Werner Finck im Ristorante
Görlitz, 25. August 2021. Einer der größten Söhne der Stadt Görlitz, einst berühmt und heute bei vielen vergessen, ist der Kabarettist Werner Finck (1902-1978). Er verschonte seine Heimatstadt mit den Worten: "Das Tadeln meiner kleinen Stadt überlasse ich den Söhnen der Weltstädte. Wir aus den kleinbürgerlichen Städten müssen zusammenhalten."
Humboldt-Apotheke erinnert an den Kabarettisten aus Görlitz
Das Maß der Demokratie in einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie ihre intelligenten Kabarettisten erträgt. Da scheint es fast zwangsläufig, dass Werner Finck von den Nazis ins KZ geschickt wurde. Seine Frage, von der Bühne herab einem mitschreibenden Gestapo-Spitzel gestellt, "Spreche ich zu schnell? Kommen Sie mit? – Oder muss ich mitkommen?" wurde damit im übertragenen Sinne beantwortet. Nur durch Machtspielereien führender Nazis wurde Finck wieder entlassen. Später meldete sich der Kabarettist freiwillig an die Front, um einer erneuten Verhaftung und Einlieferung ins KZ zu entgehen.
Apothekersohn aus Görlitz – zwei Veranstaltungen zum 150.
Werner Finck war der Sohn des Görlitzer Apotheker Botho Finck, der die Humboldt-Apotheke von 1909 bis 1919 leitete. Als die Apotheke im Vorjahr 150 Jahre alt wurde, waren zwei Veranstaltungen geplant, die beide den Vorsichtsmaßnahmen gegen die Ausuferung der Coronapandemie zum Opfer fielen. Die erste davon, eine Versteigerung zugunsten des Görlitzer Tierparks, wurde hat am 20. Juli 2021 nachgeholt und brachte 600 Euro für die Einrichtung.Die zweite Veranstaltung, die Werner-Finck-Lesung "Fincken-Nachschläge" mit dem Görlitzer Theater-Urgestein Stefan Bley, soll nun Ende September nachgeholt werden. Bley, in Görlitz bekannt und beliebt, will das vielschichtige, manchmal sehr ernste Werk Fincks näherbringen.
Prädikat: Unbedingt hingehen!
Dienstag, 28. September 2021, 18.30 Uhr,
Ristorante da Vinci, Demianiplatz 54, 02826 Görlitz
Der Eintritt ist frei, aber Spenden zugunsten des Görlitz Tierparks werden gerne weitergeleitet. Eine weitere Versteigerung könnte es dann Anfang Oktober 2021 geben.
Mehr:
- Von einer Werner-Finck-Lesung mit dem damals Neuzigjährigen Walter Niklaus berichtete der Görlitzer Anzeiger im September 2015: "Der hat gesessen und der auch: Im Nazi-KZ und im "DDR"-Zuchthaus"
- Auf saechsische.de ist ein Beitrag von Ingo Kramer vom 12. Juli 2005 zu finden, der von einem Rundgang zu den Wohnhäusern Görlitzer Schriftsteller berichtet; Werner Finck lebte in der Struvestraße 11.
Rückblende:
Einen Teil des Demianiplatzes in Werner-Finck-Platz umbenennen? Der Görlitzer Anzeiger berichtete am 3. Juni 2008 von einer Absage. Einen Werner-Finck-Weg immerhin gibt es im Städtchen Olfen im Münsterland, wo die Straßen ein ganzes Wohnquartier nach Kabarettisten benannt wurden.
Lesen!
Werner Finck und die "Katakombe". Ein Kabarettist im Visier der Gestapo
von Swantje Greve,
Reihe: Topographie des Terrors. Notizen: Band 7
Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin 2015,
87 Seiten, 9,80 Euro
Rezension von Rainer Blasius auf faz.net
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- Quelle: red | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 25.08.2021 - 06:49Uhr | Zuletzt geändert am 17.05.2022 - 06:25Uhr
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