Heute Kino im Schönhof: proletarischer Reportagefilm aus Waldenburg
Görlitz, 13. Oktober 2014. Rund um die Adelsausstellungen in Görlitz haben die beteiligten Görlitzer Museen ein dichtes und durchweg gediegenes Programm entwickelt. Die "Kunstpause 12 nach 12" und die "Verabredung mit dem Adel" haben sich als Veranstaltungreihen etabliert, anzukündigen sind heute auch ein Kolleg und die Aufführung eines sehenswerten Films aus dem Waldenburger Bergarbeitermillieu des Jahres 1929.
Schlesische Kultur und Geschichte in Verbindung mit dem Adel
- Kino im Schönhof: „Um´s tägliche Brot“ (Der Hunger von Waldenburg)
Montag, 13. Oktober 2014, 19 Uhr,
Schönhof (Schlesisches Museum zu Görlitz), Brüderstraße 8, 02826 Görlitz.
Eintritt sechs Euro, ermäßigt dreieinhalb.
Ein Stummfilm von Phil Jutzi, 1929, 45 min. Einführung: Annemarie Franke.
Das ist kein klassischer Spielfilm, sondern eher eine zeitgeschichtliche Dokumentation über das entbehrungsreiche Bergarbeiterleben im niederschlesischen Waldenburg (heute Wałbrzych). Den Kontrast bildet das Schloss des Fürsten Pleß, Land- und Bergwerksbesitzer.
Der Film wurde mit Laiendarstellern produziert und gilt gilt als erster wichtiger proletarischer Reportagefilm Deutschlands. Finanziert wurde der Film vom Volks-Film-Verband, zu dessen Organisatoren Heinrich Mann, Béla Balázs, Käthe Kollwitz, Erwin Piscator und G. W. Pabst gehörten. - Statuten vom Stift Joachimstein in der Kunstpause 12 nach 12
Mittwoch, 15. Oktober 2014, 12.12 Uhr.
Kaisertrutz (Kulturhistorisches Museum Görlitz), Platz des 17. Juni 1, 02826 Görlitz.
Eintritt drei Euro, ermäßigt zwei.
Mit Ines Anders. Joachim Sigismund von Ziegler und Klipphausen war Kammerherr Augusts des Starken und errichtete 1722 ein Frauenstift zur Versorgung lediger adliger Frauen der Oberlausitz und angrenzender Gebiete, das 1728 feierlich eingeweiht wurde. In den Stiftungsstatuten war festgelegt, dass in dem Stift, das von einem Stiftsverweser geleitet wurde, zwölf unverheiratete evangelische und seit mindestens vier Generationen adlige Fräulein der Oberlausitz und angrenzender Gebiete Aufnahme finden konnten, wenn sie ohne eigene Schuld in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren. Anliegen war die standesgemäße Versorgung, gefolgt von der Erziehung und Bildung der Stiftsfräulein im Sinne der Sozialformation des niederen Adels. Der Aufenthalt diente der Vorbereitung auf die spätere Rolle als Ehefrau und Mutter in einem landadligen Haushalt, wobei auch ein lebenslanger Aufenthalt im Stift möglich war. - Kolleg: Zimmer-Aquarelle
Donnerstag, 16. Oktober 2014, 16 Uhr,
Schönhof (Schlesisches Museum zu Görlitz), Brüderstraße 8, 02826 Görlitz.
Eintritt drei Euro, ermäßigt zwei.
Johanna Brade referiert zu Bilddokumenten adliger Wohnkultur im 19. Jahrhundert. Vor der Erfindung der Fotografie boten die sogenannte Zimmerbilder die einzige Möglichkeit, eine bleibende Erinnerung an vertraute Räume und ihre Bewohner zu bewahren. In den 1820er Jahren kamen deshalb Zimmermaler in Mode. Viele Adlige ließen sich von spezialisierten Künstlern private Erinnerungsblätter fertigen, die einen detailgetreuen Eindruck der Inneneinrichtung wiedergeben, von Wanddekorationen über das Mobiliar bis hin zu Sammelobjekten auf Schreibtischen und Regalen. Anlass waren oft ein Umzug oder der Tod eines Familienmitgliedes. Zimmerbilder wurden gesammelt und meist in Alben verwahrt, häufig kopiert und unter Freunden oder Verwandten getauscht. - Verabredung mit dem Adel: Helmuth Caspar von Moltke
Sonntag, 19. Oktober 2014, 14 Uhr,
Kaisertrutz (Kulturhistorisches Museum Görlitz), Platz des 17. Juni 1, 02826 Görlitz.
Eintritt acht Euro, ermäßigt dreieinhalb.
Das Kulturhistorische Museum und das Schlesische Museum zu Görlitz laden ein: Nach der Ausstellungsführung im Kaisertrutz ist dieses Mal der 1937 geborene Helmuth Caspar von Moltke als Gesprächspartner zu Gast. Der Sohn von Helmuth James Graf von Moltke und dessen Frau Freya trägt den Vorsitz des Stiftungsrates der Freya von Moltke-Stiftung für das neue Kreisau (heute Krzyżowa). Helmuth Caspar von Moltke hat den Krieg als Kind erlebt, verlor früh seinen Vater und musste als Flüchtling umherziehen. Er sieht es als seine Aufgabe, das Andenken aller Widerstandskämpfer zu bewahren.
Sein Vater Helmuth James Graf von Moltke hatte sich mehrfach mit Gleichgesinnten in der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" getroffen, dessen Ziel es war, ein demokratisches Deutschland mit einer sozialen Marktwirtschaft aufzubauen. Ein Attentat auf Hitler lehnte Graf von Moltke allerdings ab. Im Januar 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet: Er hatte einen Freund vor dessen anstehender Verhaftung gewarnt. Noch im Januar 1945 verurteilte ihn der Volksgerichtshof als Verräter zum Tode ließ die Hinrichtung vollstrecken. Die Briefe an seine Frau und seine Söhne aus dieser Zeit sind wichtige Erinnerungsstücke.
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- Quelle: red | Foto: © Krzysztof Mandrysz, Utoplec, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
- Erstellt am 13.10.2014 - 11:50Uhr | Zuletzt geändert am 13.10.2014 - 12:23Uhr
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