Sorben treffen Friesen

Görlitz, 29. Oktober 2014. Von Andreas Herrmann. Von einer Begegnungsreise aus Nordfriesland zurück ist jetzt eine Gruppe von Bürgern, die sich im Görlitzer Europa-Haus beim Thema nationale Minderheiten engagieren.
Foto: Die Gruppe aus dem Landkreis Görlitz zusammen mit Oke Sibbersen, dem Leiter der Nordsee-Akademie in Leck.

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Von Gemeinsamkeiten und unterschiedlichen Sichtweisen

Zweisprachige Ortsschilder kannten die Besucher aus den nördlichen Regionen des Landkreises Görlitz schon. In Nordfriesland erfuhren sie, dass es so etwas auch in der Sprache der Friesen gibt. Zu Gast waren sie letzte Woche in der Nordsee Akademie Leck und erkundeten von hier aus die Region über Husum, die Hallig Oland bis hinein nach Dänemark, wo sie mit Ribe die älteste Stadt unseres nördlichen Nachbarlandes besuchten.

Klar, dass es dabei auch Kontakte mit der deutschen Minderheit in Dänemark und wiederum auch mit der dänischen Minderheit in Deutschland gab. Antje Arfsten vom Nordfriesischen Institut in Bredstedt zum Beispiel gab eine Einführung in friesische Sprache, Geschichte und Kultur. Dass Friesisch eigentlich eine Gruppe aus drei Sprachen ist, wissen die Görlitzer seitdem und auch, dass es Spaß macht, gemeinsam entweder allgemein bekannte oder neue Lieder zu singen. Ein stimmungsvoller Abend bei dem friesische Getränke wie der "Pharisäer" nicht fehlten, mit in schöne Trachten gekleideten Friesen war dazu der Höhepunkt.

Dass es neben Gemeinsamkeiten von nationalen Minderheiten auch ganz unterschiedliche Sichtweisen zwischen dem Südosten und dem hohen Norden Deutschlands gibt, wurde bei dem Besuch ebenfalls deutlich. Für die 30 Reisenden, die je zur Hälfte vom Görlitzer Europa-Haus und vom Sorbischen Kulturzentrum Schleife / Serbski Kulturny Centrum Slepo kamen, waren besonders die Themen Energiepolitik und demografischer Wandel hochinteressant. In Nordfriesland kommt man auf den Wegen durch das Land, das mit Deichen gegen die Gezeiten und Fluten der Nordsee geschützt wird, an vielen Windkraftanlagen vorbei. Die Friesen haben erkannt, dass in der Windkraft ihre Zukunft liegt und viele verdienen dabei gutes Geld, erläuterte Oke Sibbersen, der Leiter der Nordsee Akademie den Gästen. Die nahmen diese Masse an Windkraftanlagen schon ein wenig erstaunt zur Kenntnis, gibt es im Landkreis Görlitz doch dazu zahlreiche Vorbehalte. Friesen wiederum staunen, wenn sie hören, dass bei uns ein sorbisches Fernsehprogramm und ein sorbisches Nationalensemble mit einem umfangreichen Theater- und Musikrepertoire existiert.

Das Programm der Gruppe war dicht gepackt. Neben Landes- und Gesellschaftskunde stand auch Kunst auf dem Programm. Beim Besuch der weltweit bedeutendsten Ausstellung mit Werken des expressionistischen Malers Emil Nolde in Seebüll, wo auch sein Wohn- und Atelierhaus sowie sein Garten zu besichtigen sind, begeisterten eher die sanften und träumerischen Züge der Nordseeregion, wie auch ein Besuch im ehemaligen Haus von Theodor Storm, der als nordfriesischer Dichter stets mit den politischen Spannungsfeldern deutsch-dänischer Geschichte befasst war.

Die Organisatoren vom Europa-Haus gestalten Geschichte und Gegenwart des Projektes "Sorben treffen Friesen" schon länger, denn bereits zum dritten Mal seit 2012 bereiste so eine Gruppe den Norden. Manfred Hermasch, der ebenfalls mitgekommene Sorbenbeauftragte der Görlitzer Landkreisverwaltung, will das sogar noch weiter ausbauen und knüpfte während der Reise Kontakte für die Zukunft.

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  • Quelle: red | Foto: © Andreas Herrmann
  • Erstellt am 28.10.2014 - 22:58Uhr | Zuletzt geändert am 28.10.2014 - 23:23Uhr
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