Hospitalstraße: feierlich wird das nicht

Görlitz, 14. Dezember 2015. Zwischen Heilig Abend und Neujahr liegt die Zeit, in der sich die Menschen liebgewonnenen Traditionen hingeben: Die Verwandtschaft belästigen, alte Streitereien ausgraben oder vor der Glotze dahinsiechen. Verantwortungsbewusste Görlitzer Bürger wollen das mit den Mitteln, die in ihren Kräften stehen, verhindern: Gleich zweimal, nämlich am 27. und am 28. Dezember, bieten sie mit der musikalischen Lesebühne "Hospitalstraße" im Görlitzer Apollo Ersatzbefriedigung - auf hohem Niveau!
Abbildung oben: Manchmal scheint Max Rademann entsetzt über die eigenen Texte. Wie auch immer: In diesem Moment ist es zu spät. Fotos: Paul Glaser

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Absonderlichkeiten aus Görlitz und dem Rest der Welt

Thema: Lesebühnen

Lesebühnen

Lesebühnen sind in Görlitz fester Kulturbestandteil - teils musikalisch unterlegt, teils mit Autoren von vor Ort, teils mit weitgereisten Schreib- und Lesenden.

"Raus aus der Stube!" ist die Devise, der sich das komplexe Autorenkollektiv Axel Krüger und Mike Altmann verschrieben hat. Beide hegen die unverhohlene Absicht, neue Texte aufzusagen, die "alles andere als feierlich sind und selbst dem Plastebaum das Nadeln beibringen“, so der Jahrzehnte nach seiner persönlichen Migration als Vorzeigebeispiel weitgehend gelungener Integration in Görlitz geltende Krüger (und das in einem Beitrittsgebietsumfeld, das sich in den vergangenen 25 Jahren sprachlich dem Aufnahmegebiet angepasst hat: Von den etwas gebildeteren Eingeborenen hätte kaum noch einer die Chuzpe, von einem "Plastebaum" zu sprechen, nein, Plastik- oder Kunststoffbaum sind angesagt).

Um so mehr darf man gespannt sein, mit welcher Wortwahl die Krüger & Altmann die "Absonderlichkeiten aus Görlitz und dem Rest der Welt" aufs Korn nehmen.

Blick in die Glaskugel für 2016


Altmann, bei dem man diskutiert, ob seine Stärke eher der Durch- oder doch der Weitblick ist, scheint sich letzterem verschrieben zu haben: "Alle wichtigen Ereignisse für 2016 sagen wir in unserer traditionellen Jahresvorschau voraus. Unsere bisherige Trefferquote ist phänomenal, Angebote von Astro TV nur noch eine Frage der Zeit.“

Gäste setzen auf Pressluft

Damit die beiden Vorstellungstage bereichert werden, sind Gäste eingeladen: Die kommen in Form von Max Rademann und Michael Mönnig - beide genial auf ihren mittels Pressluft aus der Lunge betriebenen Fachgebieten.

Der Rademann, Max, ist im erzgebirgischen Schwarzenberg groß, geprägt und dann - beinahe überall - berühmt geworden. Es ist halt der Sud der sächsischen Kleinstädte, aus dem Genialität erwächst. Die äußert sich bei Rademann nicht nur in der Fähigkeit, Texte zu schreiben und vorzutragen, sondern auch zu singen und gleichzeitig eine Vielzahl an Klaviertasten zu bedienen. Mit seinen Geschichten feiert Max Rademann in Görlitz regelmäßig Erfolge, wo er seit vielen Jahren mit der "Lesebühne GRubenhund" im Camillo Kino vom Applaus verwöhnt wird.

Der zweite Gaststar der beiden Apollo-Hospitalstraßen-Abende ist der Saxofon-Mann Michael Mönnig. Sieben anregende Jahre lang war er der Musikalische Direktor der Stammbesetzung der "Jazzhappen", jener Lesebühne, die sich dem Happenmangel angepasst hat und zur "Hospitalstraße" mutierte. "Wir freuen uns wahnsinnig, dass er uns nun in der Hospitalstraße den einen oder anderen feierlichen Marsch bläst“, frohlockt der im Weihnachtstaumel befindliche Axel Krüger; immerhin ist es der erste Gastauftritt seines ehemaligen Saxofon-Lehrers.

Prädikat: Unbedingt hingehen!
Sonntag und Montag, 27. und 28. Dezember 2015, je um 19 Uhr,
Apollo, Hospitalstraße 2, 02826 Görlitz.
Der Bedarf nach Ablenkung von den unterschiedlichen Ausprägungen des Familienfriedens ist groß, weshalb der Kartenerwerb im Vorverkauf ehrlich empfohlen wird. Die Tickets, die es an Vorverkaufsstellen, der Theaterkasse und online unter http://www.g-h-t.de gibt, kosten zwölf Euro, Schwarzmarktpreise deutlich höher.

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  • Quelle: red | Fotos: Paul Glaser
  • Erstellt am 14.12.2015 - 12:46Uhr | Zuletzt geändert am 14.12.2015 - 22:02Uhr
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