahmen zu schaffen. Bundespolizei und Landespolizei sind gefordert, um in enger Kooperation ein Konzept zu Kompensationsmaßnahmen zu erarbeiten und den anstehenden Veränderungen gerecht zu werden."

Und ziemlich genau 14 Jahre später?
Mehr Sicherheit – erklärtes Ziel der Sächsischen Polizei

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Entwicklung der Gewaltkriminalität Entwicklung der Fallzahlen
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  • Quelle: /TEB Grafiken: /Landeskriminalamt
  • Erstellt am 13.03.2007 - 20:23Uhr | Zuletzt geändert am 19.03.2021 - 23:50Uhr
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