Konzert erinnert, wie ein berühmtes Quartett in Görlitz entstand

Görlitz, 8. Dezember 2015. 75 Jahre ist das jetzt her, ob es noch Zeitzeugen gibt? Mitte Dezember 1940 wurde in der Theaterbaracke, die den westlichen Kriegsgefangenen im Stammlager Stalag VIIIa in Görlitz-Moys (heute Zgorzelec-Ujazd) zur Verfügung stand, ein polnisch-französischer Lyrik- und Musikabend gegeben. Die Lyrik lieferte der hier inhaftierte polnische Dichter Zdzislaw Nardelli, den mehrere Interpreten vortrugen. Was damals niemand ahnte: Die bei dieser Gelegenheit uraufgeführten fünf Stücke des französischen Komponisten Olivier Messiaen, der hier gefangen gehalten wurde, bildeten den Grundstock für sein später berühmt gewordenes "Quartett auf das Ende der Zeit". Seinen Namen erhielt das Werk erst einen Monat später. Abbildung: Der heutige MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN, Vermächtnis des unvergessenen Dr. Albrecht Goetze.

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Shuttlebus und Eintritt kostenfrei

Genau 75 Jahre später will der MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN, der auf dem früheren Lagergelände errichtet wurde, an diesen Abend erinnern. Junge Leute aus der Europastadt Görlitz-Zgorzelec werden wie damals Musikstücke aufführen und Gedichte rezitieren. Außerdem werden die aktuellen Projekte des MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN e.V. vorgestellt, die sich dem Thema "70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges" widmen - beispielsweise Ergebnisse einer Geschichtswerkstatt, der "Lab Summerclass" und des deutsch-polnischen Workcamps "Ziegelstein" auf dem Stalag VIIIa Gelände zu sehen. Angeboten wird außerdem eine Führung über das Lagergelände. Der Abend endet mit einem Konzert des polnischen Duos Agnieszka Weryszko (Gesang) und Adam Ostapiuk (Gitarre). Hingehen! Sonnabend, 12. Dezember 2015, 17 Uhr, Europäisches Zentrum für Bildung und Kultur MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN, an der Seidenberger Straße (ulica Łużycka), Koźlice 1, 59-900 Zgorzelec. Die Teilnahme ist ebenso kostenlos wie der Shuttlebus, der um 16.15 Uhr vom Busplatz Demianiplatz 45 zum Stalag VIIIa um um 19.15 Uhr wieder zurück fährt. Programm!





      • 17.00 Uhr: Projektpräsentation mit Musik und Poesie

      • 18.00 Uhr: Begrüßung und Vortrag durch den MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN

      • 18.30 Uhr: Kammerkonzert




Kommentar: Wie die Jahrzehnte die Erinnerung verzerren, wie sich das Bild auf die Geschichte mit der Weitergabe des Geschehens an die nachfolgenden Generationen ändert zeigt die Tatsache, dass der MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN in einer Mitteilung das frühere Kriegsgefangenenlager als Strafgefangenenlager bezeichnet - ja, ein Lapsus, aber symptomatisch. Darauf hinzuweisen ist, dass die sowjetischen Kriegsgefangenen völlig anders behandelt wurden als beispielsweise die Franzosen, Amerikaner, die Soldaten des Commonwealth oder Belgier. "Die Russen" wurden weit schlechter versorgt, etwa 46.000 von Ihnen starben hier, wie diese Quelle mitteilt. Wer das frühere Lagergelände nicht kennt, dem sei ein Spaziergang dort empfohlen. Wer Geschichte erfasst, kann die Gegenwart besser bewerten. Ihr Thomas Beier

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  • Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 08.12.2015 - 17:11Uhr | Zuletzt geändert am 21.01.2025 - 23:16Uhr
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