Landkreis Bautzen: Offener Brief an vermummte Feiglinge
Landkreis Bautzen | Zittau, 25. November 2014. Von Elke Fasler. Hallo Ihr Feiglinge, sicher sitzt Ihr wieder in irgendeiner Bude und trinkt eine Pulle Bier nach der anderen auf euren vermeintlichen Sieg. Bestimmt seid ihr stolz darauf, dass die Medien darüber berichten, wie ihr sorbischen Jugendlichen auflauert, um mit euren schwarzen Masken auf dem Kopf Angst einzuflößen und um zu demonstrieren, wie "stark" ihr seid. Seid ihr wirklich so naiv, um zu glauben, dass ihr mit euren nächtlichen "Straßeneinsätzen" in der Öffentlichkeit beeindruckt? Ihr irrt! - Mit Euren Aktionen verdeutlicht ihr, dass ihr ganz große Feiglinge seid.
Mutig wäre jetzt, um Entschuldigung zu bitten
Ich weiß nicht, was in eurem Leben schiefgelaufen ist, um nichts Vernünftiges mit euch und der Welt anfangen zu können.
Vielleicht seid ihr neidisch darauf, dass die sorbischen Mädchen und Jungen mindestens zwei Sprachen perfekt sprechen, während so mancher von euch Schwierigkeiten im Umgang mit der eigenen Muttersprache hat? - Fakt ist: Euer menschenverachtendes Verhalten ist ein Zeichen mangelnden Wissens und persönlicher Schwäche.
Es ist nie zu spät, um aus Fehlern zu lernen und im Leben neu durchzustarten. Ein erster Schritt wäre, Gesicht zu zeigen und sich bei den sorbischen Jugendlichen zu entschuldigen - das wäre ein Beleg für Mut.
Kommentar:
Diesem, ja, Wutausbruch einer vielfältig engagierten Zittauerin könnte man noch viel hinzufügen über jene Teile unserer Gesellschaft, die vor allem über das Internet eine Sicht auf "Fremde" verbreiten, die an das faschistische "Deutsche, wehrt Euch!" erinnert.
Seltsamerweise wollen diese Leute nicht als Nazis bezeichnet werden, doch sind sie es in der Tat: Sie versuchen, soziale Probleme durch die Betonung des Nationalen zu lösen. Das war schon zu Zeiten der Nationalstaaten fatal und ist es heute in unserer globalisierten Welt erst recht.
Auch im Dritten Reich hat die Nazideologie die Masse der Menschen schleichend befallen: Heimat? Ist doch nichts Schlechtes. Unsere Traditionen sollen bewahrt werden, das Fremdländische darf nicht weiter Raum greifen. Die Juden? Eine Lektion kann nicht schaden und was wollen die überhaupt hier? Unnütze Esser? Na, ist doch wirklich wahr, wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Wir sind ein Volk, eine Volksgemeinschaft, die ihre Kultur gegen die Untermenschen verteidigen muss etc. pp. Erst diese schlichten Sichten, verbunden mit einem suggerierten Überlegenheitsgefühl als Deutsche, haben es der Naziführung ermöglicht, ihre Macht zu festigen und ihre Verbrechen umzusetzen. Da freue ich mich über jeden Ausländer, der mich mit solchen Deutschen nicht alleine lässt!
Was soll man von Asylbewerbern erwarten, die Krieg und Flucht erlebt haben, die vom nackten Überlebenskampf geprägt sind - dass sie alle von Dankbarkeit, Anstand und Sanftmut erfüllt sind? Wie aus dem Krieg heimgekehrte Soldaten sind sie das gewiss nicht. Doch unser Anspruch muss es sein, sie, genau so wie jeden, der bei uns lebt, in unsere Gesellschaft zu integrieren und sie damit weiter zu entwickeln. Das braucht Zeit, wird nicht immer einfach sein und manchmal auch nicht gelingen - aber es ist ein Gebot der Menschlichkeit und wird bei den Allermeisten, die hier ankommen, Früchte tragen.
Bei dieser Gelegenheit: Auch Wirtschaftsflüchtlinge sind willkommen, wenn sie die Rahmenbedingungen in Deutschland nutzen wollen, um sich eine Existenz aufzubauen. Diese Leute, die bei Null anfangen, sind Vorbilder für jene, die nicht müde werden Gründe zu finden, warum sie doch leider dem Staat auf der Tasche liegen müssen.
Mit welcher Willkommenskultur wir Flüchtlingen und Zuwanderern entgegentreten ist nicht allein eine Frage des Intellekts, sondern vor allem auch der Fähigkeit, dem Anderssein, dem Neuem vorurteilsfrei zu begegnen, Widersprüche und Veränderungen auszuhalten. Diese Kultur prägt auch, wie wir nationalen Minderheiten wie den Sorben begegnen - bei denen doch im Zusammenleben mit den Deutschen eigentlich längst bewiesen ist, wie gut das funktioniert.
Im Landkreis Bautzen haben Vertreter von Institutionen und Kommunen eine Onlinepetition gegen Fremdenfeindlichkeit gestartet. Ein richtiges Zeichen,
meint Ihr Thomas Beier
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- Quelle: red | Abbildung: geralt / Gerd Altmann, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
- Erstellt am 25.11.2014 - 15:11Uhr | Zuletzt geändert am 25.11.2014 - 16:30Uhr
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